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Drohende Insolvenz: TSV 1860 München: Rettung und Neuanfang - Fans zwiegespalten

Drohende Insolvenz

TSV 1860 München: Rettung und Neuanfang - Fans zwiegespalten

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    Die Fans des TSV 1860 München sind zwiegespalten. Rettung oder Neuanfang - das ist hier die Frage.
    Die Fans des TSV 1860 München sind zwiegespalten. Rettung oder Neuanfang - das ist hier die Frage. Foto: dpa

    Der TSV 1860 München war noch nie ein Verein wie jeder andere. Das Chaos gehört zur Folklore. Man könnte auch sagen: Die Löwen sind ein Hort der Meinungsvielfalt. Egal ob Aufstieg oder Abstieg, Lorant oder Wettberg, Grünwalder Stadion oder Allianz-Arena - beim Traditionsverein wird diskutiert. Mitunter in der Öffentlichkeit gestritten.

    Auch jetzt gehen die Meinungen wieder mal auseinander. Diesmal geht es allerdings um die Existenz. Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider sind derzeit unentwegt beschäftigt diese zu retten. Oder zu retten, was sie dafür halten.

    Denn nicht alle Anhänger sind von den Rettungsplänen der Funktionäre überzeugt. Bis zum Ende der Woche müssen die Löwen etwa zehn Millionen Euro vorweisen können, um den Spielbetrieb auch in der kommenden Saison aufrecht erhalten zu können. Zuletzt gab es immer wieder positive Signale aus dem Vereinsgelände an der Grünwalder Straße. Ein Bündnis aus Politik und Wirtschaft ist dabei, ein Rettungspaket zu schnüren.

    Teile der Anhängerschaft sehen die vermeintliche Rettung aber kritisch. Sie bevorzugen einen Neuanfang in der Bayernliga. Ohne die ungeliebte Allianz Arena, ohne den ungeliebten FC Bayern. Im Grünwalder Stadion, mit eigener Identität.

    1860 München ist gelebtes Bauchgefühl

    Dabei haben sich im Groben zwei Lager beim TSV 1860 München hervorgetan. Auf der einen Seite Pro1860. Der Verein beschreibt sich als "unabhängige und demokratische Interessenvertretung aller Löwenfans". Hier finden sich größtenteils die Fans wieder, die sich für eine Insolvenz der Löwen aussprechen. Der 1. Vorsitzende Andreas Petri ist skeptisch, dass sich die Löwen trotz des Rettungspakets in Zukunft allein über Wasser halten können. "Ich vermute, dass dafür die 12 Millionen Euro, die im Gespräch sind, nicht langen."  Petri ist promovierter Patentanwalt. Er ist es gewohnt, mit Fakten umzugehen, sie zu interpretieren. Der TSV 1860 München ist gelebtes Bauchgefühl. Petri ist auch deswegen Fan der 60er. Er wurde es als 1973 90.000 Fans ins Olympiastadion pilgerten, um die Löwen gegen den FC Augsburg spielen zu sehen. Petri lebte damals noch in Bonn, war 13 Jahre alt. "Ich habe mich gefragt: Was ist das für ein Verein, der in der Regionalliga so die Massen bewegt" Petri ließ sich bereitwillig bewegen, wurde Teil der Bewegung und will sie nun mit in die - seiner Meinung nach - richtige Richtung lenken. Die derzeitige gefällt ihm nicht. "Die Attraktivität des Fußballvereins sinkt drastisch", stellt er fest. Damit meint er nur zum Teil die mitunter mauen Leistungen des Zweitligisten. Die Löwen haben auch in früheren Bayernliga-Zeiten nicht immer überzeugt. Die Fans kamen trotzdem. Petris Meinung nach ist in den vergangenen Jahren ein Großteil der Identität des Vereins verloren gegangen. Er befürchtet, dass auch der Rest flöten geht, wenn man nun weiter am Tropf anderer hängt.

    Am Tropf anderer zu hängen bedeutet, auch weiter in der Allianz Arena zu spielen. Miete an den FC Bayern zu zahlen. "Mir geht das Herz auf, wenn ich den Giesinger Berg rauf fahre und das Grünwalder Stadion erhebt sich. Wenn ich die Allianz Arena sehe, wird mir übel", fasst er zusammen. Für die kommende Saison mag er sich deshalb erstmals seit Jahren keine Dauerkarte mehr kaufen.

    Doch Petri spricht nicht für alle Fans. Es ist nicht einmal klar, ob er für viele Fans spricht. Das weiß er auch. "Ich habe nicht das Recht, anderen Fans vorzuschreiben, was sie zu denken haben."

    Vertreter von 500 Fanclubs der Löwen

    Die Fans der Löwen sind heterogen wie in kaum einem anderen Verein Deutschlands. Auch Gerhard Schnell sagt deshalb, dass "ich keine Meinung wiedergeben kann, die stellvertretend für die Vereinigung steht." Die "Vereinigung" - das ist die Arbeitsgemeinschaft  (ARGE) der Fanclubs und fungiert auch als deren Interessenvertretung. In ihr sind rund 500 Fanclubs mit 53.000 Mitgliedern organisiert. Schnell ist der 1. Vorsitzende der ARGE. Auch er hat seine Meinung zur Rettung der Löwen, mag sie aber nicht aussprechen. Klar ist, dass sie in eine andere Richtung als die Petris geht. Ihn hat in den vergangenen Tagen vor allem bewegt, dass "es in der Öffentlichkeit so aussah, als wären die Fans gegen eine Rettung." Deshalb gibt es nun die Möglichkeit als Fanclub eine E-Mail zu schreiben, wenn man dafür ist, dass die Insolvenz verhindert wird. Bis Montagmittag haben annähernd 400 Fanclubs diese Möglichkeit genutzt.

    Die Fans der 60er sind zwiegespalten. Aber sie sind Fans. Noch.

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