Fußball und Politik sollte man nicht zu sehr miteinander verweben, damit hat schon die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar keine guten Erfahrungen gemacht. Das französische Nationalteam scheinen anhaltende Fragen und auch beeindruckende Antworten der Spieler zur politischen Situation bei anhaltendem Rechtsruck in Frankreich, bei allen Erfolgen des „Rassemblement National“ aber weniger sportlichen Stress auszulösen. Zwar spielt die „grande nation“ bislang keinen „grande“ Fußball bei dieser EM. Aber punktet mit Effizienzfußball, den alle Favoriten fürchten müssen. 1:0 gegen Österreich, 0:0 gegen die Niederlande, 1:1 gegen Polen – und nun 1:0 gegen Belgien im Achtelfinale.
In vier EM-Spielen hat der Weltmeister von 2018 noch kein Tor selbst aus dem Spiel heraus erzielt. Mbappé traf per Elfmeter, danach halfen zwei Eigentore: Auch der Ball von Randal Kolo-Muani gegen Belgien kurz vor Spielschluss wäre ohne die Hilfe des Knies des 37 Jahre alten Jan Verthongens nicht im Tor gelandet. Um es positiv zu formulieren: Frankreich ist trotz einer famos besetzten Offensive mit Kylian Mbappé, Marcus Thuram, Randal Kolo Muani oder Ousmane Dembélé, dazu Antoine Griezman und Olivier Giroud eine Verteidigungsmaschinerie geworden, die kaum Chancen zulässt. „Wir haben uns für das Viertelfinale qualifiziert und das ist genau das, was wir wollten“, sagte Trainer Deschamps. Bei den vergangenen vier großen Turnieren stand er mit seinem Team dreimal im Finale und wurde 2018 Weltmeister. Wer wollte ihm da widersprechen?
Im EM-Viertelfinale wartet Portugal auf Frankreich
Im Viertelfinale wartet nun Portugal, Europameister von 2016, seinerzeit mit einem 1:0-Sieg in der Verlängerung durch ein Tor von Eder – und damals ähnlich effizient unterwegs wie Frankreich heute. Ob das gute Vorzeichen sind? Jedenfalls haben sich die französischen Fußballer von der politischen Stimmung im eigenen Land nicht den Willen zum Erfolg zerstören lassen. Koundé nahm aber sehr wohl wahr, was dort gerade passiert. „Das Rassemblement reißt einen Graben in unser Land, das ist gegen unsere Werte, wir hätten weniger Freiheit“, sagte Koundé. „Hoffentlich werden in der zweiten Runde jene wählen gehen, die jetzt nicht wählen gegangen sind.“