Nach der EM ist vor der EM. Das gilt umso mehr für ein Land, dessen Auswahl sich mittlerweile im Urlaubsmodus befindet. Aber auch die Organisatoren der kommenden EM sind natürlich längst dabei, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Vier Jahre sind geschwind vorbei, wenn es gilt, die Werbetrommel zu rühren, sich ein knuffiges Maskottchen samt Namen auszudenken und Stadien zu bauen.
Letztgenannter Faktor ist immer die größte Hürde. So auch bei der EM 2028, die im – richtig – kompletten Vereinigten Königreich und in Irland stattfinden wird. Fünf Spiele sollen dabei auch in der nordirischen Hauptstadt Belfast ausgetragen werden. Dort befindet sich zwar mit dem Windsor Park die bereits bestehende Heimspielstätte der nordirischen Nationalmannschaft. Für das Fußball-Highlight in vier Jahren soll aber der Casement Park großräumig umgebaut werden.
308 statt 77 Millionen Pfund Baukosten: Der Casement Park wird teuer
Der ist eigentlich für irische Sportarten wie Gaelic Football oder Hurling entworfen worden, zuletzt aber zunehmend verfallen. Grund genug für Nordirland, das Stadion grundlegend zu sanieren. Kleines Problem dabei: Es wird ganz schön teuer. Und auch deutlich teurer als zunächst angenommen. Statt den zunächst anvisierten 77 Millionen Pfund (etwa 91 Millionen Euro) geht man laut Medienberichten mittlerweile von Gesamtkosten von 308 Millionen Pfund aus, was in etwa 365 Millionen Euro entspricht.
Nur zum Vergleich: Die Münchner Allianz-Arena hat etwa 300 Millionen Euro gekostet. Gut, ist auch ein unfairer Vergleich, das Fröttmaninger Ufo wurde vor 20 Jahren gebaut, also fast noch zu seligen D-Mark-Zeiten. Dennoch wirken die aktuellen Baukosten in Belfast etwas ambitioniert für ein Stadion mit etwa 30.000 Plätzen.
Woher das Geld für den restlichen Umbau jetzt kommen soll, ist nicht völlig klar. Der neue britische Nordirland-Minister Hillary Benn sagte, dass die Finanzierung auf recht wackeligen Beinen stehe und er keinen Zeitplan nennen könne.
Vielleicht können die nordirischen Bauherren sich etwas vom Spirit der noch laufenden Europameisterschaft abschauen. Bundestrainer Nagelsmann hatte bei seiner Abschlussrede ja betont, man solle nicht immer nur die Probleme, sondern doch mal die Lösungen in den Vordergrund zu stellen. Nachbarn sollten sich helfen, gemeinsam ist man stärker, das ganze Programm. Die helfenden Nachbarhände könnten in diesem Fall ja von der britischen Regierung kommen, die immer noch die Geschicke des Landes verwaltet. Seit einigen Jahren muss man sich dort ja ohnehin nicht mehr mit den lästigen Fördermitteln der EU herumschlagen. Eine Prise des Nagelsmann-Spirits – sie könnte jetzt schon im nächsten Gastgeberland zu spüren sein.
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