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Fußball: Meckern vor dem Gipfeltreffen: Tuchels Anspannung vor Leverkusen

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Meckern vor dem Gipfeltreffen: Tuchels Anspannung vor Leverkusen

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    Bayern-Trainer Thomas Tuchel wirkt trotz der bisher makellosen Ligabilanz angespannt.
    Bayern-Trainer Thomas Tuchel wirkt trotz der bisher makellosen Ligabilanz angespannt. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Rudi Völler ist amtierender Bundestrainer, beim FC Bayern hat Uli Hoeneß die jüngsten Transfers eingefädelt und in der Bundesliga liefern sich die Münchner und Bayer Leverkusen ein Rennen um die Tabellenführung – das hört sich alles sehr nach dem Jahr 2000 an, bezeichnet aber den aktuellen Stand im deutschen Fußball. Wenn am Freitagabend (20.30 Uhr, DAZN) die Bayern die Gäste aus dem Rheinland empfangen, treffen die einzigen beiden Teams aufeinander, die bislang noch ohne Punktverlust geblieben sind. Es ist aber auch das Treffen der Toptorjäger Harry Kane (drei Tore) und Victor Boniface (vier Treffer), das der Trainer Thomas Tuchel und Xabi Alonso. Arg viel besser geht es derzeit nicht.

    Und dennoch scheint man in Leverkusen etwas beschwingter an das Spiel heranzugehen. Trainer Xabi Alonso, der auch als Trainer ebenso wie zuvor als Spieler die Fleisch gewordene Souveränität und Zuversicht ist, betonte in der Pressekonferenz vor dem Aufbruch nach München seine Zuversicht: "Solche großen Spiele sind die besten. Das wird ein schönes Spiel in einem schönen Stadion gegen eine top, top Mannschaft. Aber wenn wir unser bestes Niveau erreichen, haben wir eine gute Chance." Drei Jahre, von 2014 bis 2017, spielte Alonso im Mittelfeld der Bayern, beendete in

    Leverkusens Trainer Xabi Alonso trifft am kommenden Spieltag zum zweiten Mal auf seinen Ex-Club.
    Leverkusens Trainer Xabi Alonso trifft am kommenden Spieltag zum zweiten Mal auf seinen Ex-Club. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Tuchel über Alonso: "Viel von ihm über Fußball gelernt"

    Sehr wahrscheinlich hätte sein Trainerkollege Thomas Tuchel auf Münchner Seite auch heute noch Verwendung für einen Alonso in seinem Mittelfeld angesichts des Lobes, mit dem er ihn bedachte: "Ich habe viel über den Fußball gelernt, indem ich ihm nur beim Spielen zugesehen habe." In aktuellen Videos, die den Spanier beim Training in Leverkusen zeigen, wirkt es fast so, als ob er selbst sechs Jahre nach seinem Karriereende noch in einem Bundesliga-Mittelfeld spielen könnte. 

    Tuchel hingegen hat nicht nur die lange geforderte "holding six", also einen rein defensiv orientierten Mittelfeldspieler nicht bekommen, sondern noch einige Spieler abgegeben. Gegen Leverkusen muss er wohl auf Joshua Kimmich verzichten, der mit muskulären Problemen vom DFB-Team kam. Deutlich besser sieht es hingegen bei Neuzugang Raphael Guerreiro und Jamal Musiala aus, die nach ihren überstandenen Verletzungen wieder zur Verfügung stehen. Die Laune Tuchels, der an diesem Nachmittag latent genervt wirkt, kann das offenbar nur bedingt heben. "Dünn" sei der Kader nun, hatte er vor der Länderspielpause bemängelt. Auf die Frage hin, wie er nun die Transferaktivitäten seines Vereins sieht, sagt der 50-Jährige: "Ich habe meine Meinung dazu gesagt, daran wird sich nichts mehr ändern." Dass er etwa Innenverteidiger Matthijs de Ligt gegen Mönchengladbach im zentralen Mittelfeld spielen habe lassen, sei kein Test gewesen, sondern das Ergebnis der puren Notwendigkeit: "Wir haben ihn da gebraucht." Es werde viele Spieler geben, die nun auf für sie ungewohnten Positionen spielen werden. "Das ist so, das wird so bleiben." Es sind kaum überhörbare Spitzen gegen die Vereinsführung, die die Transferpolitik zur Chefsache erhoben hatte.

    Bayerns Torhüter Manuel Neuer soll nächste Woche wieder ins Torwarttraining einsteigen.
    Bayerns Torhüter Manuel Neuer soll nächste Woche wieder ins Torwarttraining einsteigen. Foto: Soeren Stache, dpa

    Manuel Neuer soll bis Mitte Oktober ein Comeback geben

    Auch der Zeitpunkt der Ansetzung des Spiels gegen Leverkusen erregt sichtlich den Grant des Bayern-Trainers. Schon im Vorfeld hatte Tuchel betont, für wie schwierig er es halte, dass die beiden mit vielen Nationalspielern gespickten Klubs schon am Freitagabend aufeinandertreffen. "Ich freue mich auf das Abendspiel. Es ist ein würdiger Rahmen für das Spiel, auch wenn es der falsche Tag ist." Beim Heilungsverlauf von Manuel Neuer, der sonst dazu beitragen hätte können, die Anspannungen bei Tuchel zu lösen, gab es nicht nur frohe Kunde. Wegen Problemen in der Wade muss es der Nationalkeeper etwas langsamer angehen. Der Plan sieht nun vor, dass der 37-Jährige in einer Woche ins Torwart-, wieder eine Woche darauf ins Mannschaftstraining einsteigt. Vor der nächsten Länderspielpause, wenn es Mitte Oktober in die USA geht, soll Neuer dann wieder auf dem Platz stehen. 

    Letztlich sind es wie eigentlich immer Siege, die die Stimmung dauerhaft verbessern können. Ein Erfolg gegen das aufbegehrende Leverkusen wäre eine deutliche Ansage der Bayern. Dass er weiß, wie man einen Erfolg gegen die Bayern landet, hat Xabi Alonso schon bewiesen: Der 2:1-Sieg im März war zugleich das letzte Spiel, in dem Julian Nagelsmann an der Seitenlinie der Münchner stand. 

    Ähnliche Konsequenzen würde eine Niederlage des FCB diesmal wohl kaum haben. Dass Alonso mittel- bis langfristig auch einer für die Bayern-Bank sein könnte, hatte der langjährige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schon durchblicken lassen: Schon nach dessen Karriereende hätten er und Uli Hoeneß überlegt, den "Gentleman-Fußballer" als Co-Trainer zu verpflichten. Mit einem erneuten Sieg könnte der 41-Jährige weitere Argumente liefern. 

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