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Fußball: Wo Glanz ist, ist auch Schatten: Zum Karriereende von Franck Ribéry

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Wo Glanz ist, ist auch Schatten: Zum Karriereende von Franck Ribéry

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    Die Fans verziehen Frank Ribéry allerhand Unfug.
    Die Fans verziehen Frank Ribéry allerhand Unfug. Foto: Matthias Balk, dpa

    Menschen werden vollkommen berechtigt skeptisch, wenn das Licht so eigenwillig fällt, dass kein Schatten zu sehen ist. Die Wüste beispielsweise. Kein freudvoller Ort für Leben. Oder Philipp Lahm. Der möglicherweise beste deutsche Fußballer der vergangenen Jahrzehnte bestritt seine Karriere ohne Skandale. Fans respektierten den Bayern-Star, bewunderten ihn dafür, ein scheinbar fehlerloses Leben auf und abseits des Platzes zu führen. Lahm spielte keine Fehlpässe, Lahm nutzt wahrscheinlich Zahnseide. Jeden Tag. Übermäßige Zuneigung ist kein Problem, mit dem sich Streberinnen und Streber befassen müssen.

    Franck Ribéry hat während seiner Karriere allerhand Schatten gespendet. Er ließ eine Prostituierte einfliegen, flegelte auf dem Feld herum und war unbeherrscht. Lahm hätte sich wohl auch eher  ein mit Blattgold verziertes Steak servieren lassen. Kein Fußballer der Münchner aber leuchtete so hell wie der Franzose. Fans haben eine Vorliebe für Kicker, die ansatzlos zwischen Genie und Wahnsinn pendeln und sich gerne auf der Grenze dazwischen aufhalten.

    Fans haben ein Faible für die Außergewöhnlichen

    Eric Cantona trat einen Anhänger nieder, Paul Gascoigne fiel dem Alkohol anheim (wie viele andere auch), Zlatan Ibrahimovic sammelte als Stürmer 15 Platzverweise. Der Schatten lässt das Licht heller scheinen.

    Von Jahr zu Jahr strahlte Ribery weniger hell. Das Alter ist ein natürlicher Dimmer. Derzeit steht er noch beim italienischen Erstligisten Salernitana unter Vertrag. In der laufenden Saison bestritt er für den Mittelklasse-Klub eine Partie. Es wird wohl keine weitere dazukommen. Italienische Medien berichten, dass den 39-Jährigen eine Knieverletzung zum Karriereende zwingt.

    Erst als Ribéry zum FC Bayern wechselte, entwickelte sich der deutsche Top-Klub auch zu einer internationalen Spitzenadresse. Zusammen mit Arjen Robben fügte er dem Spiel (unter dem eigentümlichen Louis van Gaal) eine Dimension zu, von der die Münchner noch heute profitieren. Der Autofokus lag nicht mehr im Zentrum, sondern an den Rändern des Spielfelds. Ribéry hat eine Epoche geprägt. Wie auch Lahm. Ribéry aber hat die Fans im Inneren gerührt. Das freilich ist keineswegs gegen Lahm zu verwenden, sondern lediglich Indiz dafür, dass tendenziell eigenwilligen Künstlern mancherlei Unfug eher verziehen wird als den weniger Extrovertierten. Lahm scheint damit prächtig zurechtzukommen – und hat außerdem die besseren Zähne.

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