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Fußball-WM 2022: Luka Modric und die kroatischen Houdinis

Fußball-WM 2022

Luka Modric und die kroatischen Houdinis

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    Luka Modrid und die Kroaten haben sich gegen Brasilien mal wieder aus einer beinahe ausweglosen Situation befreit.
    Luka Modrid und die Kroaten haben sich gegen Brasilien mal wieder aus einer beinahe ausweglosen Situation befreit. Foto: Maurice van Steen, Witters

    Über Lionel Messis Magie ist schon viel erzählt worden, und auch vor dem Halbfinale am Dienstag gegen Kroatien wird sie wohl wieder Thema sein. Nun bekommt es der argentinische Ballzauberer allerdings mit einer ganzen Mannschaft voller Houdinis zu tun. Luka Modric und seine Kollegen treten ja regelmäßig wie Entfesselungskünstler auf, nicht nur im Viertelfinale beim 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen den Titelfavoriten Brasilien und Neymar. Da hatten sie nur die Regel bestätigt, wonach sie sich aus scheinbar ausweglosen Lagen immer wieder befreien können.

    Der Rückstand durch Neymar in der Verlängerung? Kein Problem. Mit dem ersten Schuss aufs Tor glichen die Kroaten durch Bruno Petkovic spät aus, um dann mit ihrer gewohnten Nervenstärke und dem herausragenden Torwart Dominik Livakovic im Elfmeterschießen den Sieg davonzutragen. "Wir waren nahezu geschlagen, alle haben uns für tot erklärt. Aber wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir nie aufgeben und unser Glaube enorm ist", sagte Modric. Trotz seiner 37 Jahre hatte der Mittelfeldspieler über die komplette Spielzeit gewohnt ballsicher und klug Regie geführt.

    Topfavorit Brasilien scheitert an der kroatischen Mentalität

    Die Brasilianer konnten es hinterher gar nicht fassen, was ihnen widerfahren war. Als Topfavoriten waren sie ins Turnier gestartet. Nun wurden sie von Modric und den kroatischen Houdinis tränenüberströmt auf die Rückreise nach Brasilien geschickt, obwohl sie sich schon wie die sicheren Sieger gefühlt hatten. "Never. Give. Up", niemals aufgeben, twitterte Modric danach. Sein Profil ziert der sinngemäße Spruch, wonach sich die besten Dinge im Leben nie auf einfachem Wege einstellen. Das scheint für die kroatische Nationalmannschaft ganz besonders zu gelten. 

    Auch im Achtelfinale gegen Japan hatten sich die Kroaten nach einem Rückstand zurückgekämpft und gewonnen, natürlich nach einer Verlängerung und einem Elfmeterschießen. Damit setzte die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic eine schier unglaubliche Serie fort, die bereits im Achtelfinale der WM 2018 angefangen hatte. Damals siegte Kroatien gegen Dänemark, selbstredend nach einem Rückstand und einer Verlängerung samt Elfmeterschießen. Im Viertelfinale folgte gegen Russland: ein Sieg nach Rückstand, Verlängerung und Elfmeterschießen. Im Halbfinale war England an der Reihe, nach einem Rückstand und einer Verlängerung, nur ausnahmsweise ohne Elfmeterschießen. Einzig das Finale mit der 2:4-Niederlage gegen Frankreich nach 90 Minuten fiel komplett aus der Reihe. Doch Ausnahmen bestätigten ja die Regel. Fünf der vergangenen sechs K.-o.-Spiele bei einer WM gewannen die Kroaten nach einem Rückstand und 120 Minuten Spielzeit.

    Fußball-WM in Katar: Rückstände als Teil des Konzepts?

    Es sind diese Erfahrungen, die Dalic und seiner Mannschaft vor dem Vergleich mit Argentinien und Messi viel Selbstvertrauen geben. Gegen Brasilien habe man wieder einmal "demonstriert, wofür das kroatische Team steht", findet Dalic, "wir haben einen sehr starken Charakter und geben nicht auf". Ein Beleg für diese These wäre vor dem Halbfinale gegen

    Modric ist dabei so etwas wie Kroatiens Chef-Houdini. Dank seines guten Stellungsspiels ist er fast immer anspielbereit. Er lenkt mit seinen oft gar nicht spektakulären, aber sehr sicheren Pässen die Mannschaft. So war das auch gegen Brasilien. "Luka hat 120 Minuten einen großartigen Rhythmus vorgegeben, er ist der Kopf des Sieges", lobte Dalic. Dabei hatten Kritiker den Mittelfeldspieler von Real Madrid vor der WM als zu alt bezeichnet. Doch Dalic weiß, was er an Modric hat und kann schon jetzt über Modric sagen: "Er hat es allen gezeigt." Allen? Nun sollen Magier Messi und die Argentinier die Entfesselungskünste von Modric und den kroatischen Houdinis kennenlernen. Und sollte das tatsächlich gelingen, gäbe es danach ja noch ein Finale.

    Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.

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