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Fußball-EM 2024: Die Nationalmannschaft will gegen Schottland eine unrühmliche Serie brechen

Fußball-EM 2024

Die Nationalmannschaft will gegen Schottland eine unrühmliche Serie brechen

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    Jetzt auch mit Emre Can: Der Kader der deutschen Nationalmannschaft.
    Jetzt auch mit Emre Can: Der Kader der deutschen Nationalmannschaft. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Es ist eine moderne Unart, dass die Arbeit einen bis in den Urlaub verfolgt. Wenn der Stift fallen gelassen wird, muss er zu Hause mitunter wieder aufgenommen werden. Weil: Irgendwas ist ja immer. Besonders ärgerlich sind die Anrufe des Chefs, dass am freien Tag doch gearbeitet werden muss, weil der Herr Kollege mal wieder ausfällt. In dieser Hinsicht nun unterscheiden sich Profi-Fußballer von Profi-Lehrern. 

    Emre Can beispielsweise habe "sofort seine Begeisterung und Bereitschaft geäußert, zur Mannschaft zu stoßen", zitierte der DFB Bundestrainer Julian Nagelsmann in einer Pressemitteilung. Nicht alles, was in Pressemitteilungen steht, trifft die Wahrheit punktgenau. Wenn von beiderseitigem Einverständnis bei Trainerentlassungen die Rede ist, darf das gemeinhin angezweifelt werden. Im Falle Cans aber ist davon auszugehen, dass der Mittelfeldspieler tatsächlich recht glücklich ist, an der Europameisterschaft teilnehmen zu dürfen. Cans Glück ist Pavlovics Pech, der mit einer Mandelentzündung passen muss.

    DFB: Pavlovic und Can spielen nicht die erste Geige

    Wirklich besonders an dem ganz und gar gängigen Prozedere einer Nachnominierung sind die darauf folgenden Reaktionen. Schließlich handelte es sich weder bei Pavlovic noch bei Can um eine Personalie, von der Glück und Pech des deutschen Fußballsommers abhängen sollte. Würde der Kader immer noch 23 Spieler betragen wie bei vergangenen Turnieren, würde sich vermutlich keiner der beiden im Kreise der Nationalmannschaft aufhalten. Aber es ist nun mal Europameisterschaft und wenn Toni Kroos behauptet, das "ganze Land" fiebere mit, sind die Diskussionen um Can ein Indiz für die Richtigkeit der Behauptung. 

    Nagelsmann hätte auch Leon Goretzka ins Teamquartier einladen können. Oder den Stuttgarter Angelo Stiller. Er entschied sich aber für den etwas robusteren Dortmunder. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass sich der BVB-Kapitän aufgrund des Champions-League-Endspiels zwei Wochen länger im Training befand als die schon früher urlaubende Konkurrenz.

    Wenn am Freitag um 21 Uhr das Eröffnungsspiel gegen Schottland angepfiffen wird (ZDF), wird Can auf der Bank Platz nehmen. Über seine unmittelbaren Nachbarn gibt es kaum Diskussionen, schließlich hatte sich Nagelsmann früh auf eine Stammelf festgelegt. Lediglich Kapitän Ilkay Gündogan konnte neben Manuel Neuer als einziger Spieler in den vergangenen beiden Testspielen gegen die Ukraine und Griechenland kaum überzeugen. Den 33-Jährigen ficht das aber kaum an. Er weiß um seine Stärken. Bei der vergangenen WM galt er als Wackelkandidat, die deutsche Mannschaft fiel aber erst in sich zusammen, als Hansi Flick Gündogan im ersten Spiel gegen Japan auswechselte. Für ihn kam übrigens Goretzka ins Spiel.

    Die Niederlage gegen Japan war die dritte Pleite hintereinander im ersten Turnierspiel der deutschen Mannschaft. Das geziemt sich natürlich nicht für eine Auswahl, die einst als "Turniermannschaft" galt. Gegen Schottland nun soll die Serie gebrochen werden. Und wenn die raren Trainingseindrücke, die Beobachtern vergönnt sind, nicht täuschen, stehen die Chancen gut.

    Das deutsche Team verfügt über allerhand Talent

    Es sind zahlreiche Kleinkunstwerke, die das Team zeigt. Das schnelle Klatschen des Balles, wenn er den Fuß verlässt: Musik für Sportfreunde. In den vergangenen beiden Testspielen gelang es der Mannschaft allerdings nur selten, diese Fertigkeiten auch auf großer Bühne zu zeigen. Das EM-Eröffnungsspiel ist eine ziemlich große Bühne. Allerdings dürften eher die Deutschen als die Schotten an eine solche gewohnt sein. 

    Personell kann Bundestrainer Nagelsmann aus dem Vollen schöpfen. Leroy Sané, der lange wegen seiner Schambeinprobleme ausfiel, sei "schmerzfrei und kann eingesetzt werden". Ansonsten hofft der 36-Jährige auf die Unterstützung der Nation: "Ich will, dass wir als Land vereint die deutsche Nationalmannschaft nach vorne peitschen, auch im Stadion. Es ist enorm wichtig. Wir müssen den Heimvorteil, den wir haben, auch irgendwie nutzen."

    Mit Can und Hummels standen am Anfang und am Ende der Vorbereitung Dortmunder Spieler im Blickpunkt. Dabei sind doch eigentlich die Bayern dafür bekannt, Alfa und Omega gleichermaßen für sich zu beanspruchen. Und jetzt wechseln die Borussen auch noch einen Tag vor dem Eröffnungsspiel der EM ihren Trainer. Ob das nun im beiderseitigen Einvernehmen geschah, tut nur wenig zur Sache. Die Arbeit verfolgt den Kapitän der Dortmunder bis weit in den Urlaub hinein. Immerhin hat er bei der Nationalmannschaft nun ein wenig Ruhe. Oder auch nicht. Das deutsche Team hat es ab 21 Uhr selbst in der Hand.

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