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Interview: Krebskranker Ex-Torwart Georg Koch: „Nein, ich lebe einfach viel zu gern!“

Interview

Krebskranker Ex-Torwart Georg Koch: „Nein, ich lebe einfach viel zu gern!“

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    Georg Koch stand für Fortuna Düsseldorf, Eindhoven und Zagreb im Tor. Im Mai machte der 52-Jährige seine Erkrankung an unheilbarem Krebs bekannt.
    Georg Koch stand für Fortuna Düsseldorf, Eindhoven und Zagreb im Tor. Im Mai machte der 52-Jährige seine Erkrankung an unheilbarem Krebs bekannt. Foto: Jann Höfer

    Dieser Text erscheint in Kooperation mit dem Fußballmagazin 11Freunde.

    Georg, du warst fast zwei Jahrzehnte einer der besten deutschen Torhüter. Wenn du heute auf all die Stationen zurückblickst, auf Siege und Niederlagen, was kommt dir als Erstes in den Sinn?
    Georg Koch: Daran, wie schön es war, in vollen Stadien im Tor zu stehen, die Rufe der Zuschauer zu hören, die Bälle fliegen zu sehen, mit den Mitspielern zu kämpfen und zu feiern. Die Kameradschaft, die Freude, die Anstrengungen, der Kampf.

    Viele Menschen denken sehr an dich, seit du vor mehr als einem Jahr eine schwere und nicht heilbare Krebserkrankung öffentlich gemacht hast. Es ist für dich gerade ein schwerer Kampf.
    Koch: Ja, und es gibt Tage, an denen ich hadere, an dem sich alles unendlich schwer anfühlt. Aber es gab keinen Tag, an dem ich hätte aufgeben wollen. Dafür lebe ich zu gern.

    Im 52-jährigen Koch steckt der junge Georg, der binnen weniger Jahre zu einem der besten deutschen Nachwuchstorhüter wurde und vor Ehrgeiz kaum laufen konnte. Du hattest schnell den Ruf eines Überzeugungstäters.
    Koch: Mein Ehrgeiz war grenzenlos. Ich hab auch schon mal Mitspieler über den Platz gejagt, wenn die nicht so trainiert haben, wie ich mir das vorgestellt habe. Für mich war jeder Kick im Training wie ein richtiges Spiel. Wenn damals die alten gegen die jungen Kicker gespielt haben, war es ein Albtraum für mich zu verlieren. In Duisburg war ich oft beim Abschlusstraining nicht dabei. Der Trainer sagte zu mir: „Du kommst mir gar nicht auf den Platz heute, sonst haben wir Probleme mit der Aufstellung.“

    Deine erste Profistation war dann aber auf den ersten Blick eher unglamourös. Die SpVgg Erkenschwick in der drittklassigen Oberliga Westfalen, das war allenfalls Halbprofitum.
    Koch: Wenn überhaupt. Erkenschwick ist eine Bergbaustadt im nördlichen Ruhrgebiet. Vieles, wenn nicht alles, hing damals an der Zeche. Die boten mir an, dort meine Lehre fertig machen zu können und nebenher zu spielen. Also hab ich halbtags unter Tage gearbeitet, bin morgens runter in den Schacht, hab mich mittags ausgeruht und dann ab 17 Uhr trainiert. Kumpels, Kameradschaft, Zusammenhalt zählte da. Aber ich will aus mir keinen Helden der Arbeit machen. Ein halbes Jahr später, in der Winterpause, bin ich ja schon zu Fortuna Düsseldorf gewechselt.

    Wo dich die Menschen geliebt haben.
    Koch: Na ja, anfangs nicht. Ich kam als junger, ehrgeiziger Torwart zur Fortuna, wo Jörg Schmadtke seit vielen Jahren den Platzhirsch gab. Dass da einer spielen wollte und den Konkurrenzkampf aufnahm, kam mäßig gut an. Mein Papa hat sich beinahe mal mit einem angelegt, der auf der Tribüne über mich motzte.

