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2:1 gegen Holland: Gomez schießt Deutschland in Richtung Viertelfinale

2:1 gegen Holland

Gomez schießt Deutschland in Richtung Viertelfinale

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    Mario Gomez mit dem zweiten Streich.
    Mario Gomez mit dem zweiten Streich. Foto: dpa, Lindsey Parnaby

    Deutschland hat das Viertelfinale der EM so gut wie sicher erreicht, Holland dagegen muss am Ende der Vorrunde wohl die Heimreise antreten. Die deutsche Auswahl besiegte den Vizeweltmeister gestern Abend im ukrainischen Charkow 2:1 (2:0) und führt die Tabelle der Gruppe B nun mit sechs Punkten an. Holland ist mit null Zählern Letzter. Portugal und Dänemark haben nach dem 3:2-Sieg der Portugiesen beide drei Punkte auf ihrem Konto.

    Die endgültigen Entscheidungen über Weiterkommen und Ausscheiden fallen am Sonntag in den Partien Portugal – Niederlande und Dänemark – Deutschland (beide 20.45 Uhr). Den Deutschen könnte dabei unter Umständen sogar eine Niederlage genügen, um die nächste Runde zu erreichen.

    Löw nimmt keine Wechsel vor

    Der Sieg über den großen Rivalen war kühl herausgespielt. Spielerisch glänzend war er nicht. Die Holländer bemühten sich, die Deutschen schossen die Tore. Genau genommen nur einer ... Mario Gomez erzielte bereits in der ersten Halbzeit die beiden entscheidenden Treffer.

    Joachim Löw hatte in den Tagen vor dem Spiel personelle Wechsel angedeutet („Ich bin immer für eine Überraschung gut und kein Anhänger des ,Never-change-a-winning-Team‘-Gedankens“) und damit die Spekulationen geschürt. Das Überraschende war, dass es keine Überraschung gab. Deutschland begann mit jener Mannschaft, die Portugal 1:0 besiegt hatte.

    Auch Bert van Marwijk mochte seine Startelf trotz der 0:1-Niederlage gegen Dänemark nicht umbauen. Nur Ron Vlaar hatte seinen Platz für den wieder genesenen Ex-Hamburger Joris Mathijsen räumen müssen.

    Kurz vor dem Anpfiff war der Rasen in der brütend warmen Arena kräftig gewässert worden, nachdem es Klagen gegeben hatte, das Grün sei zu stumpf.

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    Die Partie begann aber alles andere als flüssig. Beide Teams zogen sich bei Angriffen des Gegners komplett hinter den Ball zurück. Das Ergebnis ist Sicherheitsfußball, der zunächst keinen der 38 500 – in der Mehrzahl Holländer – von den Sitzen riss.

    Neuer pariert gegen van Persie

    Für den ersten Aufreger sorgte Oranje. Ein Zuspiel über die deutsche Viererkette hinweg erreichte van Persie, der den Ball Manuel Neuer aber nur noch in die Arme spitzeln konnte. Holland entwickelte langsam ein Übergewicht, weshalb auch Mario Gomez in der Defensive aushalf. Der Torjäger wollte sich offenbar nicht noch einmal vorhalten lassen, er arbeite nicht nach hinten.

    Welche Qualitäten der 26-Jährige dagegen nach vorne hat, ist bekannt. Als Schweinsteiger ihm den Ball in den Fuß spielte, hing Gomez eine elegante Pirouette an und schob die Kugel zur 1:0-Führung ins holländische Gehäuse. Joachim Löw, der anfangs auf der Bank schwer gelitten hatte, entspannte sich nun mit kleinen Spaziergängen durch die Coaching-Zone.

    Er wäre noch ruhiger geworden, hätte Badstuber seinen Kopfball aus fünf Metern Entfernung an Maarten Stekelenburg vorbeigebracht, aber der Bayern-Verteidiger scheiterte am Torhüter. Sekunden später lag der Ball doch ein zweites Mal im Oranje-Gehäuse. Wieder hatte Schweinsteiger den Kollegen Gomez bedient, und der schoss den Ball über den abtauchenden Stekelenburg hinweg zum 2:0 ein. Die deutschen Fans begannen, die Holländer zu verabschieden („Auf Wiedersehen“).

