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Fußball-EM 2024: Österreich bei der EM: Sommermärchen im Kleinformat

Fußball-EM 2024

Österreich bei der EM: Sommermärchen im Kleinformat

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    Österreichs Trainer Ralf Rangnick hatte beim Sieg gegen Polen ausreichend Grund zum Jubeln.
    Österreichs Trainer Ralf Rangnick hatte beim Sieg gegen Polen ausreichend Grund zum Jubeln. Foto: Johannes Friedl, Witters

    Die Bilder werden sich gewiss wiederholen. Beschwingte Österreicher, die in knallroten Schuhen, knallroten Sakkos und rot-weiß-roten Hüten an Berliner Knotenpunkten wie der Friedrichstraße oder Zoologischer Garten in die S-Bahnen drängen, noch ein landestypisches Bier in den Händen halten und bis zum Olympiastadion auch diejenigen mit ihrem Liedgut beschallen, die gerade mit Fußball vielleicht nicht so viel am Hut haben. Der Spielplan will es so, dass die von Ralf Rangnick angeleitete österreichische Nationalelf nach dem zweiten Gruppenspiel gegen Polen (3:1) gleich auch das dritte gegen die Niederlande (Dienstag, 18 Uhr/MagentaTV) im Endspielstadion dieser EM bestreitet. Erneut werden mindestens 25.000 Österreicher gegen die vermutlich in der Überzahl befindlichen Oranjes ansingen.

    Polnische Übermacht nur auf den Rängen des Olympiastadions

    Gegen eine polnische Übermacht setzte sich am Ende bereits die österreichische Beschallung durch: Zu den Klängen „I Am von Austria“ bildeten Fans und Fußballer eine fröhliche Einheit. Österreichs Frauen mussten für solche Prozeduren bei EM-Turnieren immer ihre eigenen Boxen in den Innenraum aufstellen, bei den Männern belohnt die Stadionregie den Sieger automatisch mit seinem Lieblingslied. Was Peter Schilling für die Deutschen, stiftet Rainhard Fendrich für die Österreicher.

    „Von Ruhm und Glanz ist weniger über“ heißt es gleich in der dritten Zeile, was am Freitagabend natürlich nicht wirklich passte. Selbst der eher nüchterne Teamchef Rangnick genoss den „sicherlich wichtigsten Sieg meiner Amtszeit“. Ohne den Erfolg gegen die Polen – den ersten gegen diesen Gegner übrigens seit 30 Jahren – hätte auf seiner 2022 begonnenen Mission mehr als ein Makel gelegen. Überschwang ließ der Schwabe nicht erkennen. „Rechnerisch sind wir noch nicht durch. Es sieht gut aus, aber einen Punkt wirst du schon noch brauchen“, warnte der 65-Jährige.

    Rangnick kritisierte seine Mannschaft nach starkem Beginn

    Der Mastermind würde am liebsten Niederländer noch von Platz zwei verdrängen, was im Tableau spannende Optionen eröffnen könnte. Nach „nahezu perfekten 20 Minuten“ geriet sein Team gegen einen limitierten Gegner allerdings leicht aus dem Tritt. Vom Pressing war plötzlich nichts mehr zu sehen. „Das können wir uns nicht erlauben. So herausragend sind wir individuell nicht besetzt, dass wir uns vier oder fünf Spieler erlauben können, die unter ihrer Normalform geblieben sind“, monierte Rangnick. Ums Gegentor durch den einstigen Hertha-Stürmer Krzysztof Piatek habe man „gebettelt“, kritisierte der Trainer, der aber seine erste Turnierprüfung bestand, weil seine Halbzeitansprache fruchtete und seine Umstellungen griffen.

    Eindringlich redete der Lehrmeister in der Pause auf seinen Musterschüler Christoph Baumgartner ein („Wir brauchen dich mindestens mal in Normalform“), der sich so bald zum Matchwinner aufschwang. „Jetzt geht es erst richtig los“, flötete der 24-Jährige, der ansonsten viel vom „brutalen Druck“ berichtete. Man habe sich selbst aber nie als Geheimfavorit bezeichnet, klärte hinterher Philipp Lienhart auf. „Das ist nicht von uns gekommen.“

    Österreicher wollen längst noch nicht von der EM abreisen

    Der Verteidiger vom SC Freiburg überzeugte als neues Abwehrgespann mit Gernot Trauner. Weil sein Nebenmann das 1:0 köpfte, Einwechselspieler Alexander Prass das 2:1 vorbereitete und der wohl von jedem anderen Trainer längst ausgewechselte Marko Arnautovic noch das 3:1 per Elfmeter erzielte, war alles nach Rangnicks Plan gelaufen. Der zum Kapitän ernannte Arnautovic spazierte mit Gesten durch die Mixed Zone, die den Verdacht nähren, dass die Ösi-Truppe noch länger Spaß haben will in Berlin. Man wohnt bekanntlich in jenem Schlosshotel Grunewald, in dem einst die deutsche Nationalmannschaft beim WM-Sommermärchen 2006 abstieg.

    Von so etwas im Kleinformat träumt auch Österreich, dessen Akteure sich der Hochstimmung ebenso wenig verschließen wie einst Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski. „Wir fühlen uns geehrt durch die Unterstützung“, sagte Marcel Sabitzer. „Wir sehen vor einem Spiel viele Videos, was in Österreich und in den Spielorten abgeht – und dieses Vertrauen wollen wir ausbauen.“ Das Kraftpaket verbreitete nach „einem krassen Arbeitssieg“ viel Zuversicht, dass nach dem Match gegen die Oranjes wieder gesungen wird. Erst in den Bahnen, dann auf der Laufbahn.

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