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Fußball-Nationalmannschaft: Gestatten: Julian Nagelsmann, neuer Bundestrainer

Fußball-Nationalmannschaft

Gestatten: Julian Nagelsmann, neuer Bundestrainer

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    Bundestrainer Julian Nagelsmann kündigte an, dass Ilkay Gündogan Kapitän des DFB-Teams bleibt.
    Bundestrainer Julian Nagelsmann kündigte an, dass Ilkay Gündogan Kapitän des DFB-Teams bleibt. Foto: Jörg Halisch, dpa

    Manchmal lernt auch Rudi Völler noch bei einer Pressekonferenz dazu. Gerade hatte Julian Nagelsmann die Frage aus dem digitalen Raum erreicht, ob er seinen Arbeitsplatz auf dem Campus des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vielleicht auch wie einst das Vereinsgelände beim FC Bayern mit dem Longboard ansteuere – was der neue Bundestrainer sofort verneinte – als der in Ehren ergraute Sportdirektor stutzte. „Longboard?“ Solche neumodischen Fortbewegungsmittel bleiben Völler wohl zu seinen Lebzeiten fremd. „Erkläre ich später!“ beschied ihm der Fußballlehrer.

    Ein Dialog bei der Vorstellungsrunde am Freitag, der viel über den Hintergrund verriet, Nagelsmann den verantwortungsvollsten Trainerposten des Landes anzuvertrauen. Es soll ein frischer Wind bei der A-Nationalmannschaft für die Heim-EM 2024 wehen. Und dafür kommen dynamische Männer ans Ruder: Dem 36-Jährigen assistieren Sandro Wagner und Benjamin Glück, die nur ein Jahr jünger bzw. älter sind. Vom bis zum 31. Juli 2024 laufenden Vertrag geht eine klare Botschaft aus: Weiter als bis zum Heimturnier reicht der Masterplan erst mal nicht – und vielleicht genügt das ja auch.

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    Nagelsmann ist der zwölfte Bundestrainer in der Historie des DFB

    Nach dem Blitzlichtgewitter richtete Nagelsmann aus, dass er den Job als zwölfter Bundestrainer der DFB-Geschichte als „extremen Anreiz und große Herausforderung“ begreife. Er wolle in der Zusammenarbeit mit der Mannschaft „nichts verkomplizieren“, aber dennoch „attraktiven Fußball“ anbieten. Sein Versprechen: „Wir werden keine 14 verschiedenen Grundordnungen spielen – keine Sorge.“ Weil er nicht täglich mit den Spielern arbeiten könne, werde sein Plan „nicht so komplex“ sein. Eine griffige Philosophie hatte der selbstbewusst, aber nicht überdreht wirkende „Bauchgefühlsmensch“ (Nagelsmann) auch parat: „Eine gesunde Aggressivität Richtung gegnerisches Tor – nicht nur im eigenen Ballbesitz.“ 

    Die kurze Laufzeit seines neuen Arbeitsvertrags ist eine von vielen Lehren, die Nagelsmann aus München mitnimmt. Nächsten Sommer werde man gemeinsam Bilanz ziehen, ob genügend Vertrauen, aber auch Spaß mitgespielt hat: „Wenn es befruchtend für beide Seiten ist, dann ist nichts ausgeschlossen.“ Sonst war es für halt für alle nur ein Erfahrungsprozess. Diese Konstellation könnte helfen, Druck und Erwartungen abzufedern. 

    400.000 Euro monatlich sind tatsächlich eine Verschlechterung

    DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Sportchef Völler hatten sich am Dienstag mit dem im Frühjahr beim FC Bayern freigestellten Wunschkandidaten in Köln getroffen. Der flotten Einigung war sehr zuträglich, dass sowohl der Coach als auch dessen früherer Arbeitgeber um die finanzielle Schieflage des Verbandes wussten. „Julian selbst und sein Management sind uns unglaublich entgegengekommen“, verriet Völler. Auch der FC Bayern habe „wunderbar mitgespielt“. Kolportiert wird für Nagelsmann aber ein immer noch sehr ordentliches Monatsgehalt von rund 400.000 Euro – in München hätte ihm bis 2026 fast das Doppelte der Summe zugestanden. „Ich bin mir völlig bewusst, dass mein Job nach wie vor ein Privileg ist und ich genügend Geld verdiene“, kommentierte der aus Landsberg am Lech stammende Coach den Umstand, dass er deutlich billiger ist als sein Vorgänger Hansi Flick, dem noch unter der Ägide von Oliver Bierhoff ein Jahresgehalt von rund 6,5 Millionen Euro zugesichert worden war.

    Völler nannte es einen „Glücksfall“, dass solch eine begehrte Lösung auf dem Markt gewesen sei. Den gereift redenden Nagelsmann erinnert die Krise der DFB-Auswahl zumindest ein bisschen an seinen Einstand im Winter 2016, als er als jüngster Bundesligacoach bei der TSG Hoffenheim ins kalte Wasser geworfen wurde. „Ganz so düster wie damals sieht es aber nicht aus“, sagte er. Überhaupt habe er „keinen Bammel“, sondern „Vertrauen in die Mannschaft, ins Trainerteam – und ich definiere mich nicht nur über den Job als Fußballtrainer.“ 

    Gündogan bleibt auch unter Nagelsmann der Kapitän

    Sein Kapitän soll übrigens Ilkay Gündogan bleiben, diese Entscheidung sei auch mit dem Mittelfeldspieler vom FC Barcelona persönlich besprochen. Joshua Kimmich bleibt also gewissermaßen degradiert. Ansonsten freut sich der Bundestrainer angeblich auf die Zusammenarbeit mit den Stützen des FC Bayern. Die Aufgabe mit der noch unter Flick gegen Japan (1:4) so verstörend auftretenden und dann unter Völler gegen Frankreich (2:1) so überzeugend auftrumpfenden Nationalelf für ein Sommermärchen 2.0 gehe er mit einem „bunten Mix aus Vorfreude“ an.

    Er findet auch gar nicht schlecht, dass es gleich am 9. Oktober auf eine USA-Reise geht, wo Länderspiele gegen die USA in East Hartford (14. Oktober) und gegen Mexiko in Philadelphia (17. Oktober) verabredet sind. Die Tage werde er nutzen, um alle Protagonisten richtig kennenzulernen, erklärte Nagelsmann. Dort könnte er an einer Strandpromenade dann auch Völler mal zeigen, wie cool es ist, mit einem Longboard voranzukommen.

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