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TSV 1860 München: Friede. Vorerst

TSV 1860 München

Friede. Vorerst

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    Präsident Dieter Schneider, Investor Hasan Ismaik und Franz Maget beim Spiel des TSV 1860 München gegen den Karlsruher SC.
    Präsident Dieter Schneider, Investor Hasan Ismaik und Franz Maget beim Spiel des TSV 1860 München gegen den Karlsruher SC. Foto: dpa

    Im Sport ist es nicht die Zeit, die alle Wunden heilt. Mehrere Schalker Fan-Generationen werden sich noch mit Tränen in den Augen vom Bundesliga-Finale 2001 erzählen. Fußball-Anhänger haben einen Hang zum Masochismus. Wie sonst ist es zu erklären, sein Herz an eine Mannschaft wie beispielsweise Arminia Bielefeld zu verschenken? Alte Wunden werden selbst aufgerissen, um sie anschließend mit dem eigenen Finger zu malträtieren.

    Experten darin sind die Fans des TSV 1860 München. Rational erklären lässt sich die Hingabe an einen Verein ohnehin nicht. Eine derartig abseitige Liebe wie die der Löwen-Fans zu ihrem Klub sucht man aber andernorts vergeblich.

    Mehr Sinn für Folklore denn für Demokratie

    Seit unzähligen Spielzeiten hoffen und bangen sie mit einem Verein, der sich „Münchens große Liebe“ nennt. Und werden enttäuscht. Immer und immer wieder.

    Dementsprechend haben die Anhänger schlicht die Vereinsführung, die sie verdienen. Patriarchen oder arabische Millionäre, die sowohl Sinn für Folklore als auch ein eigenwilliges Demokratieverständnis haben.

    Löwen-Investor Hasan Ismaik trieb es offenbar in den vergangenen Wochen so weit, dass Präsident Dieter Schneider kurz vor dem Rücktritt gestanden haben soll. Am Freitag rauften sich die beiden Parteien anscheinend zusammen und wählten ohne größere Unstimmigkeiten den sechsköpfigen Aufsichtsrat. Drei Mitglieder stammen vonseiten Ismaiks, die anderen zählen zum Lager Schneiders. Den Vorsitz hält der Investor höchstselbst inne.

    Die Führung war gewillt, Ruhe in die Mannschaft vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC zu bringen. Wohl wissend, dass bei einer weiteren Niederlage nach der 1:3-Auftaktpleite in Braunschweig die erste Krise mehr als nur zaghaft anklopfen würde.

    Das Team von Trainer Reiner Maurer tat Ismaik und Co. den Gefallen und gewann mit 2:1. Beruhigende Wirkung hatte der Schulterschluss der Funktionäre aber nicht auf die Spieler. Die Löwen starteten nervös. Der KSC war eine halbe Stunde lang die bessere Mannschaft. Doch dann traf Christopher Schindler nach einer Ecke unerwartet zum 1:0 für die Münchner (35.).

    Dass die Karlsruher zwei Minuten später nach einem unsinnigen Foul von Dominik Stahl per Elfmeter durch Alexander Iashvilli zum Ausgleich kamen, zeigte lediglich ein weiteres Mal, dass die Löwen Talent darin haben, sich selbst zu schädigen.

    Schiedsrichter Rafati hat ein Herz für die Löwen

    Die Treffer lockerten allerdings auf beiden Seiten die Zügel. Es wurde tatsächlich Fußball gespielt und nicht nur gekämpft. Das 2:1 durch Stefan Aigner in der 56. Minute nach einem weiteren Eckball war trotzdem nicht abzusehen.

    Hätte Schiedsrichter Babak Rafati später Marco Terrazzino statt eines möglichen Elfmeters nicht die Gelbe Karte wegen einer vermeintlichen Schwalbe gezeigt und Anton Fink bei einem Tor wegen Abseits zurückgepfiffen – die Löwen hätten ernsthaft um den ersten Saisonsieg zittern müssen. So aber ließen sich die Spieler von den meisten der 26 600 Fans feiern und können sich in aller Ruhe auf das Pokalspiel am kommenden Freitag in Osnabrück vorbereiten.

    Auf der Tribüne gratulierten sich derweil Schneider und Ismaik. Nicht die Zeit heilt alle Wunden, sondern der Erfolg – zumindest bis zur nächsten Niederlage.

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