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Angst vor Testspiel-Qual - Löw nimmt Bedenkzeit

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Angst vor Testspiel-Qual - Löw nimmt Bedenkzeit

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    Angst vor Testspiel-Qual - Löw nimmt Bedenkzeit
    Angst vor Testspiel-Qual - Löw nimmt Bedenkzeit Foto: DPA

    Denn bis zum WM-Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli 2010 drohen weitere Testspiel-Langweiler, die das Publikum verärgern könnten. Schon für die Partien Mitte November gegen Chile und wahrscheinlich Ägypten kündigte Bundestrainer Joachim Löw neue Experimente mit potenziellen WM-Kandidaten wie dem Bayern-Aufsteiger Thomas Müller oder dem Bundesliga-Toptorschützen Stefan Kießling an.

    "Das sind Spiele, um unabhängig vom Ergebnis dem einen oder anderen neuen Spieler die Möglichkeit zu geben, Erfahrung zu sammeln", bemerkte der Baumeister der deutschen Fußball- Nationalmannschaft, der sich durch die souveräne WM-Qualifikation in seinem Kurs bestätigt fühlt. "Das sind für mich wichtige Erkenntnisse, um zu reagieren, wenn es darauf ankommt", betonte Löw.

    Auch die dürftige Vorstellung von Nachrückern wie Piotr Trochowski oder Cacau gegen Finnland wird an Löws Philosophie nichts ändern: "Es ist für sie gut, auch mal das eine oder andere Negative zu erleben und daraus Lehren zu ziehen." Kapitän Michael Ballack verteidigte die Ersatzleute um die schwächelnden Mario Gomez und Thomas Hitzlsperger ebenfalls: "Es ist für die Jungs schwer, wenn bei den sogenannten Stammspielern ein bisschen der Druck und die Spannung fehlen."

    Was der nicht gerade wenig zahlende Zuschauer allerdings von solchen Probier-Spielen hält, bekamen Löw und sein Personal in Hamburg mit aller Schärfe zu spüren. Die gellenden Pfiffe vor allem nach dem misslungenen Experiment mit drei Stürmern trafen die Spieler tief. "Gerade Fans sind wichtig, wenn es mal nicht so gut läuft. Mit Fingerspitzengefühl auf der Tribüne hätte man auch gemerkt, dass die Mannschaft diese Unterstützung heute gebraucht hätte", beschwerte sich Ballack über die Unmutsbekundungen, die nur durch das Ausgleichs-Stolpertor von Lukas Podolski zum 1:1 etwas eingedämmt wurden. Mit acht Siegen und zwei Remis blieb Deutschland ungeschlagen.

    "Ohne Niederlage die Qualifikation zu überstehen, schaffen nur wenige", hob der Torschütze hervor, der in der DFB-Torjägerliste mit 35 Treffern als Zehnter Ulf Kirsten aus den Top Ten verdrängte. In der Ausscheidung für Südafrika gelang das in Europa neben Deutschland nur EM-Champions Spanien, Italien, Irland und den Niederlanden. "Im Großen und Ganzen sollte man die beiden Spiele zusammen sehen - und der Erfolg in Russland überwiegt natürlich", sagte Ballack. Und Manager Oliver Bierhoff mahnte an: "Ich hoffe, dass auch nach dem Finnland-Spiel - wir haben ja nicht verloren - irgendwo die Freude über diese klare Direkt-Qualifikation übrig bleibt."

    Den Spagat muss nun vor allem die Marketing-Abteilung des DFB lösen, die trotz der angekündigten Casting-Fortsetzung mit WM- Aspiranten wie Marko Marin, Jerome Boateng, Cacau oder Sami Khedira Fußball-Feste versprechen muss, um am 14. und 18. November die großen Stadien in Köln und Gelsenkirchen zu füllen. Löw versprach für den Jahresabschluss zumindest wieder "neuen Schwung und neue Energie", die er auch persönlich in den kommenden Tagen sammeln will. "Ich muss jetzt erst einmal etwas runterkommen, um neue Gedanken und Ideen zu haben", verordnete sich der Bundestrainer selbst ein wenig Ruhe. Erst dann will er auch an die Verhandlungen um die Verlängerung seines im Sommer 2010 auslaufenden Vertrages gehen.

    Seinen vorläufigen 30-er WM-Perspektivkader könnte Löw schon bis zum November mit der einen oder anderen Personalie korrigieren. Für die zehn Spiele der abgeschlossenen Qualifikation hatte er immerhin 35 Spieler eingeladen und 28 eingesetzt, von Philipp Lahm mit der Maximal-Einsatzzeit von 900 Minuten bis zum seit einem Jahr praktisch ausgemusterten Torsten Frings, der nur ganze sieben Minuten um das WM-Ticket mitkämpfen durfte. Trotz der glatten Gruppenspiele sind noch viele Baustellen offen, um in sieben Monaten tatsächlich als Titelaspirant nach Südafrika reisen zu können. Wer besetzt die rechte Abwehrseite? Wer wird zweiter Innenverteidiger neben Mertesacker? Wer sekundiert Ballack im defensiven Mittelfeld? Wer kann sich als Top- Torjäger neben Klose festsetzen?

    "Joachim Löw hat ja noch einige Möglichkeiten zu testen", räumte der ehemalige DFB-Teamchef Franz Beckenbauer dem WM-Architekten Löw noch einige Bauzeit ein. In der Frage nach der Nummer 1 wagte der "Kaiser" allerdings schon eine klare Prognose: "Wenn einer so gut hält wie René Adler in Moskau, dann wird er auch weiterhin das Vertrauen des Trainers haben." Löw will das allerdings erst frühestens nach den November-Spielen entscheiden.

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