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Fußball-WM der Frauen 2023: Sichtlich angeschlagen: Voss-Tecklenburg hat vieles falsch gemacht

Fußball-WM der Frauen 2023

Sichtlich angeschlagen: Voss-Tecklenburg hat vieles falsch gemacht

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    Bleibt Martina Voss-Tecklenburg Bundestrainerin der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft?
    Bleibt Martina Voss-Tecklenburg Bundestrainerin der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft? Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Ihre bedröppelte Miene passte zum historisch schlechten Ergebnis. Martina Voss-Tecklenburg wirkte sichtbar konsterniert, als die Bundestrainerin sich in Brisbane zum "Debakel, Desaster" äußerte. Die Begriffe seien wohl berechtigt, räumte die medienaffine Chefin ein, die sogleich eine "konstruktive, sachliche Aufarbeitung" ankündigte. Aus dem Munde von DFB-Präsident Bernd Neuendorf war Ähnliches zu vernehmen: "Ich habe direkt nach dem Spiel gegen Südkorea mit der Bundestrainerin telefoniert. Gemeinsam werden wir diese Enttäuschung aufarbeiten." Dann sollte alles auf den Tisch, was den Verantwortungsbereich der 55-Jährigen betrifft.

    Eine Schlussfolgerung kann nur lauten: Sie selbst muss konsequenter werden. Auch im Umgang mit der Frauen-Bundesliga. "Zu viel Rücksicht" habe sie genommen. Dieses Eingeständnis war interessant, denn von Belastungssteuerung war in den letzten Monaten wieder viel die Rede, um das durchwegs holprige Länderspieljahr zu erklären. Der VfL Wolfsburg und FC Bayern sind wichtig, aber viel, viel wichtiger ist im Frauenfußball immer noch die Nationalelf.

    Nur das DFB-Team bringt Sichtbarkeit für den Frauenfußball

    Nur dieses Team bringt Millionen vor den Fernseher und damit Sichtbarkeit. Hoffentlich begreifen das auch in München endlich alle, die der Bundestrainerin in der Vorbereitung den dicksten Knüppel zwischen die Beine geworfen haben. Der Abstellungsstreit hat ihre Arbeit erschwert. Die bis 2025 an den DFB gebundene Voss-Tecklenburg muss ergründen, warum die bei der EM in England ausgespielte Leichtigkeit sich bei der WM in Australien dermaßen verflüchtigt hat.

    Was hat Birgit Prinz eigentlich gemacht, wenn den meisten gegen Südkorea die Knie schlotterten? Die Psychologin muss nicht mit den Medien reden, aber sie hat offenbar auch im Team zu wenig Gehör gefunden. Der Anspruch der Bundestrainerin sollte gleich in der neuen Nations League – Start am 26. September in Bochum gegen Island – darauf ausgerichtet sein, dass sich alle zur besten Leistung und nicht zur besten Stimmung treiben. Sonst wird die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 schwierig.

    Das DFB-Team braucht mehr Reibung

    Eine Silvia Neid war auch deshalb so erfolgreich, weil sie nie von allen gemocht worden ist. Zuletzt erzeugten die DFB-Frauen eine Kuscheloase mit gehäkeltem Koala. Es muss mehr Reibung rein, insbesondere auch durch die Trainerin, die mit ihren vor der WM fest vergebenen Rollen dafür sorgte, dass der Konkurrenzkampf nie wirklich einer war. Sonst hätten die erschreckend naive Jule Brand nicht so viel Spielzeit bekommen. Und wer bitte ist die Idee gekommen, aus der gelernten Mittelfeldspielerin Chantal Hagel eine Linksverteidigerin zu machen? Ein schlechter Witz.

    Es sind solche Personalien, die übrigens zu oft Spielerinnen des VfL Wolfsburg begünstigt haben, die die Cheftrainerin bei der Fehlersuche angreifbar machen. Sie war am Viertelfinalaus bei der WM 2019 durch einige wirre Entscheidungen vor dem Schweden-Spiel beteiligt; nun ist es vier Jahre später nicht gelungen, eine wirkliche Spielidee – außer hohe Bälle auf Alexandra Popp – zu entwickeln. Immer wieder fehlte ihr die Präzision. Vielleicht muss man dann einmal weniger Kängurus gucken und einmal mehr Pässe üben?

    Tritt die Bundestrainerin Voss-Tecklenburg jetzt zurück?

    "Wir haben zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns stellen - und das in erster Linie in meiner Person", sagte sie. Ihr Ehemann Hermann Tecklenburg stellte bald klar, dass ein Rücktritt nicht gemeint sein kann: "Martina ist mit Leib und Seele Nationaltrainerin. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie mit dem Gedanken spielt, aufzuhören." Hinzu kommt: Voss-Tecklenburg ist eine glänzende Botschafterin für den DFB; sie kommt stark rüber, wenn es um die überwölbenden Botschaften geht, aber im Zusammenspiel mit Britta Carlson hatte sie in ihrem Hauptjob kein glückliches Händchen gehabt.

    Klar, für die verletzungsbedingten Ausfälle von Giulia Gwinn, Carolin Simon und Felicitas Rauch als rechte und linke Verteidigerin konnte sie nichts, aber sie hätte erstmal die sichere Lösung Sophia Kleinherne stellen können. Eines aber hat Martina Voss-Tecklenburg auch versprochen: "Wir hören nicht auf Fußball zu spielen oder den Sport zu lieben." Das soll auch niemand. Aber alles wird jetzt schwerer für den deutschen Frauenfußball. Übrigens auch die Bewerbung um die WM 2027. Hauptkonkurrent Südafrika steht im Achtelfinale. Deutschland nicht. Es könnte einen Fifa-Präsident geben, der sich genau das gewünscht hat. Und dann könnte es bei der Vergabe im Mai 2024 noch mal bedröppelte Mienen im deutschen Lager geben.

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