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Fußball-WM 2022: Marokkos Einzug ins Viertelfinale eint die arabische Welt

Fußball-WM 2022

Marokkos Einzug ins Viertelfinale eint die arabische Welt

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    Die Spieler Marokkos sind ein eingeschworener Haufen. Ein Vorteil, den sie auch gegen Portugal zum Tragen bringen möchten.
    Die Spieler Marokkos sind ein eingeschworener Haufen. Ein Vorteil, den sie auch gegen Portugal zum Tragen bringen möchten. Foto: Christophe Ena, AP/dpa (Archivbild)

    Die arabische Welt ist vereint: Jedenfalls am Samstag, wenn mit Marokko das Überraschungs-Team der WM im Viertelfinale gegen Portugal (16 Uhr, ZDF) spielen darf. Wieder so ein Freudenfest für die völlig ausflippenden Fans, die im Stadion schon bei der Nationalhymne alles geben und ihr Team gnadenlos anfeuern. Marokko-Spiele sind stimmungsmäßig der Hit in Katar.

    Marokko besiegte Spanien im Elfmeterschießen

    "Wir wollen Afrika stolz machen, wir haben die afrikanische Welt hinter uns", sagt Trainer Walid Regragui, der es in drei Monaten geschafft hat, aus der Ansammlung vieler Stars ein Kollektiv zu formen, das taktisch ungemein diszipliniert spielt. Marokko überraschte schon in der Gruppenphase, die sie als Gruppenerster vor Kroatien beendeten. Am Dienstag wurde in einem denkwürdigen Elfmeterschießen Mit-Titel-Favorit Spanien besiegt, nachdem die "Atlas-Löwen" über 120 Minuten den Spaniern ihre Grenzen aufgezeigt hatten. Alles in einem Lärmpegel, der bei dieser WM außergewöhnlich war, allenfalls beim südamerikanischen Duell Argentinien – Mexiko herrschte eine ähnliche Begeisterung auf den Rängen.

    Bezeichnend: In vier WM-Spielen hat noch kein Gegner die marokkanische Abwehr bezwingen können, nicht einmal im Elfmeterschießen, in dem sich Torwart Yassine Bounou, genannt Bono, vom FC Sevilla mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Helden machte. Nicht umsonst wurde der 31-Jährige in der vergangenen Saison zum besten Torhüter Spaniens gewählt. Der einzige Gegentreffer, den Marokko hinnehmen musste, war das Eigentor von Nayef Aguerd beim 2:1 gegen Kanada. Übrigens: Mit ihm wechselte zum ersten Mal seit zwanzig Jahren ein in

    Dennoch lebt die derzeitige Mannschaft von Leistungsträgern, die in Europa ausgebildet wurden und teilweise bei Top-Vereinen unter Vertrag sind, auch wenn sie nicht immer Stammspieler sind. Noussair Mazraoui spielt bei den Bayern, Achraf Hakimi bei Paris St. Germain, nachdem er zuvor in Dortmund geglänzt hatte, doch die

    Hakim Ziyech ist der Star der Mannschaft

    Vorne dreht sich viel um Hakim Ziyech vom FC Chelsea, der sich gerne in der Rolle des Stars sieht. Auch Youssef En-Nesyri vom FC Sevilla ist mit reichlich internationaler Erfahrung gesegnet, Mittelfeldstratege Abdelhamid Sabiri spielt bei Sampdoria Genua. Über die Hälfte der Spieler im 26-er Kader wurden im Ausland geboren. Aber im Gegensatz zu der üblichen Praxis schaffen es die Nordafrikaner, ihre Top-Fußballer im Ausland für die eigene Nationalmannschaft zu begeistern. Integration mal anders. 

    Auch der Trainer ist ein Novum: Walid Regragui hat das Team erst drei Monate vor der WM übernommen, weil der langjährige Trainer Vahid Halihodzic im Streit mit dem Verband gehen musste. Den Machtkampf mit den Stars Ziyech und Mazraoui hatte der 70-jährige Trainer verloren. Regragui folgte. Der 47-Jährige hat als Spieler 45 Länderspiele für Marokko in der Bilanz, hat aber als Trainer nie bei einem europäischen Top-Verein gearbeitet. Zuletzt gewann er mit Wydad Casablanca die nationale Meisterschaft und die afrikanische Champions League. 

    Mit seine Stars geht er den umgekehrten Weg: "Manche Trainer sagen, alle Spieler müssen gleich behandelt werden, doch Hakim ist nicht irgendein Spieler. Ich zeige ihm Liebe und Respekt, denn das hat er verdient." Ziyech sei "wie ein Neymar für Brasilien oder ein Mbappé für Frankreich." Walid Regragui vor dem Portugal-Spiel: "Ich sage nicht, dass wir Weltmeister werden, aber wir wollen es werden." Für Marokko, für Afrika, für ganz Arabien.

    Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.

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