Richtig krisenfeste Jobs gibt es im Fußball kaum. Nach drei Niederlagen in Folge wird grundsätzlich an Spielern, Trainern und Funktionären gezweifelt. Selbst Köche – im Fachjargon „Nutrition Manager“ bezeichnet – werden abberufen, abgeworben und freigestellt. Wollen ja schließlich alle Spieler und Vereine permanent den viel zitierten „nächsten Schritt“ in der Entwicklung gehen. Einer der wenigen wirklich sicheren Jobs ist der des Maskottchens. Geißbock Hennes etwa muss beim 1. FC Köln zwar ab und an einen ekstatischen Torjubel eines Spielers erdulden, kann aber mit der Gelassenheit eines Wiederkäuers das Treiben auf dem Spielfeld verfolgen. Nur der Weg alles Irdischen sorgt dafür, dass sich Köln alle paar Jahre einen neuen Geißbock suchen muss. Aktuell regiert übrigens Hennes IX.
Wo ein sicherer Tiermaskottchenjob, da ist auch eine sichere Betreuerstelle nicht weit. Sollte man meinen. Bei Lazio Rom leistet man sich, ähnlich wie bei der Frankfurter Eintracht, einen lebenden Adler. Während der in Hessen Attila heißt, kreist in der ewigen Stadt ein Weißkopfseeadler namens Olympia über dem Stadion. Oder besser: kreiste. Denn kürzlich hat der Verein sich von dem Tier getrennt, nach 15 Jahren. Das liegt jedoch nicht an einem rapiden Leistungsabfall Lazios, das in der Serie A auf einem guten Platz vier rangiert, oder einer Formschwäche Olympias. Der Trennungsgrund ist der Falkner Juan Bernabé.
Lazio Rom trennt sich von Falkner Juan Bernabé nach unpassenden Fotos
Vielmehr ließ sich Herr Bernabé im wohl sensibelsten Bereich aller Männer operieren. Dieser Eingriff ist offenbar so gut verlaufen (herzlichen Glückwunsch an der Stelle), dass auch der Adler-Chef darüber sehr stolz auf seine neue wichtigste Körperregion war.
Soweit ist noch alles in Ordnung. Nur den nächsten Schritt hätte sich Herr Bernabé wohl besser gespart: Um die Welt an seiner gelungenen Operation teilhaben zu lassen, veröffentlichte er auf sozialen Netzwerken Bilder seines besten Stücks. Und das kam wiederum nicht so gut bei Lazio Rom an. Der Klub trennte sich von seinem Falkner und verkündete in einer Stellungnahme: „Lazio ist überrascht, die Foto- und Videobilder von Herrn Juan Bernabé zu sehen und die dazugehörigen Aussagen zu lesen, und teilt mit, dass es angesichts der Ernsthaftigkeit seines Verhaltens mit sofortiger Wirkung alle Beziehungen zu ihm unterbrochen hat.“
Man sei sich bewusst, dass es für alle Fans schmerzhaft sei, den Adler nicht mehr im Stadion zu sehen. „Aber es ist unmöglich geworden, unser historisches Symbol mit einer solchen Person in Verbindung zu bringen.“ Und Bernabé? Der Spanier versteht die Welt nicht mehr. „Für mich ist es selbstverständlich, meinen Körper auf diese Weise zu erleben“, sagte er der Zeitung La Repubblica. Tja. Was ihm bleibt, ist der Stolz. Auf sich, seinen Adler und andere Dinge.
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