Sie haben ihm die besten Spieler weggenommen. Immer und immer wieder. Verschleudert. Unter Wert verkauft, weil sie Geld brauchten. Reiner Maurer hat geschwiegen. Immer und immer wieder. Maurer ist Trainer beim TSV 1860 München. Jenem Verein, der seit 2004 in der Zweiten Liga spielt – dort aber nie angekommen ist. Die Münchner sind mittlerweile der dienstälteste Zweitligist. Maurer ist einer der wenigen im Umfeld der 60er, der die Zweitklassigkeit als Realität begriffen hat. Fans und ehemalige Präsidenten sahen und sehen darin einen Albtraum. Einer der schnell vorbeigeht, wenn man nur fest genug daran glaubt.
Trainer mussten schneller gehen als man „Grünwalder Stadion“ sagen kann. Auch Maurer wurde bereits in München entlassen. Im Januar 2006 stand er mit seiner Mannschaft vier Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Zu wenig für Präsident Karl Auer. Maurer wurde entlassen. Und schwieg. Die Münchner landeten am Ende der Saison auf dem 13. Rang. Einen Punkt vor den Abstiegsplätzen. Seit 2010 ist Maurer mittlerweile wieder Trainer in München. Länger auf der Bank hat es seit Werner Lorant keiner ausgehalten.
Ansonsten eint die beiden kaum etwas. Wo Lorant auf kritische Schiedsrichterentscheidungen mit Tobsuchtanfällen reagierte, verharrt Maurer stoisch auf der Bank.
Er hat eine Wohnung in München, um bloß nicht zu spät zu kommen
Maurer ist Allgäuer, geboren vor 52 Jahren in Mindelheim. Ihn zog es nie in die weite Welt hinaus. Als Fußballer blieb er hauptsächlich im Süden Deutschlands, brachte es auf 20 Bundesligaspiele. Nach seinem Wechsel auf den Trainerposten sammelte er Erfahrungen in Miesbach und Memmingen. Ehemalige Spieler beschreiben Maurer als humorvoll und disziplinbesessen.
Nachdem er in München entlassen wurde, wechselte Maurer nach Griechenland, wich auch dort nicht von seinen Prinzipien ab. Plagte sich mit Präsidenten, die in den sportlichen Bereich eingreifen wollten herum. Wurde entlassen. Schwieg, als ihm die zugesicherte Abfindung nicht gezahlt wurde. Klagte sie ein.
Maurer wohnt wieder in Mindelheim. Er lebt dort mit seiner Frau, hat drei Kinder. Zum Training in München fährt er oft etliche Stunden vor deren Beginn. Unpünktlichkeit kann er nicht leiden. Bei seinen Spielern nicht. Bei sich nicht. Maurer schweigt dann auch nicht mehr. Außerdem hat er eine Wohnung in München gemietet.
Um nicht zu spät zu kommen. Um sich unproduktive Zeit im Auto zu ersparen. Heute startet der TSV 1860 München in die Zweitligasaison. Die Münchner haben seit langem wieder mal eine Mannschaft, die um den Aufstieg mitspielen kann.