Herr Ringlstetter, Sie sind seit kurzem nicht nur Kabarettist, sondern auch im Sportsponsoring einstiegen. Das Stadion des SV Großköllnbach (Landkreis Dingolfing-Landau) heißt ab sofort „Ringlstetter-Arena“. Glückwunsch!
Hannes Ringlstetter: Danke! Jetzt bin ich endlich angekommen, wo ich hingehöre: ins wirklich zwielichtige Geschäft. Das komplette Abgleiten in die Illegalität steht bevor.
Die Kosten für Ihr Sponsoring bewegen sich allerdings im überschaubaren Bereich, es handelt sich um 340 Euro im Jahr. Sie zahlen das in Form von zehn Fässern Bier aus.
Ringlstetter: Das ist eine Dimension, die auf den ersten Blick überschaubar wirkt. Aber für einen Kleinkünstler wie mich ist das in diesen Zeiten eine schmerzhafte Ausgabe. Und, ganz wichtig: Meine Patenschaft verlängert sich, wenn ich vergesse zu kündigen, um ein Jahr – wie das Sky-Abo. Und weil ich grundsätzlich vergesse, solche Dinge zu kündigen, wird das für mich eine teure Angelegenheit.
Auch die Namensrechte für die Damentoiletten sind verkauft
Wie lief die Übergabe des Biers ab?
Ringlstetter: Der SV Großköllnbach hat einen Kasten Bier bekommen und einen Scheck, dass sie sich die zehn Fässer Bier in der lokalen Brauerei abholen dürfen. Im Zuge des Deals wurde übrigens noch vereinbart, dass Caro Matzko, mit der ich die Sendung „Ringlstetter“ präsentiere, die Patenschaft der Damentoiletten übernimmt, für 170 Euro im Jahr.
Das wird ja immer teurer.
Ringlstetter: Schon! Aber ich glaube, das teuerste in dieser ganzen Geschichte ist das Schild in Großköllnbach, das auf die Ringlstetter-Arena hinweist.
Die Namensgebung geht auf die Namenssuche des neuen Stadions von Jahn Regensburg zurück. Da haben Sie in Ihrer Sendung vom Dezember 2019 Interesse angemeldet.
Ringlstetter: Ich habe gesagt: Ich würde es machen, aber ich habe nur 340 Euro dabei. Daraufhin hat sich der SV Großköllnbach gemeldet.
Hier geht es zur aktuellen Folge von "Ringlstetter"
Eigentlich müssten Sie ja als Club-Fan an den Namensrechten des Nürnberger Stadions interessiert sein.
Ringlstetter: Deren Stadion heißt gerade Max-Morlock-Arena, das ist der beste Name den sie jemals hatten. Ich erinner nur an Easy-Credit-Arena – das hat aber schon wieder ganz gut gepasst in eine Zeit, in der der Club mal wieder beinahe pleite gegangen wäre.
Namensgebungen wie diese zeigen ja die ganze Absurdität des Fußballs.
Ringlstetter: Ja, darum ging es mir. Aber was willst du als Humorarbeiter da noch machen? Es geht alles so absurd zu, dass man nur noch die Chance hat, das zu verdrehen. Und jetzt haben wir diese Verbindung zum Kleinen, zur Kreisklasse. Das passt super. Wenn ich in Großkölnnbach vorbei fahren und da das Schild mit der Ringlstetter-Arena steht, lache ich mir da jedes Mal einen Ast ab.
"Meine Fußball-Rituale waren mir schnell egal"
Im großen Fußball liegt wegen Corona alles auf Eis. Freuen Sie sich, wenn es mit den Geisterspielen los geht oder kritisieren Sie den Neustart?
Ringlstetter: Um ehrlich zu sein: weder noch. Ich habe festgestellt, dass mir meine eigenen Fußball-Rituale schnell egal waren. Zwei Wochen habe ich mir am Samstag gedacht: Jetzt ist ja gar kein Fußball. Aber dann habe ich mit meiner Zeit auch etwas Sinnvolles anzufangen gewusst. Das fand ich interessant: dass anscheinend superwichtige Dinge schnell nicht mehr interessant sind. Aber ich kapiere die Thematik: Mir ist klar, dass es zwar um sehr viel, aber eben nicht nur um Geld geht – sondern auch um Unterhaltung für die Menschen. Und da gehört der Fußball dazu. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das mit dem Hygiene-Konzept klappt oder nicht. Aber wenn es nicht klappt und die Fernsehgelder ausbleiben, dann war es das für viele Vereine aus der zweiten und dritten Liga.
Allerdings wäre das auch eine Chance für Investoren wie Sie.
Ringlstetter: Das stimmt auch wieder. Aber aktuell steht der SV Großköllnbach auf dem vorletzten Platz der Kreisklasse und damit in Abstiegsgefahr. So kann es nicht weiter gehen. Deswegen werde ich Geld in die Mannschaft stecken: 200 Euro. Ziel muss es sein, den breitesten Kader im Landkreis zu haben.
Zur Person: Hannes Ringlstetter ist Kabarettist, Musiker und Buchautor. Mit seiner Late-Night-Show "Ringlstetter" ist der 49-Jährige am Donnerstagabend um 22 Uhr im BR zu sehen. Am 14. Mai wurde die letzte Folge vor der Sommerpause ausgestrahlt, ab dem 10. September ist die Pause zu Ende. Die bisherigen Folgen sind in der Mediathek des Bayerischen Rundfunks abrufbar.
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