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Fußball: Erste weibliche Trainerin: Sabrina Wittmann schreibt Sportgeschichte

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Erste weibliche Trainerin: Sabrina Wittmann schreibt Sportgeschichte

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    Sabrina Wittmann bleibt Cheftrainerin des 1. FC Ingolstadt.
    Sabrina Wittmann bleibt Cheftrainerin des 1. FC Ingolstadt. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Anfang April hat Sabrina Wittmann gegenüber dem DFB gesagt: "Vorbilder sind wichtig, damit andere Frauen erkennen, was alles möglich ist." Seitdem ist beim Ingolstädter Trainer-Talent einiges passiert. Anfang Mai ernannte der Verein sie zur Interimstrainerin, sie bewährte sich in den vier Partien seither, mit dem 6:1-Sieg gegen den VfB Lübeck ist unter ihr unter anderem der höchste Saisonsieg gelungen. Nachdem der FC Ingolstadt den ersten Landespokal-Triumph in der Vereinsgeschichte gefeiert hat, ist Wittmann nun als erste Frau fest als Trainerin einer Männer-Profimannschaft angestellt.

    "Selbstverständlich wollen wir als Verein nicht nur unsere Nachwuchsspieler, sondern auch unsere Trainer-Talente fördern", sagt Ingolstadts Sportdirektor Ivo Grlic. Sabrina Wittmann habe in den vergangenen Jahren bei dem Verein nicht nur auf fachlicher Ebene, sondern auch menschlich vollends überzeugt. Laut Grlic steht sie für einen offensiven und mutigen Fußball. Wittmann dankt dem Verein für das Vertrauen in sie und ist "unheimlich stolz und dankbar, dass diese Reise, die wir begonnen haben, nun fortgesetzt wird."

    In der Regionalliga gab es mal zwei weibliche Coaches – beide wechselten in die Schweiz

    Die Personalie ist eine Sensation. Auf deutschen Trainerbänken sitzen nämlich sehr wenige Frauen. Ex-Nationalspielerin Inka Grings trainierte für eineinhalb Spielzeiten die Männer des niederrheinischen Regionalligisten SV Straelen und Imke Wübbenhorst stand von 2020 an bei den Männern des Viertligisten Sportfreunde Lotte als Trainerin unter Vertrag. Der Verein aus der westfälischen Region Tecklenburger Land entließ Wübbenhorst wegen "sportlicher Erfolglosigkeit" im Dezember des Coronajahrs 2020 wieder.

    Momentan gibt es also selbst in der Regionalliga der Männer keine weibliche Trainerin. Grings und Wübbenhorst hatten zwischenzeitlich Jobs in der Schweiz angenommen. Grings übernahm Anfang 2023 das Frauen-Nationalteam als Trainerin. Nach nur einem Sieg in 14 Spielen musste sie das Amt am Ende desselben Jahres wieder abgeben. Wübbenhorst ist seit der Saison 2022/23 Cheftrainerin der Frauen der Berner Young Boys.

    Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb arbeitet inzwischen beim englischen Fußballverband

    Der Bundesligist Union Berlin nahm interimsweise Marie-Louise Eta als Co-Trainerin unter Vertrag, nachdem sich der Verein im November 2023 von Urs Fischer und seinem Assistenten Markus Hoffmann getrennt hatte. Selbst der Blick in den Frauen-Fußball ernüchtert. Von den zwölf deutschen Frauen-Bundesligisten haben elf Männer als Cheftrainer engagiert. Lediglich der SC Freiburg wird seit der Saison 2022/23 von Theresa Merk gecoacht. 

    Bei den Schiedsrichterinnen ist das Bild ähnlich. Seit Bibiana Steinhaus-Webb 2020 ihre Karriere im deutschen Profibereich beendete, findet der DFB keine Frau, der der Verband ihre Rolle zutraut. Nach ihrem selbstbestimmten Karriereende sagte Steinhaus-Webb: "Wir haben viele talentierte, junge Schiedsrichterinnen in Deutschland, die jetzt hoffentlich gesehen haben, dass es möglich ist." Vier Jahre später sind drei der insgesamt 59 Schiedsrichter in den ersten drei deutschen Ligen Frauen. Die drei, Riem Hussein, Fabienne Michel und Franziska Wildfeuer, pfeifen in der dritten Liga.

    Sabrina Wittmann: "Ingolstadt ist für mich etwas ganz Besonderes, mein Heimatverein"

    Wittmann fehlt noch die Uefa-Pro-Lizenz, die zum Trainieren einer Profimannschaft berechtigt. Weil sie eine Zulassungsvoraussetzung nicht erfülle, erlaubte der DFB ihr bisher nicht, am Lehrgang zur Pro-Lizenz teilzunehmen. Wittmann hat vor, die Lizenz im kommenden Jahr zu erlangen. Bis dahin wird der FC Ingolstadt wohl Strafzahlungen in Kauf nehmen. Marc Unterberger, Trainer der SpVgg Unterhaching, hatte in der vergangenen Saison das gleiche Problem. Wegen seiner fehlenden Lizenz mussten die Hachinger pro Spiel 3500 Euro und einmalig 10.000 Euro zahlen. So ist es möglich, dass Wittmann die Ingolstädter Männer trotz fehlender Lizenz coacht.

    Die 32-Jährige arbeitete seit 2017 im Nachwuchsleistungszentrum des FC Ingolstadt. Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer sagt: "Sabrina Wittmann hat in ihrer bisherigen Zeit auf der Schanz eindrucksvoll bewiesen, dass sie nicht nur die Fähigkeit besitzt, junge Spieler zu fördern, sondern auch Mannschaften nachhaltig zu entwickeln, deren volles Potenzial auszuschöpfen und zum Erfolg zu führen." Drei Jahre lang trainierte sie das U19-Team (der Männer) in der A-Junioren-Bundesliga und führte sie zur Vizemeisterschaft. "Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber hätte debütieren wollen", sagt Wittmann. "Ingolstadt ist für mich etwas ganz Besonderes, mein Heimatverein. Hier habe ich vor 19 Jahren angefangen, selbst gespielt und erste Schritte als Trainerin machen dürfen."

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