Jürgen Klopp hat es mal recht treffend formuliert: Natürlich ist Fußball als solches nicht wichtig, die Welt könnte gut ohne das Elf gegen Elf auf zwei Tore auskommen. Aber was wichtig ist im Leben, das sind die Emotionen. "Stellen Sie sich ein Leben ohne Freude vor – wie arm das wäre", so Klopp. Nun sind Emotionen natürlich auch nicht zwangsläufig mit dem Fußball verbunden. Aber der Sport, und in diesem Fall der Fußball als gemeinhin beliebteste Sportart, ist dann schon recht brauchbar dafür, um die emotionale Skala einmal rauf und runter zu spielen.
Wer etwa – um bei Klopp zu bleiben – die Szenen vom letzten Heimspiel Klopps in Liverpool gesehen hat und beim Anblick der feiernden Fans sowie des sichtlich ergriffenen Trainers nicht etwas Pipi in den Augen hatte, sollte seine Herzkammer mal nach Spuren von Schaltkreisen absuchen.
Reus lädt die komplette Stehplatztribüne des BVB auf Freibier ein
Überhaupt, dieses Finale! Wäre doch jeder Spieltag letzter Spieltag! An allen Ecken und Enden brechen die großen Emotionen über einen herein! In Dortmund sinkt Mats Hummels nach seinem vielleicht letzten Spiel im BVB-Trikot an den Pfosten, während Marco Reus seinen Definitiv-Abschied mit einem Traumtor und einer Runde Freibier für die Stehplatzkurve feiert (teure Angelegenheit bei einem Bierpreis von 4,90 Euro und knapp 25.000 Plätzen in der Gelben Wand). Den Abschied von den eigenen Fans hatten zuletzt auch Christian Streich mit seinem Co-Trainer Patrick Baier gegeben. In Gladbach gab es das große Adieu von Patrick Herrmann, in Frankfurt nahm der ewige Makoto Hasebe trotz seines jugendlichen Alters von 40 Jahren tatsächlich seinen Abschied, zusammen mit dem langjährigen Kapitän Sebastian Rode.
Und dann gibt es ja noch all das sportliche Geschehen am finalen Spieltag: Union verschießt zwei Elfmeter, um sich am Ende doch noch per Tor in der Nachspielzeit in der Liga zu retten; die Bayern leisten sich den sportlichen Totalabsturz, verlieren nach 2:0-Führung in Hoffenheim und rutschen sogar noch auf Platz drei ab. Damit wird es erstmals seit 2011 einen Supercup ohne Beteiligung der Bayern geben. Währenddessen gelingt Mainz mit dem Ein-Mann-Kraftwerk Henriksen der Klassenerhalt, während die fast schon geretteten Bochumer doch noch in die Relegation rutschen – Mega-Drama.
Wie sehr emotionaler Stress an die Substanz geht – bei vielleicht keinem ist das besser zu sehen als beim eingangs erwähnten Klopp. Der war sichtlich durch mit der Welt, stützte sich beim Interview an eine TV-Wand und versicherte glaubhaft, dass er keinen Funken Energie mehr habe. Vielleicht doch ganz gut, dass der letzte Spieltag nur einmal pro Saison ansteht.