    Deutsche Elf wackelt - fällt aber nicht

    Die deutsch-holländischen Duelle

    7. Juli 1974, München, WM-Finale: Die Elf von Rinus Michels stürmt erstmals bei einer WM ins Endspiel. Doch dort endet für Johan Cruyff und Co. der Siegeszug, obwohl Johan Neeskens in der ersten Minute per Strafstoß das 1:0 gelingt. Paul Breitner und Gerd Müller drehen die Partie zum 2:1. Von diesem Trauma erholt sich die niederländische Fußball-Seele lange nicht.

    18. Juni 1978, Cordoba, WM-Zwischenrunde: Diesmal erweisen sich die Oranjes für die deutsche Elf als Spielverderber. Rene van de Kerkhof trifft in der 84. Minute zum 2:2-Endstand, nachdem Helmut Schöns Team durch Rüdiger Abramczik und Dieter Müller zweimal geführt hat.

    14. Juni 1980, Neapel, EM-Vorrunde: Und wieder triumphieren die Deutschen. Drei Tore des überragenden Klaus Allofs zum 3:2 ebnen der Mannschaft von Jupp Derwall den Weg ins Finale von Rom, wo mit dem 2:1 gegen Belgien der zweite EM-Triumph gelingt.

    21. Juni 1988, Hamburg, EM-Halbfinale: Auf diesen Moment haben die Nachbarn seit 14 Jahren gewartet: Dank Marco van Bastens Siegtor in der 89. Minute zum 2:1 gelingt die Revanche für die «Schmach» von München. Nach dem Schlusspfiff putzt sich Ronald Koeman mit dem Trikot von Olaf Thon symbolisch den Hintern ab.

    19. Oktober 1988, München, WM-Qualifikation: Schon vier Monate später treffen die Erzrivalen im Endspielstadion von 1974 erneut aufeinander. Diesmal überragen die Defensivreihen, es fallen keine Tore.

    26. April 1989, Rotterdam, WM-Qualifikation: In aufgeheizter Atmosphäre findet das Rückspiel im Stadion De Kuip statt. Van Basten gleicht drei Minuten vor Schluss die deutsche Führung von Karl-Heinz Riedle zum 1:1-Endstand aus - beide fahren zur WM.

    24. Juni 1990, Mailand, WM-Achtelfinale: Die Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler bringt die Gemüter in San Siro zum Kochen. Beide Spieler werden vom Platz gestellt. Der herausragende Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme schießen beim 2:1 den wohl wichtigsten Sieg für die DFB-Elf auf dem Weg zum dritten WM-Triumph heraus.

    18. Juni 1992, Göteborg, EM-Vorrunde: Im letzten EM-Gruppenspiel ist die deutsche Elf im Ullevi-Stadion gegen die Oranjes chancenlos. Rijkaard, Rob Witschge und Dennis Bergkamp machen bei einem Gegentor von Klinsmann das 3:1 perfekt. Trotzdem kommt die Elf von Berti Vogts ins Finale, die Niederländer scheitern in der Vorschlussrunde am späteren Überraschungssieger Dänemark.

    15. Juni 2004, Porto, EM-Vorrunde: Ganze neun Minuten fehlen der deutschen Mannschaft zum Auftaktsieg beim Turnier in Portugal. Dann macht Ruud van Nistelrooy mit dem 1:1 die Hoffnung zunichte. Torsten Frings hat die als Außenseiter gestartete DFB-Elf in Führung gebracht.

    Van Marwijk versuchte es nach der Pause mit dem Schalker Huntelaar und dem ehemaligen Hamburger van der Vaart. Die klareren Chancen aber hatte zunächst weiter Deutschland. Selbst Hummels durfte sich gegen Stekelenburg versuchen. Schweinsteiger & Co. durften sich minutenlang die Bälle zuspielen. Der Vizeweltmeister zeigte wenig Laune, das zu unterbinden – bis van Persie plötzlich auf 1:2 verkürzte. Es war der Auftakt eines aufregenden Schlussaktes, in dem der deutsche Erfolg wackelte. Aber er fiel nicht – und die deutschen Fans sangen „So ein Tag, so wunderschön wie heute“.

    Einziger Wermutstropfen: Jerome Boateng sah wie im Eröffnungsspiel eine gelbe Karte und ist damit am Sonntag gegen Dänemark gesperrt.

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