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Fußball: Thomas Tuchels Krönung: Der Welttrainer aus Krumbach

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Thomas Tuchels Krönung: Der Welttrainer aus Krumbach

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    Chelsea-Trainer Thomas Tuchel  ist Welttrainer des Jahres.
    Chelsea-Trainer Thomas Tuchel ist Welttrainer des Jahres. Foto: Susana Vera, dpa

    Eigentlich hätte Thomas Tuchel ja Rettungshubschrauberpilot werden wollen. So schrieb er es zumindest als damals neun Jahre alter Bub ins Poesiealbum eines Freundes, mit dem er die Krumbacher Grundschule besuchte. Daraus ist nichts geworden, aber die Realität kann sich rund 40 Jahre später auch sehen lassen.

    Thomas Tuchel, der einstige Schuljunge aus Bayerisch-Schwaben, darf sich im Januar 2022 offiziell als bester Fußball-Trainer der Welt bezeichnen. Bei der Wahl des Weltverbandes Fifa am Montagabend verwies er Italiens Europameister-Coach Roberto Mancini und Pep Guardiola vom englischen Meister Manchester City auf die Plätze. Abstimmungsberechtigt waren sämtliche Nationaltrainer und deren Kapitäne, Journalisten und Fans.

    Wurde nach dem Triumph in der Champions League mit dem FC Chelsea als FIFA-Welttrainer ausgezeichnet: Thomas Tuchel.
    Wurde nach dem Triumph in der Champions League mit dem FC Chelsea als FIFA-Welttrainer ausgezeichnet: Thomas Tuchel. Foto: Harold Cunningham/FIFA POOL/AP/dpa

    Sie alle würdigten Tuchel für die Leistung, aus dem taumelnden Riesen FC Chelsea innerhalb kürzester Zeit einen Champion gemacht zu haben, der erst Monate nach seinem Amtsantritt das erste Spiel verlieren und am Ende der Saison das Finale der Champions League gegen Guardiolas Manchester City gewinnen sollte. Tuchel erlebt in diesen Tagen die Krönung seiner Karriere – und reagiert so, wie man es von ihm erwarten hatte können. Surrreal, sogar ein wenig unwohl, fühle er sich angesichts dieser Ehrung, sagte der 48-Jährige bei der Preisverleihung und dankte danach dem "kompetitiven Umfeld" des FC Chelsea.

    Thomas Tuchel bei seiner Vorstellung als Jugendkoordinator des FC Augsburg im Jahr 2006.
    Thomas Tuchel bei seiner Vorstellung als Jugendkoordinator des FC Augsburg im Jahr 2006. Foto: Michael Hochgemuth

    Es ist kein Vergleich zum Enthusiasmus von Jürgen Klopp, der die vorherigen beiden Titel gewonnen hatte. Tatsächlich könnte der Unterschied auf persönlicher Ebene zwischen den beiden prominenten deutschen Trainern kaum größer sein. Der Perfektionist Tuchel gilt im persönlichen Umgang als sperrig, kompliziert, bisweilen schroff. Bei Borussia Dortmund trennten sich die Wege zwischen Verein und Coach schon nach zwei Jahren, weil sich Tuchel und die BVB-Führung nichts mehr zu sagen hatten. Sportlich war auch die BVB-Episode erfolgreich: Zum Abschied holte der Klub den DFB-Pokal.

    Eine Episode aus Augsburg zeigt den humorvollen Thomas Tuchel

    Einige Weggefährten berichten von einem feinsinnigen Humor, der manchmal aufblitzt. In Augsburg, wo Tuchel als Jugendcoach arbeitete (und dort seinen ehemaligen Spieler Julian Nagelsmann zuerst zum Scout, dann zum Trainer machte), ist eine Episode aus einem Kneipenbesuch überliefert. Darin lässt sich Tuchel vom Wirt, der eine Amateurmannschaft trainierte, dessen taktisches Konzept erklären, lauscht und staunt ob der Finesse des Trainerkollegens – und fragt zum Schluss mit Hinweis auf die vor ihm skizzierte Aufstellung: "Spielst du immer mit zwölf Mann?"

    Spannend dürfte es sein, wohin es den zweifachen Familienvater Tuchel in der Zukunft verschlagen wird. Seine Karriere liest sich schon jetzt wie ein Sammelalbum des Weltfußballs: Dortmund, Paris, London. Seinen Wert hat er nun nochmals gesteigert. Und das ganz ohne Pilotenschein.

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