![](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/modal-user-780w.jpg)
Granit Xhaka ist der Spielertrainer bei den Schweizern
![Der Schweizer Spielmacher Granit Xhaka gibt auch auf dem Feld gerne Anweisungen an seine Mitspieler. Der Schweizer Spielmacher Granit Xhaka gibt auch auf dem Feld gerne Anweisungen an seine Mitspieler.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674498059-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Granit Xhaka hat in der Schweizer „Nati“ noch mehr Einfluss als in Leverkusen. Der Stratege beim deutschen Gruppengegner zieht nicht nur auf dem Platz die Strippen.
Es hat ganz am Anfang dieser Europameisterschaft hoch über dem Stuttgarter Talkessel ein gutes Sinnbild gegeben. Das öffentliche Training der Schweizer Nationalmannschaft ging in die Endphase, als sich auch Murat Yakin berufen fühlte, vor den vielen jugendlichen Zuschauern im Stadion auf der Waldau ein bisschen mitzumischen. Plötzlich passte der Trainer die Bälle raus auf die Flügel, ehe sie seinen Torhütern nur so um die Ohren flogen. Derweil hatte es Granit Xhaka vorgezogen, bloß noch zu beobachten. Entspannt setzte sich der Stratege auf eine Kiste. Yakin verhehlt erst gar nicht, dass die „Nati“ im Grunde doppelt angeleitet wird, wenn sie in Frankfurt im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland (Sonntag, 21 Uhr/ARD und Magenta TV) antritt. „Granit ist eine Persönlichkeit. Er ist schon jetzt ein Spielertrainer."
Nationalcoach und Regisseur, beide in Basel mit Einwanderungsgeschichte aufgewachsen, sind eine Allianz eingegangen, in der die Grenzen beim Coaching verschwimmen. Weil Xhaka im Nationalteam fast noch mehr Einfluss ausübt als bei Bayer Leverkusen. Vor zwei Jahren startete der Mittelfeldmann noch beim FC Arsenal seine UEFA-B-Lizenz. Im Sommer vergangenen Jahres begann Xhaka mit der A-Lizenz, im Frühjahr hospitierte er zusätzlich noch beim Fünftligisten SC Union Nettetal. Seit er die Fußballlehrer-Lizenz erworben habe, verriet der 31-Jährige, „habe ich das Gefühl, einen Spieler anders lesen zu können. Ich bin ein besserer Spieler geworden“.
Der Perspektivwechsel habe ihn definitiv weitergebracht, erzählte er als bester Spieler nach dem EM-Start gegen Ungarn (3:1). Der Lenker und Denker wollte in Köln nur nicht missverstanden werden: Noch sei schon das Ziel, „so lange wie möglich zu spielen“, aber die Theorie habe ihm geholfen, in der Praxis einen Schritt weiterzukommen. Sein Reifeprozess, seine Emotionen viel besser zu kanalisieren, hat damit auch zu tun.
EM 2024: Der Schweizer Xhaka dirigiert mehr als Toni Kroos
Die Schweizer Nummer zehn spielt mit Händen und Füßen. Noch mehr als Toni Kroos weist er die Kollegen deutlich an, welches Tempo und welche Passfolgen sie veranschlagen sollen. Als Rhythmusgeber wirkt er omnipräsent. Frankfurt erlebt einen Wettstreit auf dieser Schlüsselposition. Wer ist der Leistungsstärkste im Maschinenraum? Ein Spielmacherduell auf Weltklasseniveau.
Der Rekordnationalspieler der Schweiz (127 Einsätze) stellte den zentralen Teil einer meisterlichen Achse, die von Torwart Yann Sommer und Abwehrchef Manuel Akanji komplettiert wird. Der eine gewann den Titel mit Inter Mailand in Italien, der andere mit Manchester City in England. Wie Kroos mit seinem Kumpel Robert Andrich einen Bodyguard neben sich hat, kann Xhaka auf Remo Freuler vertrauen. „Granit ist wie ein guter Wein: Je älter er wird, desto besser wird er. Über seine Führungsqualitäten brauchen wir nicht zu sprechen”, sagt der Abräumer vom FC Bologna.
Xhaka spricht gerne über Mentalität
Xhaka hat die Rückkehr in die Bundesliga vergangenen Sommer viel besser getan, als viele dachten. Dass die Werkself eine neue Mentalität verkörperte, hatte mit seiner Verbissenheit zu tun. Über Mentalität spricht er gerne. Über Identität ungern. Nur so viel: „Wenn ich nicht gerne für die Schweiz spielen würde, hätte ich nicht über 125 Länderspiele.“ Er versteht sich längst als integrative Figur, nicht als polarisierender Faktor.
Keine Energie verschwendet er an den Gedanken, dass nach einer Spielzeit mit so vielen Höhepunkten die Kräfte nicht mehr reichen. „Ich habe mir diese Saison eine Challenge gestellt, da bin ich auf einem sehr guten Weg. Was die Challenge ist, bleibt bei mir.“ Er erwähnt allerdings gerne, dass er für Turniere inzwischen so viel einpacke, dass die Klamotten bis zum Finale reichen würden.
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.