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Fußball-WM der Frauen 2023: Wie steht es wirklich um das Verhältnis der Nationaltrainerin zur Mannschaft?

Fußball-WM der Frauen 2023

Wie steht es wirklich um das Verhältnis der Nationaltrainerin zur Mannschaft?

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    Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft, und Panagiotis "Joti" Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, bei der Pressekonferenz zum WM-Abschluss.
    Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft, und Panagiotis "Joti" Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, bei der Pressekonferenz zum WM-Abschluss. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Es lag tatsächlich ein feiner Brandgeruch in der Luft, als Martina Voss-Tecklenburg und Joti Chatzialexiou ein letztes Mal vom Hof des Wyong Race Club fuhren. Fast eine Stunde hatten sich die Bundestrainerin und der Sportliche Leiter am Samstag noch von der australischen Ostküste an die Analyse des historisch schlechten WM-Abschneidens der DFB-Frauen gemacht, als nahe dem Tuggerah Lake ein Feuer ausbrach. Spöttisch hieß es, im ungeliebten Basecamp habe jemand vielleicht „Waru“ angezündet, weil selbst das Maskottchen seinen Zweck verfehlte. 

    So schlimm war es dann doch nicht, und überhaupt liegt nicht alles in Schutt und Asche. Voss-Tecklenburg sandte die klare Botschaft aus, dass sie den Löschtrupp anführen möchte. „Das Einfache ist, wenn es im Leben schwierig wird wegzulaufen. Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig geworden ist. Also habe ich weiterhin den festen Willen, zusammen mit allen Beteiligten die nächsten Schritte im deutschen Frauenfußball zu gehen“, sagte die 55-Jährige. Sie werde „hartnäckig und stark“ bleiben. Die Kämpfernatur macht weiter – wie es schon ihr Ehemann Hermann Tecklenburg angekündigt hatte. 

    Gibt es Risse zwischen Mannschaft und Trainerin Voss-Tecklenburg?

    Nach der für Deutschland schlechtesten Frauen-WM aller Zeiten löste sich die DFB-Delegation erst nach und nach auf, was zu einem Krisenreport der Bild-Zeitung („Risse zwischen Mannschaft und Trainerin“) passte. Chatzialexiou versuchte, den Brandherd noch an der Central Coast auszutreten: „Wir haben direkt den Spielerrat zusammengeholt.“ Solche Vorwürfe seien ihm gegenüber „nicht übermittelt“ worden, aber der gegenüber „Feedback und Fehlerkultur“ aufgeschlossene 47-Jährige kündigte an, sich nachträglich mit „mehreren Spielerinnen im Eins zu Eins“ noch mal austauschen zu wollen. Das ist allemal ratsam.

    Eine erfahrene Akteurin sagte hinter vorgehaltener Hand, bei der WM habe es von „vorne bis hinten“ nicht gepasst. Und sogar die beim ZDF als Expertin eingespannte Nationalspielerin Giulia Gwinn, die nach ihrem zweiten Kreuzbandriss wieder voll trainiert, hat fehlende Harmonie ausgemacht: Die Gruppe habe „nicht so zusammengefunden, wie wir es von der EM gewohnt waren“. Man hatte das Gefühl gehabt, „dass die Verbindung nicht da war“. Spielerinnen aus der zweiten Reihe bekamen nur dann Antworten, wenn sie wie Laura Freigang aktiv danach fragten. Die Verstimmungen über fehlende Kommunikation gibt es definitiv. Diese atmosphärischen Störungen haben ein gedeihliches Miteinander behindert. 

    Voss-Tecklenburg widersprach den anonymen Behauptungen zu den Rissen in ihrem Bereich: „Wir haben das in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren nicht so erlebt.“ Ihre Führungskräfte seien ständig in alle Prozesse eingebunden gewesen. „Wenn wir Risse erlebt hätten, dann hätte man sich dem gestellt.“ Immer wieder habe sie ins Team hineingehorcht, daher könne sie nur betonen, „vollstes Vertrauen in die Spielerinnen – und in die Ehrlichkeit der Spielerinnen zu haben“. 

    Frauen-Nationalmannschaft: Erst runterkommen, dann analysieren

    Chatzialexiou empfahl, dass alle erst mal zu Hause „runterkommen, dann stecken wir auf dem Campus die Köpfe zusammen, wie man so was in Zukunft vermeidet“. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat vor der in zwei Wochen angesetzten Aufarbeitung bereits übermittelt, die vertraglich bis 2025 gebundene Bundestrainerin behalten zu wollen. „Ich bin doch sehr sicher, dass sie mit der Mannschaft wieder die Kurve kriegen kann“, sagte der 62-Jährige. Gefordert werden die deutschen Frauen bald in der neuen Nations League mit den Auftaktspielen am 22. September in Dänemark und am 26. September gegen Island, wenn es direkt um die Olympia-Qualifikation geht. 

    Künftig wird weniger Rücksicht auf die Vereine genommen, was zwingend notwendig ist. Zudem braucht es mit Blick auf die EM 2025 in der Schweiz ein stabileres Gerüst und eine realistischere Erwartungshaltung. Der englische Guardian hat Germany in einem Formbarometer aller WM-Teilnehmer auf den letzten Platz gestuft. „Vielleicht müssen wir demnächst niedrigere Ziele formulieren“, ahnte Voss-Tecklenburg. Gleichwohl müsse der „Umgang mit Druck“ besser werden. 

    Unwirsch reagierte die Bundestrainerin auf Vorhaltungen, Spielerinnen vom VfL Wolfsburg würden bevorzugt. „Wir nominieren nicht nach Vereinszugehörigkeit, sondern nach Leistungsparametern.“ Die späte Berücksichtigung von Sydney Lohmann könne sie damit begründen, dass die Dampfmacherin vom FC Bayern erst „zum dritten Gruppenspiel fit für maximal 45 Minuten“ gewesen sei. 

    Auch das Quartier in der australischen Einöde sorgte für Kritik

    Der DFB muss auch überdenken, wie er ein anderes Setting für seine Aushängeschilder hinbekommt – und dazu gehören Quartiere wieder ein bisschen näher dran am richtigen Leben. Voss-Tecklenburg verteidigte die ausgewählte Herberge in der australischen Einöde, aber auch die Bundestrainerin schien froh, als sie sich am Sonntag endlich auf den Heimweg machte. Ihre Augen sahen schon vor dem langen Flug verdammt müde aus. Und in Wyong hat es ausgiebig geregnet.

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