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Als Wismut noch im Grotewohl-Stadion kickte

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Als Wismut noch im Grotewohl-Stadion kickte

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    Als Wismut noch im Grotewohl-Stadion kickte
    Als Wismut noch im Grotewohl-Stadion kickte Foto: DPA

    Der vorgegebene Namens-Einheitsbrei von DDR-Sportvereinen, der sich zumeist nach der Art ihres finanziellen Unterstützers aus der Industrie oder Landwirtschaft richtete, löste sich mit der Wende ebenso schnell auf wie die Stadion-Namen verschwanden.

    Die Vereins-Bezeichnungen waren relativ klar definiert. Vorwärts stand für einen Club der Nationalen Volksarmee der DDR, Dynamo wurde der Volkspolizei zugeordnet, Motor dem Maschinen- und Fahrzeugbau, Wismut der Bergbauindustrie, Stahl der

    Ein paar Exoten durften nicht fehlen: Kali Werra Tiefenort, Sachsenring Zwickau oder Robur Zittau. Zum Leidwesen der Historiker kam es nie zu einem offiziellen Aufeinandertreffen der Fußball-Vereine mit den wohl kuriosesten Namen. Aktivist Schwarze Pumpe gegen Rotes Banner Trinwillershagen wäre ein Fall für die Geschichtsbücher gewesen. Mittlerweile würde die Begegnung FSV Hoyerswerda gegen Rot-Weiß

    Das Beispiel zeigt, wie schnell sich die Namens-Landschaft änderte. Plötzlich gab es sie wieder, die Clubs mit den Bezeichnungen Borussia oder Eintracht. Die Betriebssport-Gemeinschaften konnten nicht überleben, weil es die Betriebe meist nicht mehr gab und so das Geld fehlte. Die Vereine machten sich selbstständig und gingen auf Sponsorensuche.

    Nur wenige Clubs behielten ihre Bezeichnung bei. Der deutsche Frauenfußball-Meister heißt nach wie vor Turbine Potsdam. Auf Druck der Fans behielt Dynamo Dresden seinen Namen, änderte nur zwischenzeitlich das SG für Sportgemeinschaft in 1. FC. Der zehnmalige DDR-Fußball-Meister BFC Dynamo kehrte zu seinem Namen ebenfalls nach dem Votum der Mitglieder zurück, nachdem er sich zunächst in FC Berlin umbenannt hatte. Auch Energie Cottbus oder der 1. FC Lok Leipzig, der zwischenzeitlich VfB Leipzig hieß, stehen noch oder wieder in den Ergebnislisten und Tabellen.

    Dem bundesdeutschen Trend fielen auch viele Stadion- und Hallen-Namen im Osten zum Opfer. Aus dem Auer Otto-Grotewohl-Stadion wurde beispielsweise das Erzgebirgsstadion, das Stadion der Stahlwerker in Brandenburg heißt heute Stadion Am Quenz, in Erfurt wurde das Georgi- Dimitroff-Stadion in Steigerwaldstadion umbenannt. Nur wenn der Widerstandskämpfer, dessen Namen die Sportstätte trug, auch erfolgreicher Sportler war, blieb es dabei. Ernst-Grube-Stadien findet man deshalb heute ebenso wie Heinz-Steyer-Stadien und Bruno- Plache-Arenen.

    In Berlin wurde zwar die legendäre Werner-Seelenbinder-Halle, in der neben den Sechs-Tage-Rennen auch das Handball-WM-Finale 1974 ausgetragen wurden, abgerissen und im Zuge der Olympia-Bewerbung 2000 das moderne Velodrom errichtet, doch innerhalb des Baus gibt es in Erinnerung an den ermordeten Antifaschisten und Ringer noch eine Nebenhalle, die den Namen Seelenbinder trägt.

    Überhaupt muss festgestellt werden, dass im einstigen Ost-Berlin noch so manches Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen zu finden ist. So trägt das zweitgrößte reine Fußballstadion der Hauptstadt direkt neben der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße weiterhin den Namen Hans Zoschke. Es gibt noch die Anton-Saefkow-Halle und ein Volkssportverein in Berlin-Lichtenberg nennt sich nach dem von den Nationalsozialisten ermordeten Kommunisten.

    In Zeiten, da die Finanznot groß ist, wird sich aber wohl kaum ein Club leisten können, Angebote von Großsponsoren auf Umbenennungen abzulehnen. Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis beispielsweise auch die einst größte Arena in der DDR, das Leipziger Zentralstadion, den Namen eines österreichischen Getränkeherstellers tragen wird.

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