Die deutsche Mannschaft hat beim 1:1 gegen die Schweiz kein gutes Spiel gemacht. Aber sie hat eine in der zweiten Halbzeit leidenschaftliche Leistung gezeigt. Für den weiteren Turnierverlauf könnte das wichtiger sein, als ein weiterer problemlos herausgespielter Erfolg.
Erfolgreiche Sportler zeichnet es aus, positive Resultate zu erzielen, wenn sie gerade nicht ihr Leistungsmaximum abrufen können. Wenn nicht nur die Tagesform über Sieg und Niederlage entscheidet. Dann gilt: Transpiration schlägt Inspiration. Die deutsche Mannschaft musste bei dieser EM erstmals Widerstände überwinden: Rückstand, die Gelbsperre von Jonathan Tah, zudem eine erste schwächere Leistung der bislang überragenden Jamal Musiala und Ilkay Gündogan.
Julian Nagelsmann hat der Mannschaft Selbstvertrauen gegeben
Dass die deutsche Mannschaft trotzdem noch einen Punkt und somit den Gruppensieg geholt hat, ist auch ein Verdienst von Julian Nagelsmann. Er hat die Mannschaft aus der verunsicherten Lethargie der Amtszeit von Hansi Flick geholt. Dass in der Schlussminute noch der Ausgleich gefallen ist, kann Selbstvertrauen geben. Selbstvertrauen, auch Widerstände zu überwinden.
Allerdings dachten die Deutschen auch bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften, dass sie nach späten Treffern in entscheidenden Spielen (gegen Schweden 2018 und gegen Spanien 2022) auf dem richtigen Weg wären. Es kam anders. Der Erfolg ist kein Besitz – er ist nur gemietet und jeden Tag ist die Miete fällig. Hat einst Flick gesagt. Während seiner erfolgreichen Bayern-Zeit.
Die deutsche Mannschaft hat sich selbst bewiesen, dass sich Erfolg, Glaube und Wille lohnen können. Dass sie über zusätzliche Möglichkeiten verfügt, wenn die feinfüßigen Spielgestalter mal keinen guten Tag haben. Für das deutsche Team ist dieses Unentschieden wichtiger als ein Sieg. Das 1:1 sollte das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten steigern.