Eine über seinen Abgang nachdenkende Vereinsikone und ein angeschlagener Hoffnungsträger – beim SV Werder Bremen läuft es vor der zweiten Saison nach dem Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga nicht rund. Trainer Ole Werner bleibt dennoch ruhig.
Bleibt Niclas Füllkrug bei Werder?
Als Torschützenkönig der Bundesliga und eine der wenigen positiven Überraschungen in der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar hat Füllkrug Begehrlichkeiten bei anderen Clubs geweckt. Für einen Mittelstürmer mit der Torquote des 30-Jährigen findet sich immer ein Abnehmer. Vertraglich ist Füllkrug noch bis 2025 an Werder gebunden, aber unverkäuflich ist an der Weser kein Spieler – nicht mal "Lücke", der das Gesicht des Vereins ist. Trainer Ole Werner würde seinen Zielspieler gerne halten. Sollte das nicht klappen, muss ein Teil der Ablöse in einen Ersatz investiert werden.
Findet Naby Keita in Bremen zu alter Stärke zurück?
Mit der Verpflichtung des früheren Leipzigers ist Sportgeschäftsführer Frank Baumann ein Transfercoup gelungen. Der Mittelfeldspieler war zwar ablösefrei, hätte aber ohne erhebliche Gehaltseinbußen nicht den Weg vom FC Liverpool an den Osterdeich gefunden. "Er wollte zurück in die Bundesliga. Hier hatte er seine beste Zeit, hier kennen ihn die Menschen", sagt Baumann über den Nationalspieler Guineas. Dass Keita wegen einer Adduktorenverletzung zum Saisonstart fehlen wird, weckt allerdings Befürchtungen – in seinen fünf Jahren in Liverpool hatte der 28-Jährige immer wieder lange Ausfallphasen. Baumann versichert, dass bei seinem Königstransfer "nie etwas richtig kaputt" gewesen sei. Für Keita spricht, dass er trotz der Blessur ins Trainingslager mitgereist ist, um seine neuen Mitspieler besser kennenzulernen.
Welche Veränderungen plant Ole Werner?
Der Werder-Coach möchte taktisch flexibler werden. Nachdem Werner die Grün-Weißen mit dem 3-5-2-System erst zum Wiederaufstieg und dann zum Klassenerhalt geführt hat, soll nun ein Dreiersturm für Tore sorgen. Werner reagiert damit auch auf die Kritik, sein Team sei zu leicht auszurechnen. Klar ist, dass Werder weiter den Weg nach vorn suchen wird – Offensivfußball gehört einfach zur DNA des Clubs. Niclas Füllkrug (wenn er bleibt) und Marvin Ducksch dürften in einem Dreiersturm gesetzt sein, der von Fortuna Düsseldorf gekommene Dawid Kownacki konnte in der Saisonvorbereitung bislang überzeugen. Allerdings muss Werner mit seinen Profis auch am Abwehrverhalten arbeiten: 64 Gegentore waren der viertschlechteste Wert in der Bundesliga. Und dass Werder im Weserstadion die wenigsten Heimpunkte aller Erstligisten holte, sollte auch nicht das letzte Wort sein.
Wer hat das Zeug zum Shootingstar?
Mit Nick Woltemade und Justin Njinmah sind zwei Talente zurückgekehrt, die zuletzt als Leihspieler in der 3. Liga für Furore sorgen konnten. Offensivmann Woltemade hatte mit zehn Toren und neun Vorlagen Anteil daran, dass der SV Elversberg sensationell in die 2. Liga aufgestiegen ist. Der 1,98-Meter-Hüne war "Drittligaspieler der Saison". Auch der schnelle Flügelmann Njinmah zeigte in der U23 von Borussia Dortmund gute Leistungen. Beide Spieler haben ihr Potenzial bewiesen, auch wenn der Sprung von der 3. Liga ins Oberhaus gewaltig ist.
Warum könnte sich Werders Zukunft in der Bremen-Liga entscheiden?
Der Abstieg der U23 von der Regionalliga Nord in die von Freizeitfußballern geprägte Bremen-Liga ist eine Katastrophe. Eigentlich wollte man mit der zweiten Mannschaft perspektivisch wieder in die 3. Liga hoch, um Talente beim Sprung aus dem Nachwuchs- in den Herrenbereich optimal fördern zu können. Das ist gegen Gegner wie Vatan Sport oder TuS Komet Arsten kaum möglich – ganz abgesehen davon, dass die Aussicht, Spielpraxis in der 5. Liga zu sammeln, Talente vom Wechsel nach Bremen abhalten wird. Die U23 ist zum Wiederaufstieg verdammt.