Durcheinander beim TSV 1860 München: Offensivspieler Savio Nsereko istseit fünf Tagen spurlos verschwunden. Es geht um einen totenStiefbruder, sich widersprechende Meldungen und einen Appell an dieÖffentlichkeit.
Vor der Saison wurde der hochbegabte Nsereko als Heilsbringer bei den Münchner Löwen angesehen. Doch vom ersten Tag an bestimmt der die Schlagzeilen nicht auf sportliche Art und Weise. In einem Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund vor der Saison rangelte er mit dem vorgesehenen Elfmeterschützen Alexander Ludwig vor einem Strafstoß. Während der Saison weigerte er sich nach einem Spiel auszulaufen, weil er nur kurz gespielt habe. Zuletzt verschlief er ein Training.
Nun sorgt er aber vollends für Verwirrung. Als seine Mannschaft sich am Freitag der vergangenen Woche zu einem Freundschaftsspiel nach Krakau aufmachte, fehlte er am Flughafen. Das Team flog ohne ihn. Sportdirektor Miki Stevic hatte am Tag zuvor noch Kontakt zu Nsereko und berichtete, dass dessen Bruder in Uganda getötet worden sei.
Seitdem machen in Münchner Medien Meldungen die Runde, wonach es sich um einen Stiefbruder des Spielers halten solle, sich Nsereko aber entweder in England oder in Florenz (dort spielte er zuvor) aufhalte. Eine Bestätigung gibt es für keine dieser Vermutungen. Seine Schwester und Mutter hätten zwar Kontakt zu ihm, würden sich aber weigern, seinen Aufenthaltsort zu nennen, berichtet die Münchner Abendzeitung.
Geschäftsführer Robert Niemann sah sich am Dienstag gezwungen, einen ungewöhnlichen Schritt zu gehen. Er ging an die Öffentlichkeit. "Wir wissen bis heute nicht, wo sich Savio Nsereko aufhält. Wir machen uns große Sorgen, wir tragen Verantwortung für ihn. Bitte helfen Sie uns, die Suche nach ihm zu unterstützen. Denn wir stehen zu ihm. Wir wollen mit ihm reden und ihm helfen." Bei den Löwen weiß man also auch nicht, wo sich Nsereko aufhält. Man stehe zwar in Kontakt "zu offiziellen Stellen", berichtet Niemann leicht kryptisch, doch aufschlussreiche Erkenntnisse hat man daraus wohl nicht gewonnen.
So bleibt Nsereko weiterhin verschollen. Disziplinarische Maßnahmen werde es vorerst nicht geben, kündigt der Geschäftsführer des TSV 1860 München an. Erst wenn man alle Fakten kenne "werden wir abwägen und alles mit ihm als Menschen aufarbeiten."