    Die Fortuna stieg dann zweimal ab, in der zweiten Liga wurdest du Stammkeeper und bliebst auch, als es 1993 runter in die Oberliga ging. Warum bist du nicht gewechselt?
    Koch: Ach, das war eine großartige Zeit, trotz der Schwierigkeiten. Strenggenommen bin ich erst in Düsseldorf zu einem richtig guten Torwart geworden. Und das habe ich Enver Maric zu verdanken, dem wichtigsten Coach meiner Laufbahn. Enver war wegen des Jugoslawienkriegs aus Bosnien geflohen und hat mir eine Menge beigebracht. Ich hab gelernt, viel weniger mit purer Kraft und viel mehr mit Athletik und Beweglichkeit zu arbeiten.

    Maric war in den Siebzigern selbst einer der besten Torhüter der Welt.
    Koch: Er hat alles an mich weitergegeben und war dabei immer ganz ruhig, ganz gelassen. Der hat auf dem Platz nie herumgeschrien, aber mich immer gefordert. Am Anfang dachte ich, ich bin im Zirkus Roncalli, ich musste Rad schlagen, um beweglicher zu werden. Vor allem aber hat er mein Positionsspiel verbessert, ich wusste jetzt, wo und in welchem Winkel ich stehen muss, wie ich meine Abwehr führen muss und vieles mehr.

    In den Jahren danach ging es umjubelt hinauf, und wieder hinunter – alles unter Aleks Ristic.
    Koch: Ristic war ein störrischer und manchmal schwer zu durchschauender Coach, der aber ein feines Gespür für die richtigen Kommentare in der richtigen Situation hatte. Ich erinnere mich an die Aufstiegsrunde zur zweiten Liga, die wir von Beginn an dominierten. Ganz Düsseldorf sehnte sich nach dem Aufstieg.

    Nach drei Spielen hattet ihr 5:1-Punkte, was Ristic besser fand als 6:0-Punkte, mit der Begründung: „Weil dann alle auf dem Teppich bleiben und niemand glaubt, wir sind schon aufgestiegen.“
    Koch: Das war typisch Aleks. Ich hatte mich in der Aufstiegsrunde am Schienbein verletzt und zwischendurch wurde sogar überlegt, ob beim FC Augsburg der alte Maric noch mal zwischen die Pfosten muss. Der war damals ja schon 46 Jahre alt. Das Spiel war ein großes Spektakel, tausende Fans waren in Bussen angereist und ich konnte am Ende doch spielen. Es war eines der schönsten Spiele meiner Karriere, eine Parade nach der anderen, am Ende stand ein glückliches und umkämpftes 2:1.

    Jedes Glück ist endlich, auch deines bei Fortuna Düsseldorf.
    Koch: In meinem letzten Jahr herrschte fürchterliche Unruhe in der Mannschaft. Jahrelang waren die Funktionäre bei uns vorstellig geworden und hatten erzählt, dass kein Geld da ist und alle den Gürtel enger schnallen müssen. Dann aber wurden plötzlich zwei sündhaft teure Altstars verpflichtet, worauf sich alle in der Mannschaft anblickten und fragten: „Was soll das denn jetzt?“ Dafür konnten die beiden nix, die Transfers waren auch nur ein Zeichen für finanzielle Probleme. Dann wurde Ristic auch noch gefeuert, und ich hab mich nach der Winterpause so gravierend verletzt, dass ich auch nicht für eine Nominierung für die EM 1996 in England infrage kam. Das war schon bitter, vorm Fernseher zu sitzen.

    Dein Wechsel zum Spitzenklub PSV Eindhoven machte große Schlagzeilen
    Koch: Ich war damals sehr nah dran, eine Chance in der Nationalelf zu bekommen. Dafür müsste ich aber mal international spielen, hatte mir Berti Vogts signalisiert. Dafür hätte ich nicht unbedingt ins Ausland gehen müssen, es gab auch Anfragen aus der Bundesliga. Aber mein Berater Norbert Pflippen, der ja in Mönchengladbach saß, hatte gute Kontakte nach Holland.

    Pflippen war das, was man einen bunten Hund nennen würde.
    Koch: Pflippen hatte mich ziemlich früh angesprochen, ob ich nicht zu ihm in die Agentur kommen wolle. Damals wurden ja ständig Berater vorstellig, die mich damit locken wollten, dass sich mich angeblich in diversen Klubs unterbringen würden. Im Gegensatz zu vielen halbseidenen Beratern und Agenten war Pflippen ein hemdsärmeliger und viel zu gutmütiger Kerl. Später, als ich 30 war, habe ich alles selbst gemacht. Irgendwann kennst du ja deinen Marktwert, und die Vereine haben sich immer gefreut, wenn sie mit dir direkt sprechen können und nicht über einen Berater.

    Richtig glücklich wirktest du in Eindhoven aber nicht.
    Koch: Ich hab mich wirklich bemüht, hab die Sprache gelernt und versucht, mich zu integrieren. Und das war auch eine herausragende Truppe. Wer da alles in der ersten Elf stand: Jaap Stam, Phillip Cocu und andere. Da hab ich manchmal im Tor gestanden und gedacht: „Heute machst du dir einen entspannten Nachmittag.“ Aber ganz klar, der Schritt kam viel zu früh. Zumal mich der dortige Torwarttrainer Piet Schrijvers nicht leiden konnte und links liegenließ. Der hatte ein Deutschland-Trauma, vielleicht weil Rinus Michels ihn 1974 bei der WM nicht ins Tor gestellt hatte. Kurzum, irgendwann bin ich zu Frank Arnesen gegangen, der damals Manager dort war, und hab ihm gesagt, dass das alles nicht zusammenpasst.

    Die Rettung kam ausgerechnet aus Bielefeld.
    Koch: Ja, das ging alles ganz fix. Mitten in der Nacht hat mich Rüdiger Lamm in Holland abgeholt und mir einen fertigen Vertrag präsentiert, den zu gleichen Konditionen auch Stefan Kuntz unterschrieben hatte: Lamms einziger Kommentar: „Die Laufzeit kannst du dir selbst eintragen!“ Ich unterschrieb und morgens stand ich schon in Bielefeld auf dem Trainingsplatz. Wilde Zeiten!

    In Bielefeld herrschte damals Euphorie, nach langen Oberligajahren hatten Lamm und Ernst Middendorp Arminia wieder in die Bundesliga geführt. Das alles nicht ohne Exzentrik. Lamm wollte den Almrasen blau färben, um Milka als Sponsor zu gewinnen, und warf im Aktuellen Sportstudio Arminia-Trikots ins Publikum.
    Koch: Bei Lamm war immer was los. Und Middendorp war einfach ein guter Typ, der über sich selbst lachen konnte. Unvergessen, wie er einmal abends sein Auto auf den Straßenbahnschienen geparkt hatte. Da kam er morgens rein und sagte nur: „Kommt Männer, jetzt einmal alle lachen und dann gehen wir wieder zur Tagesordnung über.“ Da fällt mir auch ein, dass ich ihm einmal den Fuß gebrochen habe. Er hatte mir einen Spruch reingereicht, worauf ich im Kreis das Bein stehen ließ. Ich wusste ja nicht, dass der Glasknochen hat. Am nächsten Tag kam er mit einem Gips angehumpelt. Ich so: „Trainer, was ist los?“ Er so: „Ach, frag nicht so doof!“

    Später trainiertest du unter Hermann Gerland.
    Koch: Der hatte es in Bielefeld auch nicht leicht, aber der war wirklich ein richtig guter Typ. Der hatte in Marienfeld einen Pferdehof, kam morgens mit Gummistiefeln und Blaumann aufs Trainingsgelände gefahren und gab dir gleich gutgelaunt einen mit: „Was willst du? Ich komme gerade aus dem Stall, da hast du noch geschlafen!“ Und als ich mich wegen einer Zerrung behandeln ließ, pflaumte er mich an: „Wo willst du dir denn eine Zerrung geholt haben?“ Mit dieser direkten Art bin ich sehr gut klargekommen. Ein paar Mal hat er auch Torwarttraining mit mir gemacht und mich immer ums Tor herumlaufen lassen. Ich hab gesagt. „Du kriegst mich eh nicht kaputt“, am Ende bin ich auf allen vieren in die Kabine gegangen.

    Dein Engagement in Bielefeld endete abrupt im Januar 2000. Arminia war wieder abgestiegen, die Kassen leer.
    Koch: Heribert Bruchhagen wurde Manager in Bielefeld, bat mich direkt vor der Winterpause in sein Büro und eröffnete mir, dass man mich nicht mehr bezahlen könne. Bruchhagen sagte: „Wenn ich das weiterführe, was mein Vorgänger hier gemacht hat, kann ich den Laden auch gleich abschließen.“

    Waren die Verträge so üppig gestaltet?
    Koch: Meine Karriere nahm ja so richtig Fahrt auf, als das Bosman-Urteil gerade seine Wirkung entfaltete. Heute ist nur noch schwer nachvollziehbar, wie der Fußball damals explodiert ist. Jeder Spieler hat sich damals gefragt, wo die Klubs plötzlich das ganze Geld herhaben. Wo war das denn vorher? Es musste zeitweise gar nicht mehr über Kohle verhandelt werden, die Klubs kamen und überboten sich.

    Nun schlug jedenfalls die Stunde des 1. FC Köln, der mit dir schnell einig wurde.
    Koch: Für mich als Rheinländer wäre es wirklich ein Traum gewesen, im Müngersdorfer Stadion aufzulaufen. Zumal das große Idol meiner Jugend, Toni Schumacher, in Köln gespielt hatte. Aber es war am Ende nicht entscheidend, ob ich mit dem FC klarkam. Bielefeld brauchte Geld, pokerte um die Ablöse und war in der angenehmen Situation, dass der 1. FC Kaiserslautern noch ein bisschen mehr bot.

    Kurz noch mal zu Toni Schumacher. Was hat dich an ihm so begeistert?
    Koch: Seine Strafraumpräsenz, seine Reflexe, sein unbedingter Wille. Toni hat sich nie geschont, um zu gewinnen. Das fand ich immer beeindruckend.

    Schumacher hat uns erzählt, wie sehr seine Gesundheit unter dem intensiven, harten Spiel gelitten hat.
    Koch: Das ging nicht nur ihm so. Wir haben alle unsere Körper ruiniert: Bänderrisse, Zerrungen, Brüche, am Ende geht alles kaputt. Als ich mit Lautern im UEFA-Pokal im Viertelfinale gegen PSV stand, hatte ich einen mehrfachen Bänderriss. Aber deswegen nicht auflaufen? Wann kommst du schon mal so weit? Ich hab mich spritzen lassen und gespielt. Wir kamen weiter und verloren am Ende im Halbfinale gegen Alaves, die später das legendäre Finale gegen Liverpool in Dortmund spielten.

    Klingt trotzdem nicht gesund.
    Koch: Was wir gemacht haben, war letztlich klassischer Tablettenmissbrauch. Wir konnten gar nicht mehr ohne. Vor dem Training haben wir Schmerztabletten genommen und direkt danach auch gleich wieder, weil wir wussten, was passiert, wenn der Körper zur Ruhe kommt. Dann waren die Schmerzen nicht auszuhalten.

    Torhüter müssen ja nicht nur ihre Beine instand halten.
    Koch: Überleg einfach nur mal: Wie oft fliegst du jeden Tag im Training durch die Gegend, wirfst dich auf die Seite, lässt dich fallen und springst wieder auf? Ich habe erst mit 38 Jahren aufgehört. Mir war klar, dass da Schäden bleiben.

    Du bist also in Kaiserslautern gelandet, später auch noch in Duisburg, wo du auf deine alten Tage zum Klubheld wurdest.
    Koch: Bleiben wir noch mal kurz in Kaiserslautern. Das war eine Stadt, in der ich mich auch deshalb so wohlgefühlt habe, weil dort Fußball so wichtig ist. Wer auf dem Betzenberg spielt, der begreift, dass Fußball ohne Fans nichts bedeutet, dass erst die besondere Energie zwischen Spielern und Zuschauern Magie und Spannung entstehen lässt. Der Betzenberg ist ein ganz besonderer Fußballort

    In der Pfalz trafst du auch wieder auf deinen alten Kumpel Markus Anfang.
    Koch: Der Markus ist ein ganz alter Freund, Patenonkel meiner Tochter und mein Begleiter durch die Jahre. Den habe ich immer wieder nachgeholt. (Lacht). In Duisburg haben wir drei Jahre das Zimmer geteilt. Und die Freundschaft hat gehalten, das ist im Fußball keine Selbstverständlichkeit

    Es war dann keine Überraschung, dass der MSV Duisburg zu dir gepasst hat. Duisburg ist Ruhrpott, aber auch schon ein kleines bisschen Rheinland.
    Koch: Die Menschen sind ehrlich, offen und direkt. Und es gab große Ziele. Hellmich, der Präsident, kündigte an, in drei Jahren ein neues Stadion bauen zu wollen, und dass es gut wäre, wenn wir bis dahin aufgestiegen wären. Zack, ein Jahr später waren wir schon in der ersten Liga, was ich natürlich nicht unkommentiert lassen konnte. „Walter, falls du es nicht mitbekommen hast, wir spielen schon Bundesliga. Jetzt bau mal dein Stadion fertig!“

    Du hast den MSV neulich noch mal bei einem Regionalligaspiel besucht. Es gab laute Sprechchöre und Applaus von den Rängen, und du hast eine kleine Rede gehalten. Kein leichter Gang war das.
    Koch: Ich bin wirklich kein Freund großer Worte, aber mir war wichtig, den Leuten zu sagen, wie dankbar ich für alles bin, was der Fußball mir gegeben hat. Mich macht es froh, dass ich die Herzen der Menschen erreicht habe.

    Zur Person

    Georg Koch wurde 1972 in Bergisch Galdbach geboren und bestritt in seiner Karriere 213 Spiele in der Ersten und 165 Spiele in der Zweiten Bundesliga. Er stand unter anderem für Fortuna Düsseldorf, Arminia Bielefeld und den MSV Duisburg im Tor. Seine erfolgreichste Zeit hatte er beim 1. FC Kaiserslautern, mit dem er 2003 das DFB-Pokalfinale und 2001 das Halbfinale im UEFA-Pokal erreichte. 2009 beendete er bei Rapid Wien seine Karriere und arbeitete anschließend unter anderem bei Viktoria Köln als Torwarttrainer. 2024 machte er seine schwere Krebserkrankung öffentlich.

    Dietmar Hirsch, dein alter Begleiter, hat dich auf dem Rasen umarmt. Wie wichtig sind Freundschaften für dich?
    Koch: Es klingt wie ein Kalenderspruch, aber es gibt nichts Wichtigeres im Leben als Menschen, auf die du dich verlassen kannst, die für dich da sind, wenn du sie brauchst. Ich wollte immer selbst so ein Mensch sein, der anderen hilft und für andere da ist. So aufbrausend und schroff ich manchmal auf dem Fußballplatz war, so sehr wollte ich und will ich im Leben ein guter, zuverlässiger und liebevoller Mensch sein.

    Wir könnten noch über dein Gastspiel bei Dinamo Zagreb reden und darüber, wie ein Böller bei Rapid Wien deine Karriere beendet hat. Aber es gibt Wichtigeres zu besprechen. Vor ein paar Tagen hast du in deinem Dorf ein Benefizspiel organisiert, bei dem die alten Fortuna-­Recken um Sven Demandt noch mal antraten. 1400 Zuschauer kamen. Das Geld ging an die Kinderkrebshilfe.
    Koch: Ja, das war mir wichtig. Mich sehen die Menschen und nehmen wahr, dass ich krank bin. Das hilft mir, und dafür bin ich dankbar. Aber es gibt so viele Menschen, auch Kinder, deren Leid und Not nicht gesehen wird, die keinen Zuspruch erfahren, die nicht getröstet werden. Denen zu helfen, hat mir selbst Kraft gegeben. Ich war so gerührt, dass so viele Zuschauer da waren und alte Weggefährten den Weg zu uns gefunden haben.

    Georg, dir geht es nicht gut. Du kämpfst jeden Tag gegen den Krebs.
    Koch: Es gibt gute und schlechte Tage. Heute ist eher ein schlechter, alles fällt schwer und dann machen mir die düsteren Gedanken zu schaffen. Aber es geht immer weiter.

    Wie blickst du auf die nächsten Tage und Wochen?
    Koch: Mit Hoffnung und Zuversicht. Und der Gewissheit und dem Stolz, dass ich mein ganzes Leben für mich und andere gekämpft habe. Und damit werde ich jetzt nicht aufhören. Warum sollte ich?

    Du wohnst mit deiner Lebens­gefährtin ländlich bei Köln, es ist sehr ruhig und idyllisch, weit weg von Hektik und Lärm. Welche Jahreszeit magst du hier besonders?
    Koch: Ich freu mich auf den Winter, wenn der Schnee alles zudeckt, alles weiß und friedlich ist. Dann ist es wunderschön hier.

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