Wie schnell es im Sport gehen kann – dafür ist Niclas Füllkrug ein gutes Beispiel. Vor exakt einem Jahr saß der Stürmer beim damals kriselnden Zweitligisten Werder Bremen vornehmlich auf der Bank. Wenn er spielte, dann als Einwechselspieler. Wer weiß, wie die Geschichte weitergegangen wäre, wenn der damalige Werder-Coach Markus Anfang nicht über einen gefälschten Impfpass gestolpert und deswegen seinen Job losgeworden wäre. Weil der Posten aber Ende November 2021 neu besetzt werden musste, kam der heutige Trainer Ole Werner zu der Stelle. Und setzte von Beginn an voll auf Füllkrug.
Der zahlte in Toren zurück und war einer der wesentlichen Faktoren für den Wiederaufstieg des Vereins. Dass es in der aktuellen Bundesligasaison genauso gut weitergehen würde, war nicht unbedingt zu erwarten – kam aber so. Aktuell ist Füllkrug mit zehn Toren der beste deutsche Stürmer der Bundesliga. Die Belohnung: Bundestrainer Hansi Flick nahm den 29-Jährigen, der in seiner Karriere nie für ein DFB-Jugendnationalteam gespielt hat, mit zur Weltmeisterschaft nach Katar.
Die Karriere von Niclas Füllkrug lief lange recht überschaubar ab
Gegen Spanien erzielte Füllkrug den umjubelten Ausgleich. Er kam – na klar – von der Bank. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Karriere, in der es lange nicht danach aussah, dass der Mann aus Hannover mehr als ein solider Bundesligaspieler sein würde – auch deswegen, weil er immer wieder länger verletzt war. Die Vita: Über Bremen ging es nach Fürth, Nürnberg, Hannover und wieder zurück nach Bremen. Bundestrainer Flick lobte die Qualitäten Füllkrugs, der als einziger echter Mittelstürmer im Kader steht. Bei den vielen Bremer Saisontoren in der Schlussphase sei Füllkrug ein Faktor gewesen, so Flick: "Da ist er einer, der der Mannschaft dieses Selbstverständnis gibt." Bedeutet: Sollte Deutschland bei der WM kurz vor Ende ein Tor brauchen, steigen Füllkrugs Einsatzchancen. So wie gegen Spanien.
Der Fußball ist bei dem verheirateten Vater einer Tochter übrigens Familiensache: Vater und Großvater spielten auch auf professioneller Ebene, seine Schwester Anna-Lena läuft für Hannovers Frauen auf. Ansonsten versteht sich Füllkrug auf schräge Spitznamen: Wegen seiner Zahnlücke wird er "Lücke" genannt, sein Bremer Sturmpartner Marvin Ducksch und er firmieren selbstironisch als "Die hässlichen Vögel." Nun erlebt einer davon einen Höhenflug bei der WM.
Die Fußballweltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.