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Fußball-WM 2022: Der Ärger ums Bier: Alkohol gibt es bei der WM in Katar nur für VIPs

Fußball-WM 2022

Der Ärger ums Bier: Alkohol gibt es bei der WM in Katar nur für VIPs

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    In Katar werden die meisten Fans im Stadion auf dem Trockenen sitzen. Das kennen sie aus Deutschland anders. Andererseits: In vielen anderen Ländern gibt es ein generelles Alkoholverbot im Stadion.
    In Katar werden die meisten Fans im Stadion auf dem Trockenen sitzen. Das kennen sie aus Deutschland anders. Andererseits: In vielen anderen Ländern gibt es ein generelles Alkoholverbot im Stadion. Foto: Christian Charisius

    Bequeme Sessel und Sofas mit einem tollen Blick auf das Spielfeld, Spezialitäten aus der Küche, eine Bar mit Bier, Wein, Champagner und Spirituosen: Die "Pearl Lounge" im Lusail-Stadion von Katar verspricht für rund 5000 Dollar pro Person und Spiel ein Luxus-Erlebnis bei den Spielen der Fußball-Weltmeisterschaft. Noch exklusiver sind Privat-Logen für mehr als 20.000 Dollar. Fans auf billigeren Plätzen in den WM-Arenen müssen dagegen nicht nur auf Bedienung und Polstersessel verzichten, sondern sogar aufs Bier: Der Gastgeber Katar und der Weltverband FIFA haben sich auf ein grundsätzliches Alkohol-Verbot in den Stadien geeinigt. Nur für Superreiche wird offenbar eine Ausnahme gemacht.

    Katar, ein kleines Land mit knapp drei Millionen Einwohnern, erwartet etwa 1,5 Millionen Besucher während der WM im November und Dezember. Mehr als eine Million Eintrittskarten für die insgesamt 64 Spiele sind bereits verkauft. Weil die WM die erste in einem islamischen Land ist, stellt sich bei Fans seit Jahren die Frage des Bierausschanks. Alkohol gehöre nicht zur Kultur Katars, werde aber in "vorgesehenen Bereichen" erhältlich sein, erklärte das Organisationskomitee.

    WM in Katar: Zwei Bier-Zonen befinden sich in einem Golf-Klub und in einem Luxushotel

    Nun zeichnet sich nach Berichten internationaler Nachrichtenagenturen ab, dass Zuschauer in Katar vor und nach den Spielen in der Umgebung der Stadien Alkohol trinken dürfen. Zu den Bier-Zonen, die zwischen Katar und der FIFA im Gespräch sind, gehören demnach auch eine Fanmeile in der Hauptstadt Doha sowie das Gelände eines Golf-Klubs und das Grundstück eines Luxushotels an einem Strand außerhalb der Stadt.

    In den Stadien selbst ist dagegen nur alkoholfreies Bier erlaubt – es sei denn, man sitzt in einer Loge. Die teuren Logenplätze werden seit Monaten verkauft und können im Internet gebucht werden. Alkohol gehört weiter zum Angebot.

    Grundsätzlich dürfen ausländische Besucher in Katar nur in einigen Hotels und Bars Alkohol trinken. Auch die Einfuhr von Alkohol aus Duty-Free-Läden an den Flughäfen ist verboten. Ausländer mit einer Aufenthaltsgenehmigung können sich im einzigen Alkohol-Geschäft des Landes eindecken, Gäste aber nicht.

    Die US-Brauerei Anheuser-Busch ist einer der größten FIFA-Sponsoren

    Für viele westliche Fans gehört Bier zum Fußball. Bei der WM in Brasilien im Jahr 2014 wurde auf Druck der FIFA ein Bierverbot in Fußballstadien für die Dauer des Turniers ausgesetzt. Die US-Brauerei Anheuser-Busch mit ihrem Budweiser-Bier ist einer der größten Sponsoren der FIFA-Weltmeisterschaften. Ohne Bier in einem WM-Stadion könne man nicht von einer Weltmeisterschaft sprechen, schrieb der US-Sportkommentator Max Bretos auf Twitter.

    Dabei sind Bierverbote in Stadien international nicht ungewöhnlich. Dass Fans in Deutschland im Stadion Bier kaufen können, ist eher die Ausnahme. In Großbritannien darf seit Jahrzehnten kein Bier mehr auf den Rängen getrunken werden. Dort können Fans ihr Bier außerhalb der Stadien kaufen – so wie es jetzt für Normalsterbliche in Katar vorgesehen ist. In Frankreich, Italien und Spanien gelten ähnliche Regeln. In Katar facht das Alkoholverbot jedoch weiter die Diskussion über eine WM an, die ohnehin bereits umstritten ist. Das reiche Emirat am Golf soll im Jahr 2010 mehrere FIFA-Delegierte bestochen haben, um den Zuschlag für die Weltmeisterschaft zu erhalten. Katar weist alle Vorwürfe zurück, doch Experten des US-Justizministeriums bekräftigten die Anschuldigung im vergangenen Jahr. Menschenrechtsorganisationen prangern die Ausbeutung von Arbeitern beim Bau der WM-Stadien in Katar an. Umweltschutz-Verbände bezweifeln, dass Katar sein Versprechen der ersten CO2-neutralen WM einhalten wird.

    Manche Kritiker und Kritikerinnen des Emirats befürchten zudem, dass einige Fans wegen strenger islamischer Verhaltensregeln während der WM festgenommen werden könnten. In Katar sind Homosexualität und außerehelicher Sex verboten. Die britische Polizei rät sämtlichen Fans – außer den miteinander verheirateten – während des Besuches in Katar auf Sex zu verzichten.

    Sieht Redebedarf mit Kanzler Olaf Scholz:Oliver Bierhoff.
    Sieht Redebedarf mit Kanzler Olaf Scholz:Oliver Bierhoff. Foto: Daniel Löb, dpa

    DFB-Direktor Oliver Bierhoff kritisierte den Umgang Katars mit Homosexualität

    Der englische Nationaltrainer Gareth Southgate äußerte sich besorgt über die Benachteiligung von Frauen und Mitgliedern der LGBTQ+-Szene in Katar. Die Vorschriften in dem Emirat seien eine potenzielle Bedrohung für englische Fans, sagte er.

    DFB-Direktor Oliver Bierhoff kritisierte zudem unlängst, dass die WM an ein Land vergeben worden sei, in dem Homosexualität unter Strafe steht. Die deutsche Nationalmannschaft informierte sich unter anderem bei Treffen mit Menschenrechtlern über die Lage in Katar.

    Die Führung in Doha lässt Kritik nicht gelten. Katar heiße alle willkommen, sagte Emir Tamim bin Hamad al-Thani im Mai bei einem Besuch in Berlin. Er fügte aber hinzu, sein Land erwarte, dass die Besucher "unsere Kultur respektieren".

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