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Fußball: Knatsch bei den DFB-Frauen: Ausgerechnet jetzt redet Voss-Tecklenburg

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Knatsch bei den DFB-Frauen: Ausgerechnet jetzt redet Voss-Tecklenburg

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    Martina Voss-Tecklenburg ist nicht mehr krankgeschrieben.
    Martina Voss-Tecklenburg ist nicht mehr krankgeschrieben. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Archivbild)

    Erkenntnisse aus dem Sport ins Wirtschaftsleben zu übertragen – das ist ein gerne verwendeter Wissenstransfer, an dem sich auch Martina Voss-Tecklenburg beteiligt hat. Zuletzt trat die 55-Jährige, wie nun bekannt wurde, bei zwei Fachkongressen auf: am 11. Oktober beim "Forum Intelligentes Bauen" in Bremen, am vergangenen Wochenende beim Bayerischen Zahnärztetag in München. Das Thema lautete jeweils: "Teambuilding und Coaching aus der sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen der Bundestrainerin der Frauen-Nationalmannschaft warten würde.

    Nach der verkorksten WM wollte der Verband eigentlich das Gespräch mit ihr suchen. Das kam bis heute nicht zustande, weil sich Voss-Tecklenburg kurz nach dem Turnier krankgemeldet hatte. Nachdem der Spielplan aber keine Pause kennt und die DFB-Auswahl am Freitag gegen Wales sowie am 31. Oktober in Island ran muss, sah sich der

    Nationalspielerin Lena Oberdorf (rechts) kritisiert Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
    Nationalspielerin Lena Oberdorf (rechts) kritisiert Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Überraschend meldet sich Voss-Tecklenburg am Dienstagabend zu Wort

    Umso erstaunter dürfte man beim DFB – aber nicht nur da – die öffentlichen und potenziell gut bezahlten Auftritte von der Bundestrainerin a. D. zur Kenntnis genommen haben. Mittlerweile wurde bekannt, dass die Trainerin nicht mehr krankgeschrieben ist und sich nun im Erholungsurlaub befindet. Wie Voss-Tecklenburg selbst der dpa mitteilte, habe sie diese Auszeit "vom DFB genehmigt bekommen". Die seit Langem angesetzte Aufarbeitung der Weltmeisterschaft, bei der das deutsche Frauen-Team erstmals in der Vorrunde ausschied, soll "unmittelbar nach Urlaubsende stattfinden", teilte der DFB mit.

    Durch die aktuelle Lage scheinbar unter Druck gesetzt, gab die Bundestrainerin dann überraschend am Dienstagabend ein Statement über Instagram ab und stellte die längst fällig Aufarbeitung nach dem frühen WM-Aus in Aussicht. "Wir haben dem DFB signalisiert, dass wir zu einer weiteren Analyse und Aufarbeitung der WM und vertrauensvollen Gesprächen über die weitere Art und Weise der Zusammenarbeit im Team bereit sind“, schrieb die 55-Jährige auf der Social-Media-Plattform: "Diesbezüglich sind wir in einem vertrauensvollen Austausch mit dem DFB und erwarten kurzfristig einen Termin, nachdem auch der Geschäftsführer Andreas Rettig wieder aus den USA zurückgekehrt ist.“ Ergänzend setzte Voss-Tecklenburg hinzu: "Ich kann die erfreuliche Mitteilung machen, dass ich durch die Unterstützung sehr erfahrener und qualifizierter Ärzte und durch den Rückhalt in der Familie und dem Freundeskreis nunmehr fast wieder gesund und einsatzfähig bin.“

    Nationalspielerin Lena Oberdorf kritisierte das Verhalten der Bundestrainerin

    Unsicher ist, ob diese Äußerung nun dazu beitragen, die Wogen zu glätten. Die lange Hängepartie um die Bundestrainerin droht nämlich immer noch, zur Zerreißprobe für den Verband zu werden. Schon Ende September hatte Nationalspielerin Lena Lattwein gesagt, dass sie sich Klarheit über die aktuelle Situation wünscht: "Das ist keine schöne Situation für uns und belastet uns. Es wird Zeit, dass eine Entscheidung getroffen wird." Dass die jüngsten öffentlichen Auftritte von Voss-Tecklenburg auch im Mannschaftskreis kritisch gesehen werden – das belegen die Äußerungen von Nationalspielerin Lena Oberdorf. Die hatte deutliche Kritik am Verhalten der Trainerin geübt: "Es gibt mir ein paar Fragezeichen natürlich. Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht. Dass man sagt: Ok, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist." Für den jetzt angesetzten Erholungsurlaub sei auch nach der WM-Analyse noch Zeit gewesen, befand die Mittelfeldspielerin recht deutlich. 

    Will mit den DFB-Frauen das Olympia-Ticket lösen: Horst Hrubesch.
    Will mit den DFB-Frauen das Olympia-Ticket lösen: Horst Hrubesch. Foto: Jürgen Kessler, dpa

    Horst Hrubesch legt keinen Wert auf die Einschätzung von Voss-Tecklenburg

    Auch sonst gibt man sich innerhalb der aktuellen Mannschaft recht kühl, wenn es um MVT geht. Auf die Einschätzung seiner Vorgängerin lege er keinen erhöhten Wert, sagte Interims-Bundestrainer Hrubesch: "Nein, ich habe keinen Kontakt mit ihr gehabt." Zudem sei Britta Carlson da, die als Co-Trainerin lange Mitglied im Funktionsteam ist und einen Einblick habe. "Wie das jetzt geregelt ist, das muss der DFB dann entscheiden. Das ist jetzt nicht mein Bier." Seine Konzentration gelte der Olympia-Qualifikation, die nach der Niederlage gegen Dänemark ohnehin schwierig genug werde. "Ich konzentriere mich auf diese beiden Spiele und hoffe, dass es letztendlich vier Spiele werden - und dann noch die beiden in den Play-offs."

    Wann, wie und ob der DFB und Voss-Tecklenburg noch zusammen finden, ist in diesen Tagen fraglicher denn je. Wie sinnvoll eine Analyse ein knappes halbes Jahr nach dem WM-Aus ohnehin noch ist – diese Frage muss sich nun der DFB stellen. Fakt ist: Für Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch und die Spielerinnen sah der Terminplan am Dienstagabend ein Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz vor. Fast exakt diesen Zeitpunkt nutzte Voss-Tecklenburg, um ihr öffentliches Statement abzugeben.

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