In diesem Text soll es um ein Volk gehen, das bekannt dafür ist, alles ein bisschen anders zu machen als der Rest. Die Menschen dort lieben ihre urigen Bräuche, den Genuss großer Mengen alkoholischer Getränken, ihre ungewöhnliche Landestracht und die recht eigenwilligen Musikinstrumente. Es gab und gibt Zeiten, in denen sich der etwas eigenwillige Stamm vom Rest des Landes abspalten, lieber unter sich sein wollte – und Zeiten, in denen der Rest des Landes wohl auch nichts dagegen gehabt hätte. Richtig erraten: Es geht um unser Bundesland, das schöne Bayern.
Wie passend, dass in den kommenden Wochen eine Delegation eines Landes im Freistaat verweilen wird, das für seine Liebe zu urigen Bräuchen (Baumstammwerfen, was für eine großartige Idee), den Genuss großer Mengen alkoholischer Getränken (torfiger Highland-Whisky geht nur am Anfang schwer runter), ungewöhnlicher Landestracht (nicht viele Männer können einen Rock tragen, ein Kilt wiedrum ziert jedoch die meisten Männerbeine) und die eigenwilligen Instrumenten (Dudelsack, auf die Idee muss man wirklich erst mal kommen) bekannt ist: Schottland. Insofern bildet deren Kulturgut einen harmonischen Vierklang zum bayerischen Pendant Fingerhakeln, Bier, Lederhose und Alphornbläser.
Die schottische Nationalmannschaft ist in Garmisch-Partenkirchen
Schottland ist bekanntlich nicht nur bei der Fußball-EM dabei, sondern wird auch noch das Eröffnungsspiel am Freitagabend gegen die deutsche Mannschaft bestreiten. Bevor aber in München angekickt wird, haben die Schotten ihr Heimquartier in Garmisch-Partenkirchen bezogen. Es gehört jetzt schon zu den Verdiensten dieser EM, dass die Bravehearts nun die Vorzüge von Schuhplatteln und Gamshut kennenlernen.
Eben das war angesagt, nachdem das Team am Sonntagabend angekommen war. Nach dem Check-in im Hotel „Obermühle“ stand ein Trip in die Garmischer Bayernhalle an. Dort angekommen, gab es die volle Dosis bajuwarisches Brauchtum: Eine Gruppe Trachtler führte die Kicker in die zarte Poesie des Schuhplattelns ein. Das kam speziell bei John McGinn, einem der Stars der schottischen Auswahl, recht gut an. Der Profi von Aston Villa setzte sich einen Gamshut auf und legte einen schottischen Schuhplattel-Freestyle hin. Manche Dinge passen eben so gut zusammen, dass man sich schon kurz nach deren Zusammenführung fragt, warum das nicht schon viel früher geschehen ist. Ob die Schotten und die Bayern lange aneinander Freude haben werden, ist nicht ganz sicher. Bei früheren Turnieren war für die Highland-Kicker immer nach der Vorrunde Schluss. Eines ist klar: Wenn es mit dieser Kombination im Rücken nicht mal mit dem Achtelfinal-Einzug klappt, wird es aber wirklich schwierig.