Wenn Heidenheims Torwart Kevin Müller mal während des Spiels Motivation braucht, genügt ein Blick auf seine Arme. Dort baumeln sechs Armbänder. Die sind gespickt mit Slogans wie "Never give up" (Gib nie auf) oder "Believe" (Glaub dran) oder bringen zumindest für den, der daran glaubt, dank eines Magneten den Energiefluss voran.
Am Samstagnachmittag, beim 1:1 in Hoffenheim, dürfte Müller weder Zeit noch Bedarf für diese Bänder gehabt haben. Stellenweise im Minutentakt prasselten die Schüsse der Sinsheimer auf ihn ein – und Müller hielt (fast) alles, was zu halten war. Nur bei einem von Kramaric verwandelten Elfmeter war der 32-Jährige machtlos. Ansonsten war Müller der Mann des Spiels. Vor allem nach Wiederanpfiff parierte er gegen Beier (46.), Grillitsch (48.) und vor allem erneut gegen Beier (50.) spektakulär. In der Schlussminute rettete er gegen den eingewechselten Bülter aus kürzester Distanz. 23 Torschüsse parierte er insgesamt – eine starke Bilanz.
Kevin Müller gibt sich nach Spielende bescheiden: "Ist bisschen abgedroschen"
Der gebürtige Rostocker, der seit 2015 beim FCH spielt und seit 2016 unangefochtener Stammkeeper ist, machte sein 19. und bestes Spiel in der ersten Liga – und war nur nach Schlusspfiff ratlos. Nämlich dann, als er seine Leistung erklären sollte. "Ich freue mich natürlich persönlich, dass ich der Mannschaft helfen kann – auch wenn ich weiß, dass das ein bisschen abgedroschen ist." Ist es, aber Müller wird ja nicht fürs Reden bezahlt. Seit sechs Spielen ist Heidenheim ohne Niederlage, seit drei Spielen infolge von drei Remis auch sieglos, steht nun auf Rang zehn der Liga – eine Platzierung, die dem Aufsteiger vor Saisonbeginn wohl keiner zugetraut hätte. Freuen dürfte die Leistung Müllers wohl auch seinen Verwandten, der selbst lange in der Bundesliga im Kasten stand: Martin Pieckenhagen, ehemals bei Hansa Rostock und dem HSV unter Vertrag, ist der Onkel Müllers.