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Fußball-WM 2022: Wie Emmanuel Macron die WM für sich nutzt

Fußball-WM 2022

Wie Emmanuel Macron die WM für sich nutzt

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    Emmanuel Macron beim Halbfinalsieg der Franzosen im Stadion.
    Emmanuel Macron beim Halbfinalsieg der Franzosen im Stadion. Foto: Witters

    Der dritte Stern wirkt zum Greifen nah für die französische Nationalelf, so weit oben im Fußball-Himmel ist sie schon angelangt. Nach 1998 und 2018 könnte die "Équipe Tricolore" nun ein drittes Mal Weltmeister werden. Das anfängliche Desinteresse der Franzosen an dieser WM, auch bedingt durch die Kritik am Ausrichtungsort Katar, den dortigen Menschenrechtsverletzungen und den zweifelhaften Bedingungen der Vergabe an den Wüstenstaat, hat sich in Enthusiasmus verwandelt. In der Nacht auf Donnerstag wurde in ganz Frankreich gefeiert.

    In Vorausschau auf den Trubel setzte das Innenministerium insgesamt 10.000 Sicherheitskräfte ein. Heftige Ausschreitungen blieben weitgehend aus, anders als von den Rechtsextremen prophezeit, die Stimmung gegen die Marokkaner zu machen versuchten. Zwar kam es zu Zwischenfällen, 262 Festnahmen und dem dramatischen Tod eines 14-Jährigen in Montpellier, den ein Auto am Rande der Feiern erfasste - aber zu keinem Eklat durch marokkanische Fans, die das Turnier ihres Teams feierten.

    Elf Männer reißen mehr mit als eine Regierung

    Stattdessen versprühten die Titel der französischen Zeitungen am Donnerstag nur Positives: "Im Finale!" und "Einfach nur Glück", hieß es dort. Le Parisien schwärmte von einer "herrlichen Gewohnheit", das Endspiel zu erreichen und hoffte auf ein "vorzeitiges Weihnachten". Halten die Medien den Menschen in Frankreich sonst nicht bei jeder Gelegenheit vor, dass vor allem die Deutschen in fast allen Bereichen besser sind? In der Wirtschaft, beim Sozialdialog und lange auch im Sport – damit ist es vorbei, das Selbstbewusstsein zurück. Elf erfolgreiche Männer auf einem Rasen können mehr ausrichten als eine Regierung, die seit der Wahl vor gut einem halben Jahr nicht mitzureißen vermag.

    Der Krieg in der Ukraine verunsichert die französische Bevölkerung, die oft auch Folgen für sich selbst fürchtet. Mag die Inflation mit 6,2 Prozent dank Deckelungen der Strom- und Gaspreise und Nachlässe an der Tankstelle noch vergleichsweise moderat ausfallen, für viele ist sie trotzdem zu hoch. Die Bahn-Gewerkschaften drohen mit Streiks an den Feiertagen und im Januar, sobald sich die Regierung konkret an die ungeliebte Rentenreform macht, dürfte sich eine Protestbewegung bilden. Ein Sieg der "Bleus" könnte Präsident Emmanuel Macron zumindest zu einem Durchatmen verhelfen.

    Macron wird das WM-Finale auf der Tribüne verfolgen

    Bereits am Mittwoch reiste er nach Doha, am Sonntag wird er erneut auf der Tribüne sein. "Die französische Nationalelf hat mich heute sehr stolz gemacht", sagte er freudestrahlend nach dem Match, bevor er die Spieler in der Umkleidekabine besuchte. Vor allem zum Star-Stürmer Mbappé hat der Präsident ein gutes Verhältnis aufgebaut. Hatte Macron bei Beginn der WM nicht gesagt, man solle "den Sport nicht politisieren"? Das sei wiederum die beste Methode von Politikern, den Sport für sich einzuspannen, kritisierte der Philosoph Thibaud Leplat in einem Meinungsartikel. "Sollte man nicht eher die Politik ent-fußballisieren?", fragte er. Also den Fußball aus der

    Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.

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