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TSV 1860 München: Schlimmer als in der Staatskanzlei

TSV 1860 München

Schlimmer als in der Staatskanzlei

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    <p>Siegfried Schneider hat den TSV 1860 München drei Wochen lang als Interimspräsident geführt.</p>
    <p>Siegfried Schneider hat den TSV 1860 München drei Wochen lang als Interimspräsident geführt.</p> Foto: Marc Müller (dpa) Archivbild

    Siegfried Schneider ist ein Experte, wenn es um Ränkespiele, Intrigen und persönliche Eitelkeiten geht. Der Mann war drei Jahre lang Leiter der Bayerischen Staatskanzlei. Der 59-Jährige hat in den vergangenen drei Wochen allerdings Erfahrungen gemacht, die ihm während der Jahrzehnte seines politischen Schaffens erspart geblieben sind. Es waren ja tatsächlich nur drei Wochen, die Schneider als Übergangspräsident beim TSV 1860 München wirkte. Nachdem die turnusmäßige Mitgliederversammlung abgesagt wurde und das Präsidium um Gerhard Mayrhofer sich erst mit Investor Hasan Ismaik überworfen hatte und dann zurücktrat, wurde Schneider zum Interims-Präsidenten gewählt.

    In der Münchner Tonhalle wurde die Mitgliederversammlung nun nachgeholt. Mitten auf dem Areal der Kultfabrik, wo sich Bar an Disko und Striplokal an Schlagerpinte reiht. Offiziell diente die Versammlung dem Zweck, einen neuen Verwaltungsrat zu wählen. Die Amtsperiode des alten war abgelaufen. Weil aber bei den Löwen selten etwas den vorgesehenen Gang nimmt, wurde die Mitgliederversammlung zur Abrechnung mit einem führenden Angestellten genutzt. Sportdirektor Gerhard Poschner wurde von Schneider bezichtigt, nicht loyal gehandelt zu haben und in der Öffentlichkeit die Unwahrheit erzählt zu haben. Poschner hatte sich beklagt, nicht genug Geld für Transfers zur Verfügung zu haben. Schneider sagte nun, dass 1,5 Millionen Euro doch bitte zu genügen haben.

    Poschner arbeitet auf Bewährung

    Die beiden mögen sich nicht. Möglicherweise geht Poschner aber bald den gleichen Weg wie Schneider. Fort vom TSV 1860 München. Wenn auch unfreiwillig. Schneider und seinem Interims-Präsidiumskollegen Karl-Christian Bay ist unter der Woche gleich auf mehrfache Weise Außergewöhnliches gelungen. Zuvorderst steht die Leistung, Kontakt zu Ismaik aufzunehmen. Der Investor hatte bei Vorgänger Mayrhofer zuletzt nicht mal Telefongespräche angenommen.

    Nun reiste Bay sogar zu ihm nach Abu Dhabi. Und fand einen Kompromiss, den es so bei genau einem Verein zwischen A-Klasse und Champions League gibt. Poschner wurde von seinem Posten als Geschäftsführer abberufen, bleibt aber Sportdirektor. Vorerst.

    Die 784 Wahlberechtigten der Mitgliederversammlung reagierten erwartungsgemäß erstaunt, als Schneider erklärte, dass sich Poschner ab sofort in einer dreimonatigen Bewährungsphase befindet. Macht er sich gut, darf er seinen noch zwei Jahre laufenden Vertrag erfüllen. Im anderen Fall beraten Vereinsvertreter mit Investorenvertretern, ob man sich von ihm trennt. Komik erfährt diese Konstellation dadurch, dass mit Noor Basha Poschners lautstärkster Fürsprecher dessen Job in der Geschäftsführung übernimmt. Basha gilt als Statthalter Ismaiks in München. Unwahrscheinlich, dass er sich gegen seinen Kumpel ausspricht. Noch unwahrscheinlicher, dass die Löwen ihren Sportdirektor gegen den Willen des Investors feuern.

    Immerhin gelang es Bay auch noch, Ismaik zu überzeugen, weiterhin Geld in die Löwen zu stecken. Möglicherweise erhielt er auch deshalb die meisten Stimmen der neun neu gewählten Verwaltungsräte. Deren erster Job: ein Übergangspräsidium zu finden. Schneider steht dafür nicht mehr zur Verfügung. Verständlich.

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