Von Erich Wörishofer München - Denkt man an einen Trainer des TSV 1860
Im Gegensatz dazu steht der neue Fußballlehrer, Ewald Lienen, der seit Mittwoch die "Löwen" vom Abrutschen in die Drittklassigkeit bewahren soll. Acht "Übungsleiter" haben sich seit der Ära Lorant beim Giesinger Klub mit mehr oder zumeist weniger großem Erfolg versucht. Allesamt Arbeiter beim Münchner Arbeiterverein. Lediglich Falko Götz, der Beau aus der Hauptstadt, gehörte nicht zu dieser Riege. Und nun also
Ein engagierter und eifriger Zeitgenosse, der schon während seiner Spielerkarriere die Ausbildung zum Fußballlehrer mit der Traumnote 1,0 abschloss. Ein Denker, Typ Oberlehrer, eben ein Freigeist, der mit seiner linken politischen Vergangenheit zwar nicht hausieren geht, diese aber immer noch wie ein Mantra vor sich herträgt. Lienen engagierte sich während der frühen 80er Jahre in der Friedensbewegung und wirkte bei der Friedensliste mit, für die er 1985 bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl kandidierte. 1987 gründete er zusammen mit Spielerkollegen die Spielergewerkschaft Vereinigung der Vertragsfußballspieler e. V. (VdV).
Aber, bei aller Theorie, Lienen ist ein akribischer Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt. Also doch ein Arbeiter. Und ein Kämpfer. Legendär seine Verletzung am 14. August 1981. Jeder Fußballfan hat die Bilder im Kopf, wie der Bremer Norbert Siegmann dem Gladbacher Lienen den Oberschenkel mit seinen Stollen aufschlitzte. Doch "rumheulen" gilt nicht. Noch mit scheinbar heraushängender Oberschenkelmuskulatur beschwerte sich das Opfer stehend beim Schiedsrichter. Kratzen, beißen, spucken: Paradetugenden der "Löwen", die diesen zuletzt abhanden gekommen scheinen.
Der kämpfende Oberlehrer soll es also richten und in zwei schweren Spielen gegen Aachen und in Nürnberg die Klasse sichern. Zuletzt war es um Lienen ruhig geworden. Nachdem er 2004 damals noch mit Hannover 96 und Per Mertesacker kurzzeitig am internationalen Geschäft klopfte, ging er für etwas mehr als zwei Jahre nach Griechenland, wo er als amtierender Trainer des Jahres seinen Vertrag mit Panionos Athen im vergangenen Herbst selber kündigte. Er scheint somit reif und erholt genug, um das schwierige Restprogramm zu schultern und den Löwen mit Verstand ihre ureigensten Tugenden wieder einzuimpfen.