Vielleicht des hohen Gehalts wegen. Mammon soll einen Menschen ja verändern. Vielleicht auch wegen der zahlreichen Schulterklopfer, die einem jeden Tag erklären, was für ein toller Typ man sei und welch grandiose Arbeit man abliefere. Vielleicht aber auch der Wechsel des Arbeitgebers, Brausekonzern statt Traditionsklub. Irgendetwas muss jedenfalls mit Max Eberl passiert sein, das ihn mutieren ließ. Zweifelsohne hat Eberl seinen Teil zur Wandlung beigetragen.
Max Eberls Abgang galt als Verlust für die Liga
Im Januar 2022 flogen ihm noch Sympathien zu. Er erhielt Zuspruch, verdiente sich Respekt. Unter Tränen hatte er seinen Rücktritt als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach verkündet. Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Klub machte er Schluss, begründete diesen Schritt mit gesundheitlichen Problemen. "Ich habe keine Kraft mehr", sagte er damals.
Eberl hatte in seiner Zeit als Gladbacher Macher Großes vollbracht, hatte dank findiger Transferpolitik aus einem Abstiegskandidaten einen Europapokal-Etablierten geformt. Den Medien war er ein willkommener Gesprächspartner, weil er nicht nur redete, sondern etwas zu sagen hatte. Authentisch, geradlinig. So sparte er etwa nicht mit Kritik an den Geschäftsgebaren von RB Leipzig. Im Getränke-Fußball-Konstrukt wechseln Spieler munter zwischen den beteiligten Profi-Standorten. Eberls Abgang galt als Verlust für die Liga.
Mit dem Wechsel zu RB Leipzig wird Eberl anders wahrgenommen
Die gemeinhin wohlwollende Stimmung kippte, als Eberl einige Monate nach seinem Abschied just in Leipzig als Sport-Geschäftsführer anheuerte. 2,5 Millionen Euro Ablöse überwies RB für den bis dato freigestellten Eberl an die Borussia. Dass der 49-Jährige glücklicherweise gesundet war, geriet zur Nebensache. Vielmehr mutmaßte, wer wollte, Eberl hätte sein Engagement in Leipzig gezielt geplant. Hätte dafür Werte verraten und Glaubwürdigkeit eingebüßt. Aus dem Kritiker war ein Verbündeter geworden.
Obendrein soll er, offiziell damals noch ohne RB-Posten, in die Verpflichtung des Gladbacher Ex-Trainers Rose involviert gewesen sein. . Eberls Image hatte Kratzer bekommen. Die sich Mitte März vertieften, als er vor einem Besuch im "Sportstudio" dem ZDF diktieren wollte, welchen Fragen er sich stellte. Vor allem, welchen nicht.
Eberl, im niederbayerischen Bogen geboren, gilt in Profikreisen weiterhin als bestens vernetzter Fachmann, die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit hat sich dagegen vor dem Spiel zwischen dem FC Augsburg und Leipzig verändert (Samstag, 15.30 Uhr/Sky).