Sie haben sich aus verständlichen Gründen beklagt. Die Münchner beschwerten sich, dass im fernen Kanada unsachgemäß mit ihrem Personal umgegangen wurde. In Alphonso Davies hatte sich eine der speziellen Preziosen des Bayern-Kaders im Einsatz für sein Heimatland das Kreuzband gerissen. Die Saison ist für den Linksverteidiger gelaufen. Sein Klub führte an, dass Davies nicht hätte spielen dürfen, schließlich sei die Belastung absehbar zu hoch gewesen. Die Bayern waren besonders geknickt, weil zeitgleich auch noch Dayot Upamecano von der französischen Nationalmannschaft mit einer schmerzhaften Diagnose nach München entsandt wurde. Freie Gelenkkörper im Knie, daher OP. Ob er in dieser Spielzeit nochmal zum Einsatz kommt: fraglich.
Es ist das immerwährende Thema des Weltfußballs kurz vor der entscheidenden Saisonphase. Verletzen sich auffällig viele Akteure, monieren Spieler, Verbände, Trainer und Funktionäre, dass die Belastung für die Hauptdarsteller zu hoch sei. Schuld daran sind alle – nur man selbst nicht. Für einen Bruchteil der Spieler ist die Belastung tatsächlich enorm. Der Terminkalender von Spaniens Star Rodri sah vom 17. Juli 2023 bis zum 15. Juli 2024 sechs Tage Erholungsurlaub vor. Im September 2024 riss er sich das Kreuzband. Rodri aber ist eine Ausnahme, genauso wie es Davies oder Upamecano auch sind. Sie spielen alle für ihre Nationalmannschaft und für einen internationalen Top-Klub.
Die Belastung für normale Bundesligaspieler ist nicht zu hoch
Für den durchschnittlichen Erst- oder Zweitligaprofi stehen 34 Ligaspiele und ein paar Pokalspiele an. Das ist machbar. Was die Belastung in die Höhe treibt, sind die bedeutenden Partien: Champions League, Europameisterschaft. Damit verdienen Klubs und Verbände einen Großteil ihres Geldes – und die Spieler ebenso.
Jamal Musiala bekommt vom FC Bayern pro Jahr nicht 25 Millionen Euro überwiesen, um zweimal im Jahr gegen Wolfsburg oder Hoffenheim zu spielen. Besondere Spieler bekommen besonders viel Geld, um in besonderen Spielen Leistung abzuliefern. Wer viel verdient, muss auch viel leisten. Profifußball stellt die Spitze des Kapitalismus und einer entfesselten Leistungsgesellschaft dar. Zugleich ist Spitzensport ein Teil der Unterhaltungsindustrie und sollte sich dementsprechend nicht allzu ernst nehmen. Vereinsfunktionäre argumentieren mit heiligem Ernst, dass die Belastungsgrenze nun aber wirklich erreicht sei und weitere Anstrengungen unzumutbar seien.
Für 25 Millionen Euro muss man auch Besonderes leisten
Wenn ein Spieler 25 Millionen Euro verdient, spielt er im Optimalfall mindestens so viel Geld ein. Die Vereine haben also sich selbst gegenüber die Verantwortung, ihre Werte zu schützen. Sprich: ihren Stars Pausen zu gönnen. Hier immerhin lässt sich eine Parallele zur normalen Arbeitswelt ziehen. Es schadet nie, sorgsam mit Angestellten umzugehen. Sie sind das wichtigste Investment. Sie werfen nur Rendite ab, wenn sie Leistung zeigen. Oder: performen.
Der Highend-Fußball macht sich nicht selbst kaputt. Die Nachwuchsleistungszentren produzieren zu viele fantastische Spieler, als dass die Qualität dauerhaft sinken könnte. Zudem werden die Trainings- und somit auch die Regenerationsmethoden immer besser. Fakt ist aber auch, dass Leistungssport nicht gesund ist. Er hat nur wenig gemeinsam mit Amateur- und Breitensport. Wer erfolgreich sein will, muss leiden. Kaum ein Profi, der noch nie auf Schmerzmittel zurückgegriffen hat, um auflaufen zu können. Dass sich nun gleich zwei Stars des FC Bayern schwerwiegender verletzt haben, ist allerdings schlicht Pech. Auch die Gesundheit von Multimillionären ist wichtig. Die Verantwortung dafür liegt bei den Spielern selbst – und ihren Arbeitgebern.
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