Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Fußball-WM 2022: "Diversity wins" – Die Nationalmannschaft und das Problem mit der Symbolik

Fußball-WM 2022

"Diversity wins" – Die Nationalmannschaft und das Problem mit der Symbolik

    • |
    „Diversity wins“ – Die Nationalmannschaft ist gen Oman abgehoben.
    „Diversity wins“ – Die Nationalmannschaft ist gen Oman abgehoben. Foto: Arne Dedert, dpa

    Es gibt ja Menschen, die erfreuen sich an Herausforderungen. Die sehen keine Probleme, sondern dornige Chancen. Vermutlich muss man charakterlich derart beschaffen sein, soll der Job in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit beim DFB Spaß machen. Vor 29 Jahren trat die Nationalmannschaft unter dem Motto „Mein Freund ist Ausländer“ zu einem Benefizspiel nach den Brandanschlägen in Solingen an. Was heute als möglicherweise recht plumper Slogan in den sozialen Netzwerken auseinanderdividiert worden wäre, sorgte damals für wohlwollende Beachtung.

    Als es aber Jahrzehnte später um mögliche illegale Zahlungen rund um das Sommermärchen ging, bröckelte das Ansehen des Fußballverbandes. Weil aber so ein bisschen Schwarzgeld ja seit jeher in der Gesellschaft eher beiläufig zur Kenntnis genommen wird und es ganz offensichtlich zum Wohle des deutschen Fußballvolkes eingesetzt wurde, fiel das Urteil nicht zu hart aus. Der Beckenbauer – a Hund is er schon. Weniger gnädig dann aber die Reaktionen auf İlkay Gündoğan und Mesut Özil, als sie 2018 kurz vor der WM dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan Trikots ihrer Vereinsmannschaften überreichten.

    Das Image der deutschen Nationalmannschaft nahm Schaden

    Oliver Bierhoff verpasste es, das Thema schnell einzufangen, während des letzten Testspiels vor der WM pfiff das Leverkusener Publikum die beiden Nationalspieler beim 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien aus, die miese Stimmung begleitete das DFB-Team bis zum frühen Aus – und sollte sich danach auch nicht schnell verbessern.

    Am Montag stieg die Nationalmannschaft in den Flieger, der sie zur ersten Etappe der diesjährigen WM geleitete. Im Oman bestreitet die Mannschaft von Trainer Hansi Flick am Mittwoch ihr einziges Testspiel (18 Uhr, RTL), ehe es einen Tag später endgültig nach Katar zur Weltmeisterschaft geht. Den „Fanhansa“-Flieger zierte mit dem Slogan „Diversity wins“ (Diversität siegt) eine vom DFB und seinem Partner Lufthansa gewählte gesellschaftspolitische Aussage. Figuren mit unterschiedlicher Hautfarbe sind Arm in Arm auf dem Rumpf der Maschine zu sehen. Damit werde eine „Botschaft in die Welt“ getragen, wie der DFB betonte.

    Dagegen ist schwerlich etwas einzuwenden. Oder vielleicht doch. Weil nämlich: Es handle sich um Gratismut, kritisieren jene auf Facebook und Twitter, die eben immer kritisieren. Mache keinen gestorbenen Gastarbeiter wieder lebendig. Ähnlich war das Echo, als die Nationalspieler im vergangenen Jahr vor dem Länderspiel gegen Island T-Shirts trugen, auf denen „Human Rights“ (Menschenrechte) stand. Die Kritik an den Aktionen der Nationalmannschaft wird während der WM wohl kaum verstummen.

    Die Mannschaft geht allmählich tiefer in den Spagat, den Oliver Bierhoff vor wenigen Wochen angekündigt hat. Zum einen sollen klar sichtbare Zeichen ausgesandt werden, und zum anderen versuchen sich 26 junge Männer an der größten sportlichen Herausforderung, die es in ihrem Sport gibt.

    WM-Vorbereitungsspiele können auch schiefgehen

    Das Spiel gegen den Oman soll dabei nicht mehr als ein lockeres Sparring sein. Bisschen warm schießen, Selbstvertrauen holen für die Aufgaben, die da warten. Das aber ging beispielsweise vor vier Jahren bei dem laschen 2:1-Sieg gegen Saudi-Arabien schief. Davor hatte die Mannschaft schon mit 1:2 gegen Österreich verloren, worauf man sich verständigte, dass man als Turniermannschaft dann schon zum richtigen Zeitpunkt in Form komme. Es kam anders.

    Wann war das denn? Ordnen Sie diese Nationalmannschaftsfotos dem richtigen Jahr zu

    Vier Jahre zuvor wiederum gelang zwar ein 6:1 gegen Armenien, allerdings knickte Marco Reus dabei derart unglücklich um, dass er nicht mit nach Brasilien reisen konnte und den WM-Triumph lediglich am Fernseher erlebte. Reus ist auch diesmal nicht dabei. Mit Marc-André ter Stegen kann zudem ein weiterer Spieler vorerst die Reise nach Arabien nicht antreten. Der Torhüter des FC Barcelona leidet unter einem Magen-Darm-Infekt und soll erst zur Mannschaft dazustoßen, wenn dieser vollkommen ausgeklungen ist. Es ist ein erster kleiner Rückschlag in den Plänen Flicks.

    Der wiederum hat als Trainer des FC Bayern bewiesen, dass er es vorzüglich versteht, eine Mannschaft binnen kurzer Zeit auf den Saisonhöhepunkt vorzubereiten. Als die K.-o.-Runde der Champions League wegen der Corona-Pandemie 2020 in Turnierform ausgetragen wurde, präsentierten sich die Münchner in prächtiger Form. Ähnliches plant der Trainer nun mit der deutschen Auswahl. Es ist eine einfachere Aufgabe als die der PR-Abteilung.

    Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht in der Kritik, auch in der Redaktion haben wir ausführlich darüber diskutiert. Eine Einordnung, warum wir das Sportevent dennoch ausführlich journalistisch begleiten, lesen Sie in diesem Text.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden