Auch in dem Moment, in dem er das Ende seiner Fußballkarriere bekannt gibt, will sich Toni Kroos keine Fehlpässe erlauben. Sein Podcast "Einfach mal luppen", den er mit seinem Bruder Felix betreibt, erscheint an diesem Tag auch in einer spanischen Ausgabe. In fünf Minuten erklärt der 34-Jährige den Fans von Real Madrid das, was er in einer ausführlicheren Version im Zwiegespräch mit seinem Bruder auch auf Deutsch sagt: Nach diesem Sommer ist Schluss mit Fußball. "Ich habe sehr, sehr lange darüber nachgedacht und bin in den letzten Tagen zu einer Überzeugung gekommen. Die lautet, dass diese Saison – diese wunderbare Saison mit Real – auch gleichzeitig meine letzte mit Real ist." Weil für ihn immer klar war, dass nach Madrid nichts mehr kommt, sei auch klar, "dass in diesem Sommer Schluss ist. Schluss bei Real, Schluss mit Fußball".#
Damit warten auf Kroos noch einige wenige Höhepunkte: Am kommenden Samstagabend steht das letzte Saison- und Heimspiel mit Madrid gegen Betis Sevilla an, eine Woche später folgt das Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund. Es wird sein letztes Spiel im Vereinstrikot sein, bevor am 14. Juni die Europameisterschaft in Deutschland beginnt. Kroos ist in der Nationalmannschaft, aus der er nach der EM 2021 zurückgetreten war, gesetzt und kann darin den einzigen Titel holen, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt.
Toni Kroos verkündet Karriereende: Fünf Siege in der Champions League
Ansonsten ließ der gebürtige Greifswalder bekanntlich wenig aus. Unter anderem stehen je drei Meistertitel und Pokalsiege mit dem FC Bayern sowie vier Ligasiege mit Real in seiner Vita. Kroos war Weltmeister 2014, dazu kommen (bislang) fünf Siege in der Champions League – einer mit den Bayern, vier mit Madrid. Allein zwischen 2016 und 2022 holte er mit den Königlichen viermal die Königsklasse. Kroos ist damit der erfolgreichste deutsche Profi im wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt und, nach Titeln gemessen, einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer überhaupt.
Und jetzt also Schluss – zu einem Zeitpunkt, an dem Kroos im Starensemble von Real immer noch einer der Fixpunkte ist. Was genau gegen eine weitere Saison spricht? Nicht so viel – das weiß auch Kroos selbst. Aber genau deshalb sei es richtig, nun einen Schlussstrich zu ziehen, verrät der 34-Jährige in seinem Podcast. "Jetzt ist ein Zeitpunkt erreicht, an dem es sich perfekt anfühlt. Ich wollte immer auf dem Höhepunkt meines Schaffens gehen." Sein Karriereende als Stand-by-Profi zu erleben sei für ihn immer eine Schreckensvorstellung gewesen: "Ich wollte nie, dass die Fans mir sagen müssen: Jetzt reicht's aber. Oder dass ich auf der Bank sitze. Das wäre der Karriere nicht würdig gewesen. Ich bin froh, dass ich das abwehren konnte."
Toni Kroos über sein Karriereende: "Ich habe alles geschafft, was ich mir erhofft hatte."
Überlegungen, schon vor einem Jahr aufzuhören, habe es durchaus gegeben – die Entscheidung, noch ein finales Jahr dranzuhängen, sei "goldrichtig" gewesen: "Ich habe alles geschafft, was ich mir erhofft hatte. Es war eine Saison ohne Verletzungen. Sie hat mir großen Spaß gemacht und ich habe einen Großteil der Spiele genießen können. Ich konnte mein Niveau halten und wir waren als Team sehr erfolgreich." Zum Abschluss gab es mit Real die Meisterschaft und vielleicht den sechsten Henkelpott, sofern auch noch das Finale gegen den BVB am 1. Juni gewonnen wird.
Und dennoch: Leicht falle es ihm nicht, Abschied zu nehmen: "Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens." Seit er sechs Jahre alt war, habe sich alles um den Fußball gedreht. Kroos galt früh als Riesentalent, wechselte mit gerade mal 15 Jahren von der Ostsee zum FC Bayern München. Mit 17 das Bundesliga-Debüt als bis dahin jüngster Bundesligaspieler in der Geschichte der Bayern.
Mats Hummels sendet Grüße an Toni Kroos: "Was für ein Fußballer"
Einer, der mit ihm damals in der zweiten Mannschaft der Münchner spielte und ebenso auf die Fußballkarriere hoffte, war Mats Hummels. Nun schließt sich der Kreis, wenn sich der heutige BVB-Profi und Kroos mit ihren Teams im Königsklassen-Finale gegenüberstehen. Von Hummels gab es via Social Media Glückwünsche: "Was für ein Fußballer, es war mir eine Ehre und eine Freude, Toni! Vor fast 20 Jahren zusammen im Grünwalder, jetzt sehen wir uns zum Abschluss noch mal ziemlich standesgemäß in Wembley." Blumen gab es auch schon von Real. Präsident Florentino Perez wird in einer Vereinsmitteilung wie folgt zitiert: "Toni Kroos ist einer der größten Spieler in der Geschichte von Real Madrid und dieser Verein wird immer seine Heimat sein."
Zweigeteilt sei die Entscheidung hingegen bei seinen Kindern angekommen, so Kroos. Während sein älterer Sohn "kein Fan" davon sei, freue sich seine Tochter nun auf gemeinsame Reitstunden: "Bisher konnte ich immer sagen, das ist zu gefährlich. Jetzt muss ich mir eine neue Ausrede ausdenken."