Christoph Daum hält die Verpflichtung von Steffen Baumgart als Trainer des Hamburger SV für einen "Riesenfehler". Denn aus der zweiten Liga steige man nicht mit "Vollgas-Fußball auf, sondern indem man 30 Meter vorm eigenen Tor eine Todeszone einrichtet, in die im Idealfall kein Gegner vordringt", sagte der langjährige Fußball-Coach im Interview dem Fußballmagazin "11Freunde".
"Dafür braucht man aber viereckige Spieler. Den Aufstieg mit attraktivem 'Immer-vorne-voll-drauf'-Fußball erzwingen zu wollen, grenzt an Kamikaze", meinte der 70-Jährige.
Baumgart (52) hatte den Zweitligisten Mitte Februar übernommen und sollte die Rückkehr in die Beletage schaffen. Doch nach dem 0:1 gegen Holstein Kiel am Samstag ist der Aufstieg so gut wie verspielt. Bei sechs Punkten Rückstand und dem deutlich schlechteren Torverhältnis (minus 16) auf den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf droht dem HSV das siebte Zweitliga-Jahr in Serie. Baumgart holte in acht Liga-Partien nur elf Zähler.
Daum erwartet Kölner Abstieg
Derweil erwartet Daum, dass sein Ex-Club 1. FC Köln in der kommenden Saison zusammen mit dem HSV in Liga zwei spielt. "So traurig es klingt, ich gehe davon aus, dass der FC leider direkt absteigt", sagte Daum, der zweimal für mehrere Jahre die Kölner trainierte. Der VfL Bochum werde wohl nicht mehr in den Abstiegsstrudel geraten, und "wenn ich den FC mit Mainz 05 vergleiche, kann ich mir nicht vorstellen, wie der Club den rettenden Strohhalm "Relegation" ergreifen will".
Bei den Kölnern spüre man die Zerrissenheit in der Spielanlage. "Nach Jahren von Baumgarts 'Was-kostet-die-Welt?-Fußball', hat Schultz jetzt auf Sicherheit und Konterspiel umgestellt, was bei einigen Spielern wohl noch gar nicht angekommen ist. Zumal dem FC für soliden Defensivfußball schlichtweg herausragende Abwehrkräfte fehlen", meinte Daum. Köln mit Baumgart-Nachfolger Timo Schultz (46) hat als Vorletzter fünf Punkte Rückstand auf den Tabellen-15. Mainz und den 16. aus Bochum.
(dpa)