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Fußball-WM der Frauen 2023: Das WM-Finale England gegen Spanien: Ein Duell der Gegensätze

Fußball-WM der Frauen 2023

Das WM-Finale England gegen Spanien: Ein Duell der Gegensätze

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    Darum geht es am Sonntag: der WM-Pokal der Frauenfußball-Weltmeisterschaft.
    Darum geht es am Sonntag: der WM-Pokal der Frauenfußball-Weltmeisterschaft. Foto: dpa

    Jill Ellis hatte in dem Moment kein Auge für die fantastischen Ausblicke aus den Panoramafenstern in ihrem Rücken. Die frühere US-Nationaltrainerin stand vor einer Werbewand des Kongresscenters am Darling Harbour von Sydney, als sich die 56-Jährige zum WM-Finale zwischen Spanien und England (Sonntag 12 Uhr/ZDF) äußerte: „USA, Deutschland, Japan: Alle Giganten sind raus. Aber es ist gut, wenn wir einen neuen Weltmeister sehen.“ Grundsätzlich hat die Leiterin der Technischen Studiengruppe des Weltverbandes Fifa bei diesem Turnier eine „phänomenale Entwicklung“ beobachtet. Das hörte sich durchaus so an: Eigentlich ist es fast schon egal, welches europäische Team im erneut mit mehr als 75.000 Menschen gefüllten Australia Stadium gewinnt: Der Fußball der Frauen ist bereits der Gewinner.

    Fest steht unwiderruflich, dass bei der neunten Auflage die zweite Nation nach Deutschland gekrönt wird, die sich mit Männern und Frauen Weltmeister nennen darf. Einen Favoriten kann die Erfolgsgarantin Ellis, die mit ihrer charismatischen Art die US-Girls zu den WM-Triumphen 2015 und 2019 coachte, nicht erkennen: „Es sind zwei Teams mit großen Gegensätzen, aber beide wollen pressen, beide wollen den Ball.“ 

    Spanien gegen England: Tiki Taka trifft auf Physis

    Die auf Kombinationen und Kurzpässen fußende spanische Philosophie, die vom landestypischen Tiki Taka abgeleitet wird, trifft auf den auf Power und Physis ausgelegten englischen Ansatz, der ein bisschen an den früheren Trendsetter USA erinnert. Beide Teams definieren sich über das Kollektiv mit erfahrenen Führungsspielerinnen: Hier sind es Jennifer Hermoso, Irene Paredes oder Aitana Bonmati, dort Millie Bright, Lucy Bronze oder Mary Earps, die als goldene Generation Geschichte schreiben wollen.

    Die „Lionesses“ bringen einen psychologischen Vorteil mit, weil sie im EM-Viertelfinale gegen „La Furia Roja“ vor einem Jahr in der Verlängerung gewannen. Sie wären zudem das erste Ensemble seit Deutschland 2007, das nach einer EM gleich auch noch bei einer WM triumphiert.

    Die beiden Trainer zogen die richtigen Schlüsse

    Keiner der Finalisten hat bei der Endrunde die Sterne vom Himmel gespielt – umso wichtiger war der Input von der Trainerbank. So wie Spaniens „Architekt“ Jorge Vilda aus dem letzten Gruppenspiel gegen Japan (0:4) die richtigen Lehren zog, hat „Superhirn“ Sarina Wiegman aus dem Achtelfinale gegen Nigeria (4:2 im Elfmeterschießen) wichtige Erkenntnisse gesammelt. Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass der als Ellis-Erbe gescheiterte US-Nationaltrainer Vlatko Andonovski mit seinem Rücktritt sofort den Verdacht nährte, der US-Verband könnte die Niederländerin locken. Rasch versuchte Englands Verband FA, solche Spekulationen vor dem Finale einzufangen. Zum einen bekäme die bis 2025 gebundene 53-Jährige sicher nicht die Freigabe, hieß es, zum anderen habe man mit der Titelgarantin noch ganz andere Dinge vor. FA-Direktor Mark Bullingham schloss nicht aus, dass sie im Grunde auch den Job von Gareth Southgate machen könne. Die damit ausgelöste Debatte hat Emma Hayes, die Teammanagerin des FC Chelsea, ziemlich verärgert: „Der Frauenfußball schreibt hier gerade seine eigene Geschichte – warum reden wir schon wieder über den Männerfußball?“, wetterte sie bei der Fifa-Tagung am Freitag. Da war schon ein Grummeln zu vernehmen.

    Auch auf der anderen Seite gibt es Geraune. Dass sich der Präsident des Königlich Spanischen Fußball-Verbandes (RFEF), Luis Rubiales, auf die Schulter klopft, weil jetzt 100.000 Frauen und Mädchen in seinem Land kicken oder der Verband 15.000 Euro pro Spielerin für das Einfliegen der Familie spendiert, empfinden viele als blanken Hohn. Schließlich waren die teils unprofessionellen Bedingungen der Hauptgrund für die Rebellion von 15 Nationalspielerinnen. Und Trainer Vilda sei ja vor allem deshalb geblieben, heißt es, weil dessen Vater Angel einen RFEF-Posten besaß. 

    In der englischen Mannschaft steht eine Kandidatin für den „Goldenen Ball“

    Auf dem Platz setzt England auf ein kompaktes 3-5-2-System, in dem immer wieder die Außenbahnen überladen werden. Ob Lauren James nach Ablauf ihrer Sperre wieder spielt, wird auf der britischen Insel genauso heftig diskutiert wie auf der iberischen Halbinsel, ob Alexia Putellas bei Spanien in der 4-3-3-Formation den Vorzug vor Shootingstar Salma Paralluelo bekommt. Sollte die 19-Jährige erneut als Einwechselspielerin den Unterschied machen, wäre sie unweigerlich eine Kandidatin für den „Goldenen Ball.“ Denn eine einzelne Persönlichkeit, die wie Megan Rapinoe bei der WM 2019 sportlich und gesellschaftspolitisch alles überstrahlt, ist weit und breit nicht in Sicht. Daran wird auch ein von Expertin Ellis erwartetes „faszinierendes Finale“ nichts mehr ändern.

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