Mit dem 4:0 (1:0) des Bundesliga-Absteigers am Sonntag im Millerntor-Stadion verteidigte der HSV (50 Punkte) seinen zweiten Tabellenplatz hinter Spitzenreiter 1. FC Köln (51) erfolgreich und hat nunmehr sieben Zähler Vorsprung auf den Stadtnachbarn St. Pauli (43), der auf Rang vier verbleibt. Die Partie stand unmittelbar vor dem Abbruch. Schiedsrichter Felix Brych unterbrach das Spiel wegen Zündens von Pyrotechnik auf beiden Seiten gleich vier Mal. Beim letzten Mal mussten beide Teams sogar kurzzeitig in die Kabine.
Für die Tore vor 29.226 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion sorgten der zweifache Schütze Pierre-Michel Lasogga (32., 61. Minute), Khaled Narey (53.) und Douglas Santos (88.). Es war für den HSV der erste Derbysieg nach 17 Jahren. "Uns bedeutet dieses Spiel unglaublich viel", sagte HSV-Trainer Hannes Wolf.
Der höchste Saisonsieg des HSV ist verdient, weil der Bundesliga-Absteiger die Partie kontrollierte und mehr Offensivaktionen inszenierte. Der FC St. Pauli verlegte sich auf Konter, es fehlte dabei aber an Präzision. Ein fußballtechnischer Leckerbissen war die umkämpfte Partie zwar nicht, aber überaus spannend und emotionsgeladen.
Die erste Torchance des Spiels hatte St. Pauli in der 28. (!) Minute. Alex Meier jagte einen Fehlpass von Rick van Drongelen aus 25 Metern Entfernung aufs leere HSV-Tor - doch vorbei. Kurze Zeit später traf HSV-Kapitän Aaron Hunt mit gefühlvollem Freistoß die Latte, Lasogga stand richtig und köpfte den abprallenden Ball zu seinem elften Saisontor ins Netz. Hunt musste noch vor dem Seitenwechsel wegen muskulärer Probleme verletzt vom Platz.
4:0 - HSV gewinnt am Millertor gegen St. Pauli
Für die Entscheidung sorgten Narey, der nach sehenswerter Vorarbeit vom starken Orel Mangala einen Abpraller zum zweiten HSV-Tor nutzte, der starke Lasogga und Douglas Santos. Für die Gastgeber hatten Ryo Miyaichi (46.) und Sami Allagui (56.) gute Möglichkeiten.
Die Hamburger schafften erstmals in dieser Rückrunde einen Erfolg in der Fremde. Bislang standen drei Niederlagen und ein Remis auf des Gegners Platz zu Buche. Wolf hatte die Bedeutung des Derby mehrfach betont und deshalb sein Team umgebaut. Der Coach setzte zwei defensive Mittelfeldspieler ein und ließ Lewis Holtby draußen. Den FC St. Pauli schmerzte besonders der Ausfall des erkrankten Mittelfeldspielers Mats Möller-Daehli.
Schon Stunden vor dem Anpfiff hatte das Derby die Stadt im Griff. 2500 bis 3000 HSV-Anhänger marschierten vom Hamburger Dammtor zum Millerntor-Stadion. Die Polizei hatte den Marsch unterwegs gestoppt, weil Pyrotechnik abgebrannt worden war und Fans sich vermummt hatten. Vor dem Stadion setzte die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke ein, weil eine Gruppe den Einlass stürmen wollte. Der HSV-Bus war beim Einbiegen aufs St.-Pauli-Gelände mit Farbbeuteln und Eiern beworfen worden.
Rund 2000 Polizisten waren an allen Brennpunkten im Einsatz, darunter mit Reiter- und Hundestaffeln sowie Wasserwerfern. Beide Fanlager wurden sowohl vor dem Spiel als auch im Stadion und nach der Partie strikt voneinander getrennt, um Konfrontationen auszuschließen. (dpa)