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Nach dem 1:1 gegen die Schweiz gilt jetzt: Stimmung!
![Nationaltorwart Manuel Neuer glänzte gegen die Schweiz. Nationaltorwart Manuel Neuer glänzte gegen die Schweiz.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
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Die Deutschen geben sich nach dem 1:1 gegen die Schweiz Mühe, das Tor als Erweckungserlebnis zu deuten. Das allerdings hat in der Vergangenheit schon nicht gut geklappt.
Es klang Verwunderung durch, möglicherweise sogar der Hauch von Verärgerung. "Ich glaube, wir haben das Stadion aufgeweckt, was wichtig war. Es war davor schon sehr ruhig", sagte Julian Nagelsmann, nachdem seine Mannschaft den Gruppensieg perfekt gemacht hatte. Ehe Niclas Füllkrug mit seinem fein gesetzten Kopfball den Ausgleich erzielt hatte, waren tatsächlich lange Zeit die Schweizer Fans tonangebend in der Frankfurter Arena. Möglicherweise lag das auch am Trainer der Schweizer, schließlich war Murat Yakin schon vor dem Aufwärmprogramm seiner Mannschaft die Fankurve abgegangen und hatte die Massen zum Jubeln animiert. Wahrscheinlich aber lag die aus deutscher Sicht lange Zeit durchschnittliche Stimmung schlicht am lange Zeit durchschnittlichen Vortrag der deutschen Mannschaft.
Dann aber flankte der eingewechselte David Raum auf den ebenfalls eingewechselten Füllkrug und der Rest war Lärm. Raum ordnete den Augenblick als "brutal emotionalen Moment" ein, der Torschütze hingegen wählte einen eher analytischen Ansatz. Er erzählte nach der Partie ausdauernd, wie wichtig es war, dass Raum vor der Flanke noch zwei, drei Schritte getätigt habe, da die gegnerische Verteidigung deswegen tiefer stehen musste und dass er, Füllkrug, den Ball perfekt mit der Seite seiner Stirn erwischt habe und kopfarbeitender Weise noch etwas Tempo aus der Flanke nehmen musste. Was nach "David Flanke, Fülle Kopf, Tor" aussah, kann auch tiefer analysiert werden.
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EM 2024: Das Spiel gegen die Schweiz weckt Erinnerungen an Neuville und Odonkor
Für Fans und Mannschaft zählte vorerst selbstverständlich nur, dass der Ball seinen Weg ins Netz gefunden hatte. Allgegenwärtig war plötzlich jener Geist von 2006, den David Odonkor und Olivier Neuville hervorgerufen hatten. Im zweiten Gruppenspiel der WM vollendete der Stürmer eine Hereingabe des schnellen Dortmunders und weil das Ganze in der Nachspielzeit geschah und die Deutschen vorher so vehement angelaufen waren, entlud sich die Energie der sowieso schon tosenden Masse in ein fulminantes Kollektiverlebnis.
![Das Tor von Oliver Neuville beim WM-Spiel 2006 gegen Polen war ein wichtiger Zünder des "Sommermärchens". Das Tor von Oliver Neuville beim WM-Spiel 2006 gegen Polen war ein wichtiger Zünder des "Sommermärchens".](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Anders als beim Jahrgang 2006 hatte der Treffer diesmal neben seiner emotionalen Bedeutung ganz konkrete Folgen für den weiteren Turnierverlauf. Das 1:1 sicherte den Deutschen den ersten Platz in ihrer Gruppe. Das bedeutet, dass sie sich in einem anderen Astwerk des Turnierbaums zurecht finden müssen, als es ein zweiter Platz bedingt hätte. Im Achtelfinale wird ein Gegner aus der Gruppe der Dänen, Serben, Engländer und Serben erwartet und im Viertelfinale würden voraussichtlich die Spanier als Gegner bereitstehen. Auf Strecke ist das möglicherweise der forderndere Weg in Richtung Finale. Die Deutschen haben sich aber wohlweislich von dem Ansatz verabschiedet, das Turnier vom Ende weg zu denken. Zu früh nämlich kam das Ende zuletzt reichlich früh.
Daher nun also, Schritt für Schritt. Für den kommenden könnte das späte Stadion-Erweckungserlebnis von großer Bedeutung sein. "Ganz ehrlich: Ich glaube, es hätte nicht besser laufen können am Ende", sagte Spielführer Ilkay Gündogan. Schließlich habe der Ausgleich Energie freigesetzt. Jene Energie, die dem deutschen Spiel zuvor bisweilen gefehlt hatte. Sie hatten ja kein schlechtes Spiel gemacht, waren den Schweizern sichtbar überlegen, allerdings konnten die zuvor so vorzüglichen Offensivspieler diesmal nicht die Abwehrreihe durch Dribblings, Passstafetten und Tiefenläufe in Aufregung versetzen, wie noch in den ersten beiden Spielen.
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Das EM-Remis gegen die Schweiz als emotionaler Brustlöser
Nagelsmann aber verordnete nach dem Spiel Optimismus. Für den Turnierverlauf könne ein derart umkämpftes Spiel bedeutender sein, als der nächste locker rausgeschossene Sieg. Und in der Tat lässt das Spiel ja allerhand positive Ableitungen zu. Dass die Mannschaft einen Weg findet, wenn es Widerstände zu überwinden gilt. Dass die Ergänzungsspieler sich ganz offensichtlich prächtig einfügen, wenn sie eingesetzt werden. Dass Nagelsmann einen Plan hat – und keine Eitelkeiten kennt, die einer Änderung dessen im Weg stehen.
Allerdings wähnte sich die deutsche Mannschaft auch schon bei den vergangenen drei Turnieren immer mal wieder auf der emotionalen Überholspur. Späte Treffer gegen Schweden, Ungarn und Spanien ließen das Team glauben, dass nun aber das Turnier so richtig beginne. Kurz danach war es jeweils vorbei. Diesmal allerdings wähnen sich die Deutschen aus einem weiteren Grund im Vorteil. Das Achtelfinale wird in Dortmund ausgetragen. "Wenn wir die Fans im Rücken haben, ist das das beste Stadion der Liga", weiß BVB-Stürmer Füllkrug aus Erfahrung. Außerdem sind da noch die Erfahrungen an diesen speziellen Moment 2006. Nirgendwo sonst in Deutschland wird der Fußball derart euphorisch ausgelebt. Nagelsmann wird sich nach dem kommenden Spiel wohl nicht über fehlende Lautstärke beschweren.
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Die gute Stimmung ist berechtigt, aber zukünftig nicht nur Kurzpass spielen. TickiTack ist mittlerweile Kacka. Sogar die Spanier haben umgeschaltet.