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Fußball-WM 2022: Kylian Mbappé verschiebt die Grenzen

Fußball-WM 2022

Kylian Mbappé verschiebt die Grenzen

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    Kylian Mbappe während einer Trainingseinheit.
    Kylian Mbappe während einer Trainingseinheit. Foto: Mike Egerton/PA Wire, dpa

    Prächtige Museen hat Doha einige. Wer sich weniger für die Geschichte von Katar, sondern den Sport interessiert, geht ins "3-2-1 Qatar Olympic and Sports Museum". Der Ferrari von Michael Schumacher, die Boxhandschuhe von Muhammed Ali oder das Trikot von Pelé sind hier ausgestellt. Und natürlich fehlen die Devotionalien nicht, die mit Paris St. Germain in Verbindung stehen. Und damit ein WM-Star, der aus der Pariser Banlieue die Rekorde jagt. Kylian Mbappé kann mit 23 Jahren jetzt im Finale mit Frankreich gegen Argentinien das zweite Mal Weltmeister werden, was ihn auf eine Stufe mit eben Pelé stellen würde.

    Sollte er in Doha den Coup aus Moskau wiederholen, würde er wohl noch breiter grinsen als auf dem Abbild im Medienzentrum gleich rechts hinter der Eingangstür. Im Gegensatz zu den neben ihm angebrachten Sturmkollegen Antoine Griezmann oder Olivier Giroud ist Frankreichs bester Spieler noch nicht einmal an diesen Ort im Komplex des Al Sadd Sports Club gekommen. Die mediale Isolation hat Nationaltrainer Didier Deschamps abgesegnet, der das mit Geldstrafen belegte Fehlen bei zwei Pflichtterminen zum "Man of the Match" so verteidigte: "Er spricht mit den Füßen. Und er spricht sehr gut mit ihnen."

    Niemand bricht häufiger durch die Abwehrreihen

    Zuletzt haben die Engländer und Marokkaner den Unterschiedsspieler fast umzingelt, um Überzahl in seiner Nähe zu erzeugen. In den Fifa-Statistiken tauchte die interessante Zahl auf, dass sich Mbappé 54 Mal für Zuspiele angeboten hatte, aber nur jedes dritte Mal fanden ihn die Mitspieler. In der Halbzeitpause des Halbfinals soll Deschamps gesagt haben: "Gebt Kylian den Ball!" Seine Nummer zehn verarbeitet im letzten Drittel die meisten Bälle und erzielt die meisten Durchbrüche.

    Mbappé braucht, anders als Messi, am besten ein bisschen Anlauf, um seine Tempovorteile auszuspielen. 35 Stundenkilometer bringt kaum einer zustande. Er ist schneller als Messi, aber würde man seine Pappfigur an den Souq Waqif in Doha mit den vielen WM-Touristen tragen, würden sich beim Franzosen nicht so große Menschenaufläufe bilden wie beim Argentinier. Am Prachtboulevard Corniche kommt niemand mehr an Messis Konterfei vorbei, während das von Mbappé offenbar gut versteckt wird.

    Mbappé gilt als bestbezahlter Fußballer

    Der Wunderstürmer gilt als bestbezahlter Fußballer im Universum, weil Paris St. Germain aus einem katarischen Staatsfonds unfassbare Summen abrief, um den Wechsel zu Real Madrid zu verhindern. Das astronomische Paket soll deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro betragen haben, was wie aus Märchen aus 1001 Nacht klingt. Der eng mit den WM-Organisatoren verflochtene PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi ging über alle Grenzen der Vernunft, um den "Kalif Mbappé" zu behalten.

    Aber irgendwie passt das ja zu einer WM, für die vor Vergabe einst im Élysée-Palast die Weichen gestellt wurden. Frankreichs Legende Michel Platini, damals noch Uefa-Chef, stimmte für die Katarer, die als Gegenleistung eben PSG hochzüchteten. Messi und Mbappé würden sonst nie bald gemeinsam in der Starttruppe gegen den FC Bayern antreten, um endlich mal die Champions League zu gewinnen. Der Wettstreit um den Goldpokal ist gleichwohl viel wichtiger. Auch für jedes Sportmuseum.

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