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Fußball-EM 2024: Die Deutsche Bahn ist zufrieden – und mit der EM überfordert

Fußball-EM 2024

Die Deutsche Bahn ist zufrieden – und mit der EM überfordert

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    Die Deutsche Bahn ist Partner der EM 2024, hier bei der Bekanntgabe der Partnerschaft.
    Die Deutsche Bahn ist Partner der EM 2024, hier bei der Bekanntgabe der Partnerschaft. Foto: Jörg Carstensen/dpa

    Als die Münchner U-Bahn plötzlich bremst, umklammern Luka und Ela die Stangen und halten sich fest. Sie sind nicht die Einzigen, die versuchen, in der rappelvollen Bahn nicht umzufallen, sie sind aber zwei von Wenigen, denen es gelingt, stehen zu bleiben. Der Weg von der "München Fußball Arena", vormals Allianz Arena, in die Innenstadt ist ein weiter: Die U-Bahn-Linie sechs soll Fans aus ganz Europa ins Stadion und zurück bringen. Nach dem Spiel Serbien gegen Slowenien (1:1) am Donnerstag scheinen einige Fans im Waggon, wenn man sich deren Gleichgewichtsfähigkeit ansieht, schon ein paar alkoholische Getränke intus zu haben. Die slowenischen Fans Luka, 27, und Ela, 25, haben nichts getrunken: Das Paar aus Maribor muss noch mit dem Auto, das in einer Tiefgarage in der Innenstadt steht, nach Hause fahren. Warum sie mit dem Auto gekommen sind und nicht etwa mit der Bahn? "Das wollten wir uns nicht antun", sagen sie im Chor. 

    Nun ja, das mit der Bahn ist in Deutschland so eine Sache. Geschimpft wird auf sie viel. Auf Verspätungen, ausgefallene Züge und allgemeine Unzuverlässigkeit müssen sich Reisende der Deutschen Bahn (DB) oftmals einstellen. Gespart wurde beim Ausbau der Schienen-Infrastruktur in den vergangenen Jahren viel. Dass es bei der DB das ein oder andere Mal zu einer Verspätung kommen kann, hat sich auch in Europa herumgesprochen: Der schottische Verband zum Beispiel riet den Fans, sie sollen die Kneipe etwas früher in Richtung Stadion verlassen, "das Letzte, was ihr wollt, ist, erst zur Halbzeit anzukommen", fügten sie hinzu.

    Zwischen Freitag und Samstag sind 1,2 Millionen Menschen ICE und IC gefahren

    Die Sorgen der Schotten war berechtigt: Die vielen Fans überforderten in der ersten Woche des Turniers die Kapazitäten der Deutschen Bahn und zwangen viele Supporter zu Geduld auf der Hin- und Rückreise von den Stadien. In Gelsenkirchen etwa legten die Fanmassen den Bahnverkehr lahm: Als die englischen Anhänger nach dem ersten Gruppenspiel gegen Serbien die Heimreise in umliegende Städte antreten wollten, mussten sie sich erst einmal gedulden. Hunderte standen am Gleis des Gelsenkirchener Bahnhofs, in der Hoffnung, noch einen Zug nach Essen oder Köln zu erwischen. Selbst der Weg von der Arena Auf Schalke, vormals Veltins Arena, zum Hauptbahnhof soll laut Medienberichten wegen der zu hohen Auslastung der Tram steinig gewesen sein.

    Gegen alle Kritik ist die Bahn nach einer Woche Turnier zufrieden mit der eigenen Leistung. Auf Anfrage bestätigt eine Sprecherin, man ziehe nach dem ersten EM-Wochenende eine positive Bilanz. Zwischen dem vergangenen Freitag und Samstag hätten 1,2 Millionen Fahrgäste ICE- und IC-Züge genutzt. Zudem teilte die DB mit, zur EM setze man mit 410 Zügen die größte und modernste ICE-Flotte ein, die es je gab. Auch vor Ort an den Bahnhöfen seien "Willkommens-Schalter" eingerichtet, die den Reisenden bei der Orientierung helfen sollen. Grundsätzlich gelte laut DB-Sprecherin, dass die Bahn sich umfassend auf die EM vorbereitet habe und sich auf die Fans aus ganz Europa freue.

    Spanische Fußballfans stehen am "Welcome Desk" der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof Hamburg.
    Spanische Fußballfans stehen am "Welcome Desk" der Deutschen Bahn im Hauptbahnhof Hamburg. Foto: Markus Scholz/dpa

    Wegen einer Baustelle in Passau kommen österreichische Fans nicht rechtzeitig zum Spiel

    Luka und Ela waren sich lange unsicher, wie sie zum Spiel nach München reisen wollen: "Eigentlich fahren wir lieber mit dem Zug als mit dem Auto." Als sie Anfang der Woche von der Odyssee österreichischer Fans hörten, waren sie froh, sich für das Auto entschieden zu haben. Die waren mit der Bahn unterwegs, strandeten in Passau und kamen teilweise erst zur zweiten Halbzeit ihrer Mannschaft in die Arena in Düsseldorf. Grund für die Verzögerung sei, laut Sprecherin der Bahn, eine Baustelle zwischen Passau und Regensburg gewesen, die nicht wie geplant fertiggestellt werden konnte, weil eine Großbaumaschine in der Nacht zu Montag kaputtging. "Diese Baustelle hat den Bahnbetrieb leider aus dem Takt gebracht", fügt sie hinzu. 

    Auch was den Nahverkehr betrifft, scheint die Bahn zufrieden zu sein. Ralf Thieme, Vorstand der für die Bahnhöfe zuständigen Bahn-Tochter InfraGO, sagte jüngst der Berliner Morgenpost, die Nachrichten über den Ärger von Fans in Gelsenkirchen seien in Teilen wirklich überzogen gewesen. Auch in München ist die Verkehrsgesellschaft (MVG) mit der ersten Woche, in der es unter anderem das Eröffnungsspiel zu bewältigen galt, zufrieden. Nach ersten Schätzungen habe man am Tag des Eröffnungsspiels etwa 100.000 Menschen zum Stadion, zur Fanzone oder quer durch die Stadt gebracht, heißt es von der Pressestelle. Die restlichen EM-Spiele in der Münchner Arena will die MVG wie gehabt mit 100 zusätzlichen Mitarbeitern und so vielen U-Bahn-Zügen auf der Strecke meistern wie möglich.

    Die MVG ist in München mit der Bilanz zufrieden

    Luka und Ela sind bislang mit der MVG zufrieden. Die Züge seien zwar voll, fahren aber im regelmäßigen Takt. Dem stimmen auch zwei serbische Fans zu, die neben dem slowenischen Paar stehen. Sie erzählen, sie fahren jetzt mit dem Zug in den Urlaub nach Österreich, mal schauen, wie es wird, "von der Deutschen Bahn haben wir schon viel gehört".

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