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Fußball: Marc-André ter Stegen und die offenen Fragen

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Marc-André ter Stegen und die offenen Fragen

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    Marc-André ter Stegen fällt lange Zeit aus.
    Marc-André ter Stegen fällt lange Zeit aus. Foto: Revierfoto, dpa

    Sportler kennen ihren Körper sehr gut. Das hat den Vorteil, dass sie genau wissen, wie viel Belastung sie ihm zumuten können. Die genaue Kenntnis hat aber auch zur Folge, dass die Sportler sehr schnell sehr genau wissen, wie schwerwiegend eine Verletzung ist. Als Marc-André ter Stegen am Sonntag auf seinem rechten Bein landete, wusste er innerhalb eines Augenblicks, wie sich die kommenden Monate für ihn gestalten. Der Torhüter schrie auf, wenig später schlug er die Hände vor das Gesicht, als er auf einer Trage vom Rasen transportiert wurde. Operation, Rehabilitation. Fortschritte, Rückschritte, Bangen - in derart schaut die mittelfristige Zukunft des 32-Jährigen aus.

    Wie der FC Barcelona am Montag mitteilte, zog sich der Keeper im Spiel gegen Villarreal einen Riss der Patellasehne im rechten Knie zu. Die Ausfallzeit wird wahrscheinlich zwischen sechs Monaten und einem Jahr liegen. Weil sich ter Stegen bereits zweimal an der Patellasehne operieren lassen musste, könnte es tendenziell länger bis zu einer vollständigen Genesung dauern. All das war ter Stegen klar, als er in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit unglücklich aufkam. Der 5:1-Erfolg seiner Mannschaft: unwichtiger Randaspekt.

    Marc-André ter Stegen hat im Kampf ums Tor nie aufgegeben

    „Wir sind sehr glücklich über den Sieg“, sagte Trainer Hansi Flick nach der Partie, „in Wahrheit sind wir aber traurig, weil ich glaube, dass es sich um eine schwere Verletzung handelt“. Er sollte recht behalten. Die Verletzung ter Stegens bringt für zwei Mannschaften Probleme mit sich, ist aber natürlich für den Torhüter selbst am bittersten. Der hatte erst vor wenigen Wochen von Bundestrainer Julian Nagelsmann nach Jahren der Zurückweisungen die Garantie erhalten, künftiger Stammtorwart der Nationalmannschaft zu sein. Zuvor hatten Nagelsmann selbst, aber auch schon dessen Vorgänger Flick und Joachim Löw immerzu Manuel Neuer den Vorzug gegeben, wenn es um die Besetzung des Postens im Tor ging. Dass es ter Stegen in den vergangenen zwölf Jahren trotzdem auf immerhin 42 Länderspiele gebracht hat, ist zum einen der Verletzungshistorie Neuers zu verdanken und zum anderen dem Willen des ewigen Herausforderers, doch noch den Platz zwischen den Pfosten dauerhaft einzunehmen.

    Als Neuer nach der Europameisterschaft seinen Rücktritt aus der Nationalelf verkündete, war ter Stegens Stunde gekommen. „Die Warterei hat ein Ende“, sagte er, bevor er in die Partien gegen Ungarn und Holland erstmals als eindeutige Nummer eins ging. Ob er diesen Status auch noch innehat, wenn er sich wieder vollumfänglich gesund meldet, ist allen Bekundungen zum Trotz offen. „Wir wünschen Marc alles Gute für die Operation und eine gute und schnelle Genesung. Wir werden auf seinem Weg zurück immer für ihn da sein“, ließ Nagelsmann ausrichten und Rudi Völler pflichtete bei: „Marc hat im Laufe seiner Karriere schon einige Rückschläge verkraften müssen. Er wird auch dieses Mal gestärkt zurückkommen, davon bin ich überzeugt.“

    Wer ersetzt ter Stegen im Nationalteam?

    Garantieren lässt es sich allerdings nicht, wie gut das Knie verheilt. Ob der Mann, den sie in Barcelona „Messi mit Handschuhen“ nennen, zu alter Klasse zurückkehrt, vermag niemand zu sagen. Auch deshalb steht Nagelsmann vor einer Herausforderung. Bislang gab es keinen eindeutig festgelegten Vertreter für ter Stegen. Zuletzt befanden sich der Hoffenheimer Oliver Baumann und Stuttgarts Alexander Nübel im Kader der Nationalmannschaft. Beide haben noch kein Länderspiel absolviert. Möglicherweise lässt der Bundestrainer vorerst die beiden abwechselnd halten. Das wäre auch als eindeutiges Zeichen in Richtung ter Stegen zu verstehen, dass mit seiner Rückkehr gerechnet wird. Allerdings muss Nagelsmann zumindest im Hinterkopf mit der Gefahr kalkulieren, dass sein Stammkeeper nicht mehr an seine alte Leistungsfähigkeit anschließt. Baumann hat mit den Hoffenheimern in der Liga bereits elf Tore kassiert und ist schon 34 Jahre alt. Nübels Karriere besteht bislang größtenteils aus: Warten. Warten, ehe Neuer das Tor beim FC Bayern endlich für ihn freigibt. So hat er es immerhin bis in den Kader der Nationalmannschaft geschafft.

    In Bernd Leno verfügt Nagelsmann zudem über eine weitere Alternative. Der 32-Jährige war bereits für die EM eingeplant, musste aber wegen Schulterproblemen absagen. In dieser Saison führt er den FC Fulham in der Premier League als Kapitän aufs Feld. Theoretisch könnte auch Neuer ins Nationalteam zurückkehren - dem stehen allerdings praktische Gründe gegenüber. Flick hingegen hat beim FC Barcelona nur die Wahl zwischen den unerfahrenen Inaki Pena und Ander Astralaga. Möglicherweise verpflichten die Katalanen noch einen bislang vertragslosen Torwart als Absicherung.

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