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Fußball-WM: Was die DFB-Frauen schon jetzt besser machen als die Männer

Fußball-WM

Was die DFB-Frauen schon jetzt besser machen als die Männer

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    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schreibt Autogramme. Eine gelungene WM-Generalprobe soll die Euphorie vor dem Turnier steigern.
    Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schreibt Autogramme. Eine gelungene WM-Generalprobe soll die Euphorie vor dem Turnier steigern. Foto: Sebastian Christoph Gollnow, dpa

    Mit dem Vergleichen ist das so eine Sache. Einerseits wehren sich die Fußballerinnen der deutschen Nationalmannschaft dagegen, andererseits vertreten sie, gleich den männlichen Pendants, gegen den Ball tretend ein Land und dessen Verband. Vergleiche drängen sich folglich dem auf, der die jüngsten Auftritte von Auswahlmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) betrachtet. Die A-Nationalmannschaft hinterlässt ein Jahr vor der Heim-EM einen fragwürdigen Eindruck. Nichts scheint zusammenzupassen, sogar Bundestrainer Hansi Flick wird infrage gestellt. Erst die niederschmetternde WM, später weitere Tiefschläge. Weil jüngst auch die U21, immerhin Titelverteidiger, frühzeitig das EM-Turnier verließ, verschärfte sich die Krise im männlichen Bereich.

    DFB-Frauen: Störgeräusche werden im Anfangsstadium eingefangen

    Nicht auszudenken, wenn jetzt obendrein die Frauen enttäuschten. Doch danach sieht es nicht aus. Unter anderem, weil die Mannschaft rund um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aus den Fehlern der DFB-Männer zu lernen scheint. Störgeräusche und Streitthemen versuchen sie noch in ihrem Anfangsstadium einzufangen. Wie nervend und belastend politische Themen während eines Turniers sich auswirken können, haben die Männer im Umgang mit Menschenrechtsverletzungen und Regenbogenbinden in Katar erlebt. Statt sich in Schweigen zu hüllen, beziehen Spielerinnen und Trainerin dieser Tage deutlich Stellung. 

    Als der FC Bayern München seine Nationalspielerinnen erst verspätet ins Trainingslager nach Herzogenaurach schickte, übte Voss-Tecklenburg einmal heftig öffentliche Kritik, verbat sich aber weiteres Nachfragen. Thema beendet. Ähnlich verfuhr man mit den Diskussionen um eine Spielführerbinde in Regenbogenfarben. Der Weltverband Fifa möchte zwar auch beim Frauen-Turnier keine bunt gestreifte Armbinde sehen, hat aber angeblich im Einvernehmen mit Verbänden und Kapitäninnen ein Sortiment bunter Binden mit Solidaritätsbekundungen erlaubt. Deutschlands Kapitänin Alexandra Popp könne sich in deren Motiven "gut wiederfinden". Man sei in den Prozess von der Fifa eingebunden gewesen. "Es war ein guter Austausch", betonte Popp.

    "Equal Pay"-Diskussion ist vorerst geklärt

    Geklärt ist zudem das leidige Thema mit der Bezahlung, an "Equal Pay"-Diskussionen beteiligte sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Fifa schaffte Fakten, wird die Preisgelder direkt an die Spielerinnen ausbezahlen. Sollte Deutschland Weltmeister werden, würde jede Spielerin rund 250.000 Euro bekommen. Dass der DFB die Prämie nicht aufstockt, darüber wollte sich niemand beschweren. Voss-Tecklenburg, die selbst noch einer ganz anderen Spielergeneration entstammt, ordnete ein: "Man muss immer sehen, wo wir herkommen." Die 55-Jährige hat ihre Hausaufgaben abseits des Rasens gemacht. Weiß aber auch, dass dies nur die Basis sein kann, um positive Nachrichten zu erzeugen. Sympathien und Euphorie lassen sich nicht verbal gewinnen, sondern durch erfolgreiche und mitreißende Auftritte auf dem Rasen. 

    Die Generalprobe am Freitag in Fürth gegen Sambia (20.30 Uhr/ARD) dient sportlich als letzter Gradmesser. Zugleich ist es nach dem durchwachsenen 2:1 gegen Vietnam eine Möglichkeit, die deutschen Fans für das Team zu begeistern und mit Rückenwind die Flugreise nach Australien anzutreten. Die Afrikanerinnen sind für die ausgeweitete WM, erstmals mit 32 Mannschaften, qualifiziert. Das Leistungsgefälle ist allerdings groß. Sambia, 77. der Fifa-Rangliste, hat zwar jüngst einen Achtungserfolg gegen die Schweiz errungen (3:3), doch die Deutschen wollen sich in Stimmung bringen. Voss-Tecklenburg erhofft sich nichts weniger als einen "emotionalen Push". Schon während der EM in England, die erst in einer Endspielniederlage endete, hatten die DFB-Spielerinnen begeistert. Nun können sie dafür sorgen, eigenen Ansprüchen gerecht zu werden – und zugleich den Abwärtstrend der deutschen Männer vergessen zu machen.

    Lina Magull: Es gehe nicht darum, den Männern "den Arsch zu retten"

    Trainerin Voss-Tecklenburg, die sich regelmäßig mit Männer-Coach Flick austauscht, wehrt sich gegen dieses Schwarz-Weiß-Denken. Auch Kapitänin Popp bezeichnete Fragen zu diesem Thema schon als "dämlich". Doch das Bewusstsein ist vorhanden. Lena Oberdorf verspürt nicht mehr Druck als sonst. "Ob Männlein oder Weiblein – von einer deutschen Nationalmannschaft wird immer der Titel erwartet." Sie sieht in ihrer Mannschaft allerdings schon Hoffnungsträger. "Wenn die Männer eine schwierige Phase, wir aber eine gute Phase haben, ist es schön, wenn wir uns da herausziehen." Lina Magull, die bei der EM 2022 bedeutende 1:0-Treffer erzielte, rückt die eigenen Ziele in den Fokus. "Es geht nicht darum, den Männern, auf gut Deutsch gesagt, den Arsch zu retten. Sondern darum, dass wir unser Ding weiterhin durchziehen." 

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