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Fußball-WM 2022: Gier, Cleverness und ähnlicher Unfug

Fußball-WM 2022

Gier, Cleverness und ähnlicher Unfug

Tilmann Mehl
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    Wahrscheinlich war Neymar schlicht nicht clever und gierig genug, um den Kroaten Einhalt zu gebieten.
    Wahrscheinlich war Neymar schlicht nicht clever und gierig genug, um den Kroaten Einhalt zu gebieten. Foto: Robert Michael, dpa

    Selbstverständlich könnten hier nun auch wieder Zeilen über die Versagensängste des angelsächsischen Mannes stehen, wenn dieser sich exakt elf Meter vom gegnerischen Tor entfernt befindet. Weil ja Harry Kane und Frankreich! In einer Ahnenreihe stehend mit Stuart Pearce und Gareth Southgate, die den deutschen Fußballfans in guter Erinnerung sind. Aber nein, küchenpsychologisch ist der Fall schon dutzende Male aufbereitet worden. Daher nun lieber ein Ratgeber, wie die Teams sicher ins Halbfinale einer WM einziehen.

    Ist nämlich recht einfach. Es braucht einfach einen Haufen (wichtig tatsächlich: Haufen. Strahlt mehr Verbundenheit aus als eine schnöde Gruppe) cleverer Spieler. Wie die Kroaten. Deren Einzug in die Runde der besten vier Mannschaften beruht nach Einschätzung aller Expertinnen und Experten auf der Erfahrung der Spieler und Cleverness. Weil: Naturgesetz, jeder Balkanbürger von Haus aus Schlitzohr. Das war ja tatsächlich ganz schön schlitzohrig, wie die Kroaten in ihrem letzten Vorrundenspiel dem Belgier Romelu Lukaku prächtigste Einschussmöglichkeiten offerierten. War ihnen natürlich klar, dass er sie allesamt vergeben wird. Ebenso waren sie davon überzeugt, dass ihnen im Viertelfinale gegen Brasilien ein Schuss auf das Tor genügen wird, um ins Halbfinale einzuziehen. Clever auch, das an sich harmlose Schüsschen abfälschen zu lassen.

    Die Marokkaner dagegen: Sicher auch clever. Aber noch viel gieriger auf den Erfolg als die anderen Teams. Wie beispielsweise die Deutschen, denen Abwehrboss Antonio Rüdiger eben jene Gier abgesprochen hat. Beeindruckend, wie gierig die Afrikaner im Achtelfinale den Spaniern in der 120. Minute den Pfosten in den Weg stellten, auf dass er den Weg von Pablo Sarabias Schuss ins Tor verhindere.

    Die Deutschen sind weder clever noch gierig. Sind nicht etwa ausgeschieden, weil ein japanischer Ball gegen Spanien gerade noch so die Linie gekratzt hat oder vielleicht etwas Pech dabei war, dass 20 schlechte Minuten ein Ausscheiden bedingen, wo andere Teams ganze Partien in den Wüstensand setzten und trotzdem weiter teilnehmen durften.

    Fußball hat aber natürlich nichts mit profanem Glück oder Pech zu tun. Gier und Cleverness sind entscheidend. Oder der englische Elfmeter-Fluch.

    Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.

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