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DFB-Kader: Nagelsmann sendet zum Start bemerkenswerte Zeichen

Fußball-Nationalmannschaft

Bundestrainer Nagelsmann sendet zum Start bemerkenswerte Zeichen

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    Julian Nagelsmann hat den Kader für seine ersten Spiele als Bundestrainer benannt.
    Julian Nagelsmann hat den Kader für seine ersten Spiele als Bundestrainer benannt. Foto: Jörg Halisch, dpa

    Es wird eine völlig neue Umgebung sein, in der Julian Nagelsmann seine Tätigkeit als neuer Bundestrainer beginnt. In Foxborough im US-Bundesstaat Massachusetts auf einem Trainingskomplex, den sich die NFL-Footballer der New England Patriots und die MLS-Fußballer der New England Revolution teilen, hält der 36-Jährige in der kommenden Woche seine ersten Trainingseinheiten mit der deutschen Nationalmannschaft ab. Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass der zwölfte Fußballlehrer der DFB-Geschichte seine Mission für die Heim-EM 2024 außerhalb der Landesgrenzen beginnt.

    Zusätzlich Würze bekommt die anstehende USA-Reise nun durch die Personalauswahl, denn das erste Aufgebot unter Nagelsmann ist mit bemerkenswerten Fingerzeigen versehen. Der Verzicht auf die zuletzt bei Borussia Dortmund nicht als Konstanten aufgefallenen Defensivkräfte Emre Can und Nico Schlotterbeck ist deshalb ein Signal, weil im Gegenzug der Klubkollege Mats Hummels in den Kreis der DFB-Auswahl zurückkehrt. 

    Nagelsmanns Lobrede auf BVB-Spieler Mats Hummels

    Das 76. Länderspiel des Innenverteidigers beim EM-Achtelfinal-Aus 2021 gegen England war also doch nicht der letzte Einsatz im DFB-Dress. Der 34-Jährige kehrt für die Härtetests gegen die USA in Hartford (14. Oktober, 21 Uhr/RTL) und gegen Mexiko in Philadelphia (18. Oktober, 2 Uhr/ARD) gleich als Führungskraft zurück. Anders sind die Elogen nicht zu deuten, mit denen Nagelsmann nach umfassenden Analysen der zuletzt verstörenden DFB-Auftritte das Comeback des Rio-Weltmeisters begründete: „Er hat einen exzellenten Spielaufbau. Er hat immer den Mut, auch Bälle ins Mittelfeld zu spielen.“ Und dann sei da noch der Faktor Erfahrung: „Er ist einfach auch gut im Coaching. Wir brauchen gerade in der Kette Spieler, die viel sprechen und die meine Ideen verstehen und weitertragen können.“ 

    In einem Video zur Kaderpräsentation hörte sich der Fußballlehrer so an, als habe er einen verlängerten Arm auf dem Spielfeld bereits gefunden. Das Defizit an Tempo bei dem einstigen Wortführer, den Joachim Löw vor viereinhalb Jahren wenig stilvoll aus der Nationalelf katapultierte und dann halbherzig zurückholte, nimmt Nagelsmann hin. Der in der DFB-Auswahl extrem flatterhafte und bei der WM in Katar fatal patzende Schlotterbeck müsse „maximale Konstanz“ zeigen, erklärte der Schnellredner fast im selben Atemzug. Delikat ist der Verzicht auf den unter Vorgänger Hansi Flick zum Führungsspieler ernannten Teamkollegen Can. Er bleibt laut Bundestrainer lieber daheim, weil er „keine ganz leichte Zeit“ in Dortmund erlebe. Der 29-Jährige solle als Kapitän beim BVB erst „wieder Fuß fassen“. 

    Joshua Kimmich wird im Nationalteam an gewohnter Stelle spielen

    Dafür ist zwar Robert Andrich (Bayer Leverkusen) als „etwas anderer“ Mittelfeldarbeiter erstmals berufen, doch es wird wohl darauf hinauslaufen, dass Joshua Kimmich in der Nationalelf dort weiterspielt, wo er beim FC Bayern immer Dienst verrichtet: in der Mittelfeldzentrale. Dass der von Flick zuletzt mit einer Denkpause bedachte Leon Goretzka wieder zurückkehrt und auch Thomas Müller zum 26-köpfigen Aufgebot gehört, macht klar, dass es sich der ehemalige Bayern-Trainer nicht gleich mit seinem Ex-Verein verscherzen will, der ihm mit der Freigabe ohne Entschädigung ja durchaus entgegengekommen ist. 

    Nagelsmann berief mit Chris Führich (VfB Stuttgart) und Kevin Behrens (Union Berlin) zwei weitere Debütanten, die für frischen Wind im Sturm sorgen sollen, wo Timo Werner (RB Leipzig) weiterhin fehlt, der im Gegensatz zu Serge Gnabry (Armbruch) oder Kevin Schade (Muskelfaserriss) nicht verletzt ist. Der flinke Dribbler Führich solle sein „sehr gutes Momentum“ aus dem Verein einbringen. Der wuchtige Angreifer Behrens sei mit 32 Jahren zwar schon „ein bisschen älter“, aber man könne einen weiteren „kopfballstarken Stürmer“ gut gebrauchen. 

    Die Fußball-Nationalmannschaft fliegt für zehn Tage in die USA

    Der DFB-Tross wird am Montag vom Frankfurter Flughafen für insgesamt zehn Tage „über den Großen Teich“ jetten. Die vertraglichen Verpflichtungen mit zwei Gastgebern der WM 2026 hatte noch der geschasste Direktor Oliver Bierhoff eingefädelt. Im ersten Reflex hatte sich auch Nachfolger Rudi Völler gefragt, welchen Sinn diese Reise mache, doch bei näherem Hinsehen sehe auch er die Vorteile: Zum einen müsse der deutsche Fußball seine besten Spieler international präsentieren, zum anderen gebe es ab Sommer 2024 durch die Nations League und die WM-Qualifikation gar keine Gelegenheit für eine Tour. 

    Nagelsmann erwartet derweil, „dass wir uns in der kurzen Zeit, die wir haben, maximal schnell aneinander gewöhnen.“ Und allen, die jetzt nicht in den Flieger nach Boston steigen, rief er noch zu: „Wir sind im Oktober und noch weit genug weg von dem großen Event im Sommer. Für alle Spieler, die jetzt nicht mitfahren dürfen, ist die Tür niemals zu.“

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