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Fußball-EM 2024: Zu Besuch in Aasen: Dort, wo die Spanier wohnen

Fußball-EM 2024

Zu Besuch in Aasen: Dort, wo die Spanier wohnen

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    Die spanischen Jungstars Nico Williams (links) und Lamine Yamal sind bei den Autogrammjägern am beliebtesten.
    Die spanischen Jungstars Nico Williams (links) und Lamine Yamal sind bei den Autogrammjägern am beliebtesten. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Auf dem kleinen Steinvorsprung am Golfplatz, auf dem groß „Der Öschberghof“ steht, stehen gerade drei Golfer. Beim Abschlag ertönt das markante Geräusch, wenn der Schläger auf den Golfball trifft. Ob sie die Spanier schon gesehen haben? „Ja! Die sind um kurz vor neun am Golfplatz vorbeigejoggt“, sagt einer und zeichnet den Weg der Fußballer am Horizont nach. Acht Kilometer habe der Rundweg, den die Iberer eingeschlagen haben. Die machen das wohl öfter, meint ein anderer.

    Die Spanier residieren in einem der teuersten Hotels

    Es ist einer dieser durchwachsenen Tage, die so typisch sind für diesen Frühsommer. Bei der Ankunft der Spanier in Donaueschingen regnete es in Strömen. Am 9. Juni, nachts, kam die 100-köpfige Delegation an und ließ die wartenden Fans im Regen stehen. Aber auch bei schlechtem Wetter können es sich die Stars im Donaueschingen gut gehen lassen – mir Golfplatz, Sternerestaurant und großem Wellness-Bereich. Der Öschberghof soll eines der teuersten Hotels der EM sein. Ein Pluspunkt der Anlage ist der Sportplatz des Bezirksligisten SV Aasen, der nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Dort gibt es einen perfekten Rasen. Klar, schließlich sind die Greenkeeper der Golfanlage dafür verantwortlich. Das Programm der Spanier ist fast jeden Tag gleich. Um elf Uhr wird beim SV Aasen trainiert.

    Zaungäste auf der Jagd nach Selfies

    Ein Aasener, der näher dran ist als alle anderen, ist Hans-Peter Rolle. Er ist Ehrenpräsident beim SV Aasen und kümmert sich in Zusammenarbeit mit dem Öschberghof darum, dass auf dem Gelände alles reibungslos abläuft. Er läuft durch die Absperrung, durch die sonst nur die Spieler laufen dürfen. Schon Wochen vor der EM begannen die Vorbereitungen in und um den Öschberghof. Das Trainingsgelände wurde mit Sichtschutzzäunen versehen, vor der Anlage steht ein Dutzend Security Mitarbeiter. Rolle läuft vorbei an 20 Fans, die vor dem Eingang stehen und versuchen, einen Blick auf die Stars zu erhaschen oder im besten Fall sogar ein Autogramm und ein Bild zu bekommen. Und tatsächlich, am gestrigen Dienstag kommen Mikel Merino von Real Sociedad und Rodri von Manchester City vor den Zaun. Voller Adrenalin flitzt ein kleiner Junge zu seiner Mutter und zeigt ihr das Bild mit dem Star aus England. „An Wochenenden sind es bis zu 200 Fans“, erklärt Rolle, während er die Szene beobachtet. Die meisten hoffen auf ein Treffen mit dem 21-jährigen Nico Williams.

    Er ist derzeit einer der Spieler, über die international am meisten gesprochen wird. Er und der erst 16-jährige Lamine Yamal bilden die Flügelzange der Spanier. Vergleichbar mit Jamal Musiala und Florian Wirtz bei der deutschen Nationalmannschaft. Mit Siegen gegen Kroatien, Italien und Albanien sind die Iberer durch die Gruppenphase marschiert. Im Achtelfinale folgte ein deutlicher 4:1-Sieg gegen die Überraschungs-Mannschaft aus Georgien. Jetzt warten die Deutschen.

    Wer vor diesem Duell am Freitag Aufregung im spanischen Lager sucht, sucht vergeblich. Es scheint, als hätte sich die Furia Roja, wie die Spanier genannt werden, der idyllischen Landschaft angepasst. Felder, kein Lärm, nur eine Landstraße, die neben dem Platz vorbeiführt. Leise ist es auch hinter den Kulissen. Es gibt keine Debatten rund um das Team, keine Diskussionen, wer spielen sollte. Statt Tapas und Paella wird Kartoffelsalat und Fleischkäse im Medienzentrum serviert. Ruhe suchen die Spanier bei jedem Turnier. Die Quartiere bei Welt- und Europameisterschaften in den vergangenen Jahren lagen immer im Nirgendwo.

    De la Fuente ist einer der Gründe für die Ruhe im und ums Team

    Es ist aber nicht nur die Donaueschinger Idylle, die für Entspanntheit sorgt. Auch Trainer de la Fuente ist einer der Faktoren, warum es um die Spanier so ruhig ist. Im Gegensatz zu den Spielern fährt er jeden Tag mit dem Fahrrad zum Aasener Sportgelände, nimmt sich Zeit für Fans, spricht mit Mitarbeitern. Bodenständig, würde man sagen. Vor knapp zwei Wochen hatte der Trainer Geburtstag, von Rolle bekam er eine „Männerhandtasche“. Einen Träger mit sechs Bier von der Brauerei Fürstenberg – natürlich.

    Auch für die Spanier könnte das Turnier am Freitag enden. Dann kämen sie nur noch nach Donaueschingen, um ihre Sachen zu packen und sich zu verabschieden. Übermütig scheinen sie nicht. In Donaueschingen spürt man auch Demut vor dem Duell gegen die deutsche Mannschaft. „Die haben hier sehr viel Respekt. Sie sind auch gegen Georgien mit der nötigen Ernsthaftigkeit in das Spiel“, schildert Rolle seinen Eindruck. Und ein Thema in Aasen ist besonders eine Statistik: Spanien hat bei einem Turnier noch nie gegen einen Gastgeber gewonnen. Mehr als einmal hört man diesen Fakt im Medienzelt herumgeistern. Klar ist auch hier: Es wird eng. Die meisten tippen auf eine Verlängerung oder sogar auf ein Elfmeterschießen.